Schweizer Banken werben seit Jahrzehnten um die Millionen der saudischen Scheichs. Neuerdings fürchten sie nun den Makel der Geldwäscherei.

Die Verhaftung saudischer Milliardäre wird für die hiesigen Banken zu einer immer grösseren Belastung. Kronzprinz Mohammed bin Salman hat im Wüstenstaat eine beispiellose Antikorruptions-Kampagne in Gang gesetzt und dazu selbst Verwandte festgesetzt. Der neue starke Mann will so bis zu 100 Milliarden Dollar zurückholen – Bestechungsgelder, welche die Verdächtigten seiner Meinung nach über Dekaden hinweg kassiert haben.

Jahrzehnte lang haben auch Schweizer Banken den reichen Saudis hofiert; insbesondere die UBS und die Credit Suisse (CS) zählen zu den wichtigsten Verwaltern von Geldern aus Saudi-Arabien. Mit der Säuberungswelle des Kronprinzen erweist sich das nun zunehmend als Hypothek.

Bei der Finma und der MROS angeklopft

Wie auch finews.ch berichtete, haben hiesige Häuser offenbar bei der Eidgenössischen Finanzmarkaufsicht (Finma) angefragt, wie sie sich verhalten sollen.

Nun gehen sie noch einen Schritt weiter, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) aus anonymen Quellen erfahren hat. Diverse Institute haben sich demnach bei der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) im Bundesamt für Polizei gemeldet, um verdächtige Überweisungen von saudischen Kunden zu melden. Bereits sollen mehrere Dutzend Fälle offengelegt worden sein.

Bis jetzt sahen sich die Schweizer Behörden nicht zum Eingreifen veranlasst. Hingegen ist bekannt, dass bin Salman westliche Staaten um Hilfe für seine Kampagne angegangen ist. Um Kundendaten aus der Schweiz zu erhalten, müssten die Saudis allerdings eine offizielle Anfrage stellen.

Zahlung nach Saudi-Arabien ausgelöst

Dies ist offenbar schon geschehen. «Derzeit werden eingegangene Informationen geprüft», sagte Bundesanwalt Michael Lauber gegenüber der «Financial Times».

Wie das Blatt weiter schreibt, haben die Banken offenbar erste Cash-Zahlungen ausgelöst, mit denen sich ihre saudischen Kunden vom Korruptionsverdacht freikaufen möchten. Die beiden Schweizer Grossbanken UBS und CS wollten sich gegenüber der Zeitung nicht eingehender zu den Vorgängen äussern.

Der Bohli-Faktor

Insbesondere die CS sieht sich bezüglich Saudi-Arabien in der Zwickmühle. In den letzten Tag jagten sich die Spekulationen, dass das saudische Königshaus in die Bank investieren möchte – und dazu Verbindungen mit dem Hedgefonds-Manager Rudolf Bohli aufgenommen hat. Jenem Mann also, der nach potenten Investoren sucht, um die zweitgrösste Schweizer Bank aufzuspalten.

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