Der Chef der Schweizer Einheit der Credit Suisse, André Helfenstein, ist zuversichtlich, dass die Grossbank die derzeitige Krise gut überstehen wird und gestärkt daraus hervorgeht. Mit der Reputation harzt es allerdings noch.

Die Strategieankündigung der Bank Ende Oktober sei bei den Kunden und im Markt «prinzipiell gut angekommen», sagte der Chef der Credit Suisse Schweiz André Helfenstein in einem Interview mit der «NZZ».

Die Probleme der Bank seien nicht im Heimatmarkt entstanden, sondern ausserhalb. Das habe auch auf die Stimmung in der Belegschaft und bei den Kunden Auswirkungen gehabt. «Einerseits sind die Mitarbeiter verunsichert, ermüdet, auch frustriert. Es war ein schwieriges Jahr für die Bank, obwohl viele Mitarbeiter, gerade in der Schweiz, sehr gute Arbeit abgeliefert haben. Andererseits besteht eine gute Energie, ein starker Zusammenhalt in der Organisation.»

Von der Konkurrenz angegriffen

Details dazu, ob die Bank bei den Kundengeldern in der Schweiz die Abflüsse habe stoppen können, nannte Helfenstein nicht. Wichtig sei dabei, die Kunden wieder und wieder zu treffen. «Mit der Reputation des Instituts, mit dem Lärm um die CS sind die Kunden sehr unglücklich. Doch die Bindung zu den Beratern gab den Ausschlag, ob die Kunden blieben oder nicht.»

Die Personalfluktuation liege derzeit nur marginal über dem üblichen Level. «Natürlich werden wir von der Konkurrenz angegriffen, aber wir haben in der Schweiz kein grundsätzliches Problem mit Abgängen.» Das betreffe vor allem Bereiche wie Kundenberatung und Technologie, aber auch Spezialfunktionen, wie etwa im Bereich Digitalisierung.

Weniger volatile Bank

Der neue Kurs der Bank sei der richtige Weg, betonte der Schweiz-Chef. «Mit der neuen Strategie schaffen wir eine stabilere, weniger volatile Bank. Das nützt der Schweiz und stärkt ihre Position im Unternehmen.» Der Personalabbau betreffe die Schweiz relativ gesehen weniger stark. «Er wird im Schweizer Geschäft daher nicht zu radikalen Veränderungen führen.»

Die Bank will bis 2025 die Zahl der Mitarbeitenden weltweit um rund 9'000 auf dann 43'000 reduzieren. Davon entfallen 2'000 auf die Schweiz. Das beziehe sich auf alle in der Schweiz angesiedelten Einheiten, dazu gehören auch viele Gruppenfunktionen, betont der Manager.

Stellen und Personen unterscheiden

In seiner Verantwortung würden rund 6’000 der 16’000 CS-Mitarbeitenden in der Schweiz stehen, so Helfenstein weiter. «Wichtig ist es, Stellen und Personen zu unterscheiden. Dank unseren Sozialplänen haben wir es immer geschafft, denjenigen Mitarbeitern eine neue Chance zu geben, die vom Stellenabbau betroffen waren.»

Zum neuen Digitalangebot für Privatkunden CSX äusserte er sich positiv. «Wir haben uns für 2022 eine Kundenzahl von über 200’000 als Ziel gesetzt. Dieses Ziel haben wir deutlich übertroffen und vor ein paar Tagen die Marke von 300’000 geknackt.»

Beim Blick nach vorn ist er optimistisch. Schwierige Zeiten würden zusammenschweissen. «Viele Kunden sagen uns: Sie spürten, dass die CS-Mitarbeiter unbedingt gute Arbeit liefern wollten. Wenn diese Krise vorbei ist, werden wir stärker dastehen als zuvor.»

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