Nach einem Corona-bedingten Einbruch im Vorjahr haben die Schweizer Wagniskapital-Firmen 2021 wieder richtig Tritt gefasst. Als begehrtes Ziel erwies sich die Fintech-Szene, wie eine neue Studie zeigt.

Als gäbe es die Krise nicht: so liesse sich die Statistiken des Swiss Venture Capital Report betiteln. Die Ausgabe 2022 wurde heute Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt, es ist dies der zehnte Report seit dem ersten Erscheinen im 2012.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, investierten die Risikokapital-Geber zum ersten Mal mehr als 3 Milliarden Franken in einem Jahr in junge Unternehmen, das entspricht einem Plus beim Volumen von 44 Prozent zumVorjahr.

Kometenhafter Anstieg

Dabei vollzog die Fintech-Branche einen Riesensprung und überholte mit den investierten 875,9 Millionen Franken sowohl die Investitionen in die Biotech- als auch die ICT-Industrien. Zum Vergleich: Im ersten Report von 2012 wurde im Fintechbereich gerade mal Investitionen in der Höhe von 1 Million Franken verzeichnet.

Eine Kapitalisierungsrunde stach im vergangenen Jahr alle anderen um ein Vielfaches aus, nämlich die Series C-Finanzierung des deutsch-schweizerischen Insurtechs Wefox. Die in Zürich domizilierte Holding holte ganze 584,5 Millionen Franken, wie der Report nochmals ausweist. Die zweitgrösste Summe heimste die Lausanner ICT-Firma Nexthink mit 161,7 Millionen Franken ein, während das Biotech Anaveon, das im Immun-Onkologie-Bereich tätig ist, 110 Millionen Franken erhielt.

Konsolidierung im Biotech-Bereich

Die Biotech-Industrie war die einzige der ausgewiesenen Branchen, welche im abgelaufenen Geschäftsjahr etwas weniger Geld generierte – nämlich «nur» noch 767,5 Millionen statt wie 2020 noch über 800 Millionen. Dies ist allerdings durch mehrere Faktoren begründet.

So waren es im Jahr 2020 die Biotechs, die mit überdurchschnittlichem Wachstum die Risikokapitalindustrie vor einem viel höheren Einbruch bewahrt hatten. Zudem wurden ganze fünf Biotechfirmen letztes Jahr an die Börse gebracht und damit finanziell neu aufgestellt. Auch sind nach wie vor 9 von den 20 grössten Finanzierungsrunden in der Biotechbranche zu finden.

Zürich, Waadt und Zug als Lokomotiven

Was in der Statistik weiter auffällt, ist die kantonale Verteilung der Firmen. Zürich, das Waadtland und Basel Stadt attrahierten ganze 2,23 Milliarden Franken an Risikokapital, also mehr als zwei Drittel des Totals.

Auch Zug, der Tessin, Luzern und Schwyz konnten sehr gute Zahlen ausweisen, was teilweise mit dem Boom im so genannten Crypto Valley rund um den Zugersee begründet ist. Am vergangenen Dienstag zeigte ein Bericht bereits eindrücklich das Wachstum der Fintechindustrie auf. Der Wertzuwachs der 50 grössten Firmen im Crypto Valley belief sich 2021 auf 464 Prozent.

Andere, auch ungleich grössere Regionen könnten da neidisch werden. So ist der Kanton Bern mit gerade mal 36 Millionen Franken an gewonnenem Risikokapital im Vergleich zur Bevölkerungsgrösse markant untervertreten, wie der Bericht zeigt.

Neue Anbieter, neue Fonds

Das ausgewiesene Wachstum hat nicht nur mit der grossen Zahl von jungen Firmen in der Schweiz zu tun, sondern zeigt auch, wie das Lager der «Business-Angel» stetig wächst. So sind mittlerweile 35 Fonds von hiesigen Firmen aufgelegt, in welche institutionelle Investoren einsteigen können, wie im Bericht nachzulesen ist. Der von Fintechs oft gehörte Vorwurf, Wagniskapital sei hierzulande viel zu knapp, scheint sich damit zu entkräften.

Obwohl die Unruhe an den Börsen momentan anderes vermuten lässt, sind die Branchenvertreter gemäss dem Swiss Venture Capital Report auch weiterhin optimistisch für ihre Tätigkeit. Mehr als zwei Drittel erwarten fürs 2022 ein Wachstum ihres Geschäftsmodells.

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