Der Firmenraider Rudolf Bohli hat mit seinem Aufspaltungsplan für die CS dünne Chancen. Doch dürfte er der Bank dennoch einen Dienst erweisen und dazu beitragen, sie von einem nicht sonderlich geschätzten Eigentümer zu befreien.

Realistisch gesehen deutet wenig darauf hin, dass der Zürcher Hedgefonds-Manager Rudolf Bohli eine Aufspaltung der Credit Suisse (CS) bewirken wird. Zu gering ist sein Einfluss, zumal er bis jetzt auch die Namen jener Aktionäre schuldig geblieben ist, die ihn dabei unterstützen sollen. Natürlich könnte er diese in den nächsten Wochen und Monaten noch aus dem Hut zaubern.

Doch eigentlich hat er das Momentum bereits verpasst, ist doch bei solchen Aktionen der Überraschungseffekt am Anfang am grössten.

Trotzdem wird im nächsten Halbjahr oder zumindest bis zur Generalversammlung 2018 der Wert der CS-Aktie mit grosser Wahrscheinlichkeit zulegen. Zum einen, weil die Bank bei der Umsetzung ihrer Strategie weitere Fortschritte erzielen wird, zum andern, weil die anhaltende Diskussion um eine Verbesserung der Konzernstruktur den Kurs eher positiv denn negativ beeinflussen wird.

Auf dem Rückzug

Genau dies wird vor allem eine Aktionärsgruppe freuen: den katarischen Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA), der auf der Höhe der Finanzkrise bei der Schweizer Grossbank eingestiegen war und es so der CS ermöglicht hatte, ohne Staatshilfe durch die Turbulenzen zu navigieren.

Heute halten die Katari einen Anteil von etwas weniger als fünf Prozent. Ein Engagement, das sie in den vergangenen Monaten sukzessive abgebaut haben, weil das Land, das geopolitisch unter Druck steht, auf finanzielle Mittel drigendst angewiesen ist – und in diesem Kontext bereits andere Firmenbeteiligungen monetarisiert hat.

Doch nicht auf ewig

Ihre wertvollste Position bei der zweitgrössten Schweizer Bank hat die QIA aber bisher nicht angetastet: Es handelt sich um zwei Pflichtwandelanleihen im nominalen Wert von 2,5 Milliarden Franken und 1,72 Milliarden Dollar. Nachdem die Schweizerische Nationalbank 2011 die CS recht resolut wegen ihrer zu schmalen Kapitalbasis gerügt hatte, war die Bank dazu übergegangen, die so genannten Cocos an die QIA auszugeben.

Bis heute muss die CS die Pflichtwandler mit im Tiefzinsumfeld sagenhaft hohen Coupons von 9 respektive 9,5 Prozent bedienen. Dem Golfstaat fliessen so jährlich mehr als 380 Millionen Franken zu – auf ewig, denn die so genannten Cocos laufen gemäss Vertrag «perpetual». Doch das könnte sich bald ändern.

Ablösungen der Papiere im Herbst 2018

Im Oktober 2018 hat die CS erstmals das Recht auf einen «Call». Das heisst, sie kann die Cocos der QIA zurückkaufen oder durch andere Papiere ablösen. CS-intern ist man mittlerweile höchst entschlossen, dies dann auch zu tun, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Die CS kommentierte dies nicht.

Tatsächlich war der Einstieg Katars seinerzeit für die finanzielle Stärkung der Bank enorm wichtig, doch in strategischer Hinsicht hat die QIA nie etwas beigetragen. Vor diesem Hintergrund war denn auch niemand innerhalb der CS besonders traurig gewesen, als der katarische Statthalter, Jassim Bin Hamad J.J. al Thani im vergangenen Februar seinen Austritt aus dem CS-Verwaltungsrat angekündigt und die QIA parallel dazu ihre Beteiligung leicht abgebaut hatte.

Neue Aktionäre gesucht

Nun scheint die Zeit dieses Staatsfonds vorbei zu sein. Wie sich durch weitere Recherchen zeigt, hofft die CS im Laufe des nächsten Jahres auf einen weiteren oder gar kompletten Ausstieg des katarischen Staaatsfonds aus der Bank. Das würde den Wert der Aktie weiter beflügeln, liesse sich doch an Stelle der QIA durchaus ein mitgestaltender Aktionär finden – möglicherweise auch mehrere.

Die von Hedgefonds-Manager Bohli nun ins Spiel gebrachte Reorganisation respektive Aufspaltung der CS kann der QIA nur recht sein, versüsst sie doch einen allfälligen Ausstieg, zumal die Aktie, wie eingangs erwähnt, im Verlauf der nächsten Monate sehr wahrscheinlich Schritt für Schritt an Wert gewinnen dürfte.

Rudolf Bohli als Katalysator

So gesehen dürfte Bohli, selbst wenn er mit seinen Plänen nicht durchdringt, der CS doch einen Dienst erweisen und dazu beitragen, sie von einem am Markt nicht sonderlich geschätzten Eigentümer zu befreien.

 

 

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