Dem scheidenden SIX-CEO Urs Rüegsegger ist in seiner Amtszeit der grosse Wurf nicht gelungen. Er hätte mehr gewollt, sagt er im Interview.

Noch gut sechs Monate, dann räumt Urs Rüegsegger seinen Stuhl als CEO der SIX Gruppe. Sein Leistungsausweis nach neun Jahren an der Spitze des Schweizer Finanzdienstleisters und Börsenbetreibers ist nicht nur glänzend, wie Rüegsegger selber in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» durchblicken lässt.

Aussagen wie «Da hatte ich höhere Ansprüche» oder «Das ist nicht gelungen» sprechen dafür, dass Rüegsegger sich als SIX-CEO an das Machbare gehalten hat – nicht an die Erfüllung grosser strategischer Visionen.

Statt Euronext gekauft Zahlungsdienstleistungen ausgebaut

Da ist zum Beispiel die gut gefüllte «Kriegskasse« der SIX. Eine Übernahme der Euronext hätte in mancherlei Hinsicht wohl Sinn gemacht. Doch Rüegsegger sagt: «Wir wollten nie die Euronext übernehmen.» Es habe nichts gegeben, was die SIX jemals unbedingt gewollt, aber nicht bekommen habe.

Gekauft hat Rüegsegger dafür einen österreichischen und einen Luxemburger Zahlungsdienstleister, womit die SIX ihre internationale Präsenz ausgebaut habe.

Doch keine «Superbank»

Nicht entwickelt hat sich unter Rüegsegger auch das Outsourcing-Geschäft für Schweizer Banken. «Ich hätte sicher mehr übernehmen wollen», so der 55-Jährige. «Statt den grossen Wurf machen wir jetzt in kleinen Schritten das Mögliche.»

Der grosse Wurf wäre beispielsweise die «Superbank» gewesen, welche Rüegsegger selber auf finews.ch promotet hatte. Dabei wäre es um die Auslagerung der Backoffices der UBS und der Credit Suisse an die SIX gegangen.

Inzwischen ist auch Rüegsegger von dem Vorhaben wieder abgerückt. Allein schon die Internationalität der beiden Grossbanken überstiegen den Erfahrungsschatz der SIX, sagt er.

Bancomaten betreiben und Produkteinformation

Stattdessen konzentriere sich die SIX nun auf Dienstleistungen wie die Datenlieferung beim automatischen Informationsaustausch. Ausserdem betreibe die SIX Bancomaten und stelle Banken Produktinformationsblätter zur Verfügung.

Ein Plan von Rüegsegger war es auch gewesen, mehr internationale und vor allem indische und chinesische Unternehmen an die Schweizer Börse zu bringen. «Das ist bisher nicht gelungen», muss er einräumen.

Twint: Zu wenig, zu langsam

Unzufrieden ist Rüegsegger auch mit der von der SIX mitentwickelten Bezahl-App Twint (zuvor Paymit). Die Markteinführung verlaufe zu langsam, übt er Kritik. «Um Twint als Zahlungsmittel zu etablieren, reichen die Downloads noch nicht.»

Twint ist bislang eine halbe Million mal heruntergeladen worden. Zum Wettbewerb den internationalen Bezahl-Anbietern Apple, Samsung oder Alibaba sagt Rüegsegger klipp und klar: «Wenn wir es nicht gut machen, sind wir weg vom Fenster.»

Zur Zukunft der SIX bleibt Rüegsegger schwammig. «Wir wollen erfolgreich sein», sagt er lediglich und nimmt dabei Bezug auf die Verlagerung von 100 Arbeitsplätzen nach Warschau. Die SIX müsse ihre Kostenstruktur im Griff haben. Dazu gehöre auch die Abwägung, wo das Unternehmen welche Leistungen erbringe.

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