Im Betrugsskandal um seinen früheren Chef Pierin Vincenz ist Raiffeisen-CEO Patrik Gisel zwar angeschlagen. Doch er wäscht die Hände in Unschuld und sagt: Er habe von allem nichts wissen können.

Ein sichtlich angestrengter und gezeichneter Patrik Gisel ist am Freitag in Zürich vor die Medien getreten. Der Raiffeisen-CEO, eigentlich war die Medienkonferenz dem Jahresresultat gewidmet, redete nicht lange um den heissen Brei herum.

Er sei persönlich erschüttert über das Strafverfahren, welches gegen seinen vormaligen Chef und Ziehvater Pierin Vincenz eingeleitet worden sei. «Die Ereignisse der vergangenen Woche haben mich stark bewegt», sagte Gisel.

Das Vorgehen wirkt peinlich

Diese Aussagen klangen schwach – und dies lag nicht nur daran, dass Gisel offenbar an einer starken Grippe litt. Die Sätze des Raiffeisen-CEO wie auch das gesamte Vorgehen der Banken-Gruppe in der Affäre um Vincenz und dessen mutmassliche persönliche Bereicherung mit Raiffeisen-Beteiligungen wirken im Lichte der letzten Monate zweifelhaft.

Aus ihnen spricht die offensichtlichen  und von grossen Bemühungen, einen möglichst grossen Abstand zum gefallenen Erfolgsgaranten der Raiffeisen Gruppe zu gewinnen.

Denn Gisel ist mit Vincenz offensichtlich «mit gehangen», wie der Volksmund sagt. Er war Verwaltungsratspräsident in den Raiffeisen-Vehikeln, welche unter Vincenz gekauft worden waren und über die sich sein Chef mutmasslich persönlich bereichert hat.

«Mit gehangen, mit gefangen»?

Bei Investnet war Gisel Verwaltungsratspräsident, nachdem Raiffeisen im Jahr 2011 die Mehrheit dieser KMU-Beteiligungsgesellschaft übernommen hatte. Ebenso war er Präsident der KMU Capital, welche die Mittel für Private-Equity-Käufe bereitstellte. Vincenz hatte in den Verwaltungsräten Einsitz genommen und das jeweilige Präsidium im Jahr 2015 nach seinem Rücktritt als Raiffeisen-CEO von Gisel übernommen.

«Mit gehangen, mit gefangen» – dies will Gisel hingegen mit allen Mitteln verhindern. Geradezu peinlich wirken im Rückblick seine früheren Aussagen zum laufenden Enforcement-Verfahren der Finma im Zusammenhang mit den Raiffeisen-Beteiligungen.

«Nicht dramatisch – Superjob gemacht»

«Aus unserer Sicht nicht dramatisch» seien die aufgeworfenen Fragen rundum Transparenz und Entscheidungsprozesse, sagte Gisel noch im Januar. Er hielt auch weiterhin zu Vincenz, dieser habe «17 Jahre lang einen Superjob gemacht».

Die Prozesse beim Umgang mit Beteiligungen seien grösstenteils bereits verbessert worden. «So, wie wir das sehen, haben wir Antworten darauf gefunden.»

Das war die Übertreibung des Jahres gewesen. Obwohl innerhalb der Raiffeisen nach Vincenz' Rücktritt «jeder Stein umgedreht worden ist», wie Gisel sagte, fanden interne wie externe Prüfer ausser einigen Corporate-Governance-Mängeln nichts.

Treuhandgeschäfte mit den Beteiligungen

Zu Beginn der Woche dann erst die Ankündigung, Investnet wieder zu verkaufen,  und einen Tag später die Einreichung der Strafanzeige gegen Vincenz. Die 180-Grad-Kehrtwende der Raiffeisen erklärte Gisel am Freitag so: «Auslöser dafür waren Informationen der Staatsanwaltschaft über verdeckte Treuhandgeschäfte in den Beteiligungen».

Dabei seien Unterbeteiligungen bei Investnet aufgetaucht, von denen er als damaliger Verwaltungsratspräsident «nichts wissen konnte».

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