Eine Schweizer Investorengruppe wehrt sich gegen die Offerte des britischen Vermögensverwalters Liontrust. Das Angebot bewerte die Schweizer Fondsgesellschaft GAM zu tief. Auch rechtliche Schritte gegen die Übernahmekommission werden geprüft.

Das Übernahmeangebot der britischen Liontrust Asset Management für die Schweizer Fondsgesellschaft GAM stösst nicht überall auf Gegenliebe. Eine Investorengruppe, bestehend aus der Genfer Gesellschaft Newgame (geschrieben NewGAMe) und dem Westschweizer Vermögensverwalter Bruellan, ist der Ansicht, dass die Offerte GAM unterbewertet. Sie erwägt, das Angebot von Liontrust zu den gegenwärtigen Bedingungen nicht anzunehmen.

Kritik an der Offerte

Das Angebot reflektiere nicht die erheblichen Vorteile, die ein erfolgreicher Turnaround für die bisherigen Aktionäre von GAM bringen könnte, heisst es in einer Medienmitteilung vom Freitag. Zusammen halten die beiden Investoren nach eigenen Angaben rund 8,3 Prozent des ausgegebenen Aktienkapitals von GAM. Wie finews.ch bereits früher berichtete, bezweckt die Investorengruppe, «gewisse Entscheide in Bezug auf die Beteiligung an GAM zu koordinieren».

Weiter kritisieren die Investoren, dass Liontrust nur eigene Aktien anbiete und kein Barangebot mache. Damit seien die GAM-Aktionäre der Volatilität der Liontrust-Aktien ausgesetzt, ohne einen fixen Preis für ein Unternehmen mit erheblichem inneren Wert zu erhalten, wird kritisiert.

Niedriges Übernahmeangebot

Gemäss dem am Donnerstag publizierten Angebot erfolgt die Übernahme von GAM durch die Ausgabe von 9,4 Millionen neuen Stammaktien von Liontrust. Für jede GAM-Aktie bietet die Käuferin 0.0589 Liontrust-Aktien.

Basierend auf dem volumengewichteten Durchschnittskurs der Liontrust-Aktie und dem Wechselkurs des Schweizer Franken zum britischen Pfund der letzten 60 Handelstage wird die GAM-Aktie mit 0.6723 Franken und das Unternehmen mit rund 107 Millionen Franken bewertet. Am Tag vor dem Angebot schloss die Aktie mit einem Kurs von 0.801 Franken.

Die Investorengruppe weist zudem darauf hin, dass die von Liontrust vorgeschlagene Transaktion mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sei, da das Risiko eines erfolglosen Ausstiegs aus dem Fondsverwaltungsgeschäft von GAM in Luxemburg und der Schweiz auf die GAM-Aktionäre überwälzt werde.

Rechtliche Schritte gegen die Übernahmekommission?

Nicht zuletzt prüfe man, ob rechtliche Schritte gegen die Schweizerische Übernahmekommission gerechtfertigt seien, heisst es weiter. Deren Verfügung, die am Donnerstag publizert wurde, erlaube es Liontrust, ihr Angebot von einem erfolgreichen Rückzug von GAM aus dem Fondsverwaltungsgeschäft in Luxemburg und der Schweiz abhängig zu machen.

Die Verfügung sieht zudem vor, dass Liontrust wesentliche Ausnahmen von den schweizerischen Übernahmeregeln gewährt werden, insbesondere von der Pflicht, den GAM-Aktionären eine Baralternative anzubieten und die Bestpreisregel einzuhalten.

Nie wieder erholt

GAM war in Turbulenzen rund um den Lieferketten-Finanzierer Greensill Capital verwickelt. Nach der Suspendierung eines prominenten Fondsmanagers blieb das Unternehmen angeschlagen, Kunden hatten damals Gelder in Milliardenhöhe abgezogen. Der Aktienkurs von GAM brach ein. Als Folge des Skandals trat später auch der damalige CEO Alex Friedman zurück.

Von diesen Rückschlägen hat sich GAM auch nach einschneidenden Sanierungsmassnahmen unter dem amtierenden Chef Peter Sanderson nicht mehr erholt. Der Aktienkurs ist seit Anfang 2018 um mehr als 95 Prozent gefallen, Kunden haben kontinuierlich Gelder abgezogen und Grossaktionäre wie Bantleon ihr Engagement reduziert, während die Unternehmensergebnisse ein ums andere Mal enttäuschten. Bereits 2022 beauftragte die Gruppe die UBS, ihr beim Verkauf zu helfen.

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