Der Schweizer Asset Manager GAM baut still und leise wieder ein Team in dem Bereich auf, der das Unternehmen in die Krise gestürzt hat. Der Fondsmanager im Zentrum des Skandals will seine Absetzung allerdings nicht einfach hinnehmen, wie finews.ch erfahren hat. 

Alex McKnight GAM 160Letzten Herbst sah sich der Zürcher Asset Manager GAM nach einem Whistleblower-Skandal gezwungen, einen Fonds mit festverzinslichen Produkten zu schliessen, die daraus resultierende Krise hallt bis heute nach. Trotzdem legt das Unternehmen nun wieder ein Vehikel auf, welches auf derselben Strategie basiert, wie finews.ch erfahren hat.

Alex McKnight verwaltet seit Kurzem einen sogenannten GAM total return bond fund, wie ein Sprecher des Unternehmens sagte. Die Strategie ist dabei «unconstrained», McKnight kann also in jedes Fixed-Income-Produkt investieren, welches ihn interessiert.

Damit tritt er in die Fussstapfen von Tim Haywood, der letzten Juli als Manager eines ebensolchen Fonds suspendiert wurde. McKnight hatte Haywoods Vehikel danach zusammen mit Jack Flaherty übernommen und heruntergefahren. 

Einspruch abgelehnt

Erst vor einem Monat hat GAM einen Einspruch von Haywood gegen seine Entlassung wegen groben Fehlverhaltens im Februar abgelehnt – zehn Monate nach seiner ursprünglichen Suspendierung und 19 Monate nachdem erstmals ein Whistleblower Alarm geschlagen hatte. Der geschasste Fondsmanager sagte allerdings zu finews.ch, er sei nicht gewillt, diesen Entscheid zu akzeptieren. 

Nun habe er dem Unternehmen angeboten, einen Schlichtungsprozess zu beginnen, wie ihn das britische Recht für Konflikte zwischen Arbeitgebern und Angestellten vorsieht. GAM habe darauf allerdings noch nicht geantwortet, so Haywood. Die Firma selbst wollte keine Stellung dazu nehmen. 

Silent Fund Launch

Bei McKnights Fonds, dessen Strategie als Ersatz für Haywoods Angebot gelten kann, handelt es sich nicht um ein neues Vehikel. Es wurde früher von Enzo Puntillo verwaltet, der GAM im Dezember verlassen hat. Dass McKnight diesen Fonds dazu nutzt, die Anlagestrategie wiederzubeleben, war allerdings bisher nicht bekannt. 

In seinem Team sind drei weitere Vermögensverwalter, welchen auch auf die Expertise der anderen Fixed-Income-Teams von GAM zur Verfügung steht – zum Beispiel desjenigen von Paul McNamara, welcher einen Fonds mit Schwellenländer-Anleihen leitet. In McKnights wiederbelebten Fonds liegen derzeit 190 Millionen Franken, er wurde allerdings noch nicht gegenüber den Kunden vermarktet. 

Dementsprechend mickrig nimmt sich die Summe im Vergleich zu den 16 Milliarden Franken aus, welche Haywood auf dem Höhepunkt im Jahr 2013 kontrollierte. Obwohl GAM aufgrund des Haywood-Skandals seit letztem August mehr als die Hälfte seines Marktwerts eingebüsst hat, glaubt man dort offenbar immer noch an das Potenzial des «uneingeschränkten» Investment-Ansatzes. 

Stunde der Wahrheit im Juli

Zwar sollten bis nächsten Monat zwischen 99,6 Prozent und 101 Prozent der Investorengelder aus Haywoods sogenanntem Absolute Return Bond Fund zurückgezahlt sein, wie GAM im Mai sagte. Doch der Whistleblower-Skandal hat das Unternehmen bis in die Grundfesten erschüttert: Letztes Jahr zogen die Kunden mehr als 20 Milliarden Franken ab. Anlässlich der Halbjahrespräsentation am 30. Juli wird sich herausstellen, ob es dem neuen CEO David Jacob gelungen ist, die Abflüsse zu stoppen.

Neben den Abflüssen musste GAM letztes Jahr auch einen Verlust verbuchen. Dementsprechend strich das Unternehmen die Dividende und legte ein Sparprogramm auf. Den resultierenden Unmut der Aktionäre bekam der Verwaltungsrat im Mai zu spüren, als diese an der Generalversammlung die Décharge verweigerten. 

Haywood bleibt dran

An derselben Versammlung zeigte auch Haywood, dass er kein Interesse daran hat, die Vergangenheit ruhen zu lassen: Er wollte als Redner auftreten, wurde allerdings nicht hineingelassen. 

Immerhin scheint von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) keine Bedrohung im Zusammenhang mit dem Whistleblower-Skandal auszugehen. Laut mehreren mit der Sache vertrauten Auskunftspersonen hat sie den Fall nicht untersucht. 

Doch ausgestanden ist die Krise auch von regulatorischer Seite noch nicht: Erst diese Woche forderte ein einflussreicher britischer Politiker, die Financial Conduct Authority – das dortige Pendant zur Finma – sollte den Fall untersuchen. 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.25%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel