Nicht nur die Saudis und Kataris tragen die angekündigte Kapitalspritze der Credit Suisse. Gerüchteweise will sich auch eine Schweizer Gruppe in grossem Stil engagieren. Doch die Spur ist noch diffus.

Am 23. November stimmen die schwer geprüften Aktionäre der Credit Suisse (CS) über eine weitere Kapitalerhöhungen für die taumelnde Grossbank ab: Aktien im Gegenwert für 1,76 Milliarden Franken sollen dannzumal ausgegeben werden.

Hinzu kommen weitere 2,24 Milliarden Franken, welche die CS über Bezugsrechte einspielen will. Insgesamt hofft die Bankführung auf einen Erlös von 4 Milliarden Franken, um den Umbau des Unternehmens zu finanzieren und die Kapitalbasis zu äufnen. Die Quote des harten Eigenkapitals (CET1) ist im vergangenen dritten Quartal von 13,5 auf 12,6 Prozent abgesackt. 10 Prozent markieren das regulatorische Minimum.

Bereits ist klar, dass die in Staatsbesitz befindliche Saudi National Bank (SNB) davon 1,5 Milliarden Franken stemmen will. Einem Bericht der gewöhnlich gut informierten «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) zufolge will auch der Staatsfonds von Katar (QIA) seinen Anteil erhöhen. Weiteres Geld soll schliesslich von einer «Schweizer Gruppe» kommen, so das Blatt. Dabei handle es sich aber nicht um eine konkurrierende Bank, so der Bericht.

Doch um wen sonst? Die CS mochte auf Anfrage hin keinen Kommentar abgeben. Am Bankenplatz wird hingegen rege diskutiert, welcher hiesige Grossinvestor am 23. November ins Rampenlicht treten könnte. finews.ch hat vier Szenarien auf ihre Plausibilität getestet.

1. Auf den Spuren der Allfinanz

Szenario: Schweizer Versicherer haben das nötige Geld und den langfristigen Horizont, um ein grosses Investment bei der CS zu wagen. Dabei könnten auch operative Überlegungen eine Rolle spielen: Seit Finanzmanager ihr Geschäft als «Ökosystem» begreifen, sind Bancassurance-Partnerschaften zwischen Banken und Versicherern hierzulande wieder salonfähig geworden. Sinnigerweise war es gerade die CS, welche das Konzept der «Allfinanz» zuvor gründlich entzaubert hatte. Der Zusammenschluss mit den Winterthur Versicherungen (heute Axa) vom Jahr 1997 endete in den Nullerjahren in einem bösen Flop.

Plausibilität-Check: Aus der Sicht eines langfristigen institutionellen Investoren könnte ein Einstieg bei der CS sowohl als Finanzinvestment wie auch aufgrund möglicher operativer Synergien Sinn ergeben. Allerdings sind die meisten grossen Versicherer hierzulande börsenkotiert. Wegen der Grösse des Deals hätten sie deshalb frühzeitig die Anleger über ihre Absichten unterrichten müssen. Das spricht gegen dieses Szenario.

2. Im Fadenkreuz der Finanzinvestoren

Szenario: Auf einen deutlich kürzeren Zeithorizont hinaus investieren Privatmarkt-Firmen. Auch sie könnten Interesse am «Turnaround-Fall» CS zeigen. Dies umso mehr, als es am Private-Equity-Markt gerade an grossen Zielen mangelt. Mit grosser Sicherheit würden sie aber einen Verwaltungsrat stellen und die Strategie von CS-Chef Ulrich Körner allenfalls beschleunigen wollen. Dessen Renditeziel von 6 Prozent bis 2025 wird nämlich als unzureichend erachtet, um die Kapitalkosten der Bank einzuspielen.

Am Finanzplatz werden die Namen der Zuger Privatmarkt-Spezialistin Partners Group sowie auch die Schweizer Niederlassung der schwedischen Aktivistin Cevian ins Spiel gebracht.

Plausibilität-Check: Partners Group erklärte auf Anfrage von finews.ch, nicht involviert zu sein. Die Vermögensverwalterin investiert höchst selten in börsenkotierte Unternehmen, wie die CS eines ist. Dass sich die Bankführung bei all den gewaltigen Herausforderungen auch noch einen aktivistischen Finanzinvestor ins Haus holt, klingt ebenfalls nicht plausibel.

3. Sentimentale Mäzene

Szenario: Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die Grossbank bei der Kapitalspritze nach dem Archegos-Debakel im April 2021 auf das Engagement von reichen Privatkunden und Family Offices stützen konnte. Kenner der Szene sind aber der Meinung, dass jene Akteure sich diesmal zurückhalten, und zwar aufgrund der Erwartung, dass die CS mittelfristig ihre Kapitalkosten nicht einspielen kann. Family Officer können bestens rechnen.

Hingegen könnten sich ein oder mehrere schwerreiche Mäzene überreden lassen, mit Blick auf die Historie der CS als Pionierin des Schweizer Bankwesens einige Millionen zu spenden. Ins Spiel gebracht wird hier der Medtech-Milliardär und Wahlamerikaner Hansjörg Wyss, von dem bekannt ist, dass er auch Kunde der Bank war oder dies immer noch ist. Wyss ist Schweizer Finanzfirmen zumindest nicht abgeneigt. So ist er vor zwei Jahren überraschend bei der Zürcher Bellevue Gruppe eingestiegen.

Plausibilität-Check: Ein Engagement mehrerer schwerreicher Einzelpersonen bei der CS ist denkbar. Allerdings nur, wenn diese nicht auf kurzfristige Rendite aus sind.

4. Die «Schweiz AG» rauft sich zusammen

Szenario: Es sei sträflich, dass Bund, Behörden, aber auch Schweizer Unternehmen bei der CS nur zuschauten – und die Rettung der systemrelevanten Bank Akteuren aus dem Nahen Osten überliessen, kommentierte finews.ch kürzlich. Doch möglicherweise sind einige Unternehmer insgeheim zur Einsicht gekommen, dass die Schweiz zwei internationale Grossbanken braucht.

Plausibilität-Check: Im Firmenkreditwesen ist die CS die führende Bank im Land, so rasch kann sie nicht ersetzt werden. Das spricht für ein Interesse der «Schweiz AG». Allerdings könnte künftig etwa eine Deutsche Bank mit ihrer internationalen Vernetzung den Part als Alternative zur UBS für Schweizer Exporteure übernehmen. Gegen das Engagement einer Gruppe von Unternehmen spricht ausserdem, dass eine solche Aktion schwierig zu koordinieren und noch schwieriger geheimzuhalten wäre.

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