Der Korruptionsfall PDVSA hat bereits weite Kreise gezogen. So hat die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma im vergangenen Februar begonnen, diverse Schweizer Banken unter die Lupe zu nehmen, darunter ist auch Julius Bär. Von Krulls Komplize Frieri heisst es, er habe über seine Firmen in Miami – Global Security Advisors und Global Strategic Investments – Geld gewaschen.

Jagdgrund Venezuela

Der Deutsche Krull war bei Julius Bär einer der herausragenden Kundenakquisiteure. finews.ch schrieb anlässlich seines geplanten Wechsels zu Gonet, er habe intern den Ruf als «Onboarding Star» Lateinamerikas gehabt. Sein «Jagdterritorium» war dabei vor allem Venezuela, wo Krull teilweise aufwuchs.

Vor gut zehn Jahren holte ihn der damalige Lateinamerika-Chef von Julius Bär, Gustavo Raitzin, von der Credit Suisse zur Zürcher Privatbank. Zunächst lebte und arbeitete der heute 44-jährige Krull in der venezolanischen Hauptstadt Caracas, später zog er mit seiner Familie aus Sicherheitsgründen nach Panama, wo er weiterhin Kundengelder aus Venezuela akquirierte.

Mit Pistole und Schäferhund

Interne Julius-Bär-Quellen sprechen von über 600 Millionen Dollar, die Krull zum Schluss betreut habe. Unter seinen Kunden seien zahlreiche venezolanische PEPs (Politically Exposed Persons) gewesen, also Hochrisiko-Kunden.

Der «Miami Herald» schrieb zur «Operation Money Flight», im Geldwäschering sei mit harten Bandagen geschäftet worden. So habe «Bolichico» Convit Treffen mit einer Pistole in der einen Hand und einem angeleinten Schäferhund an der anderen Hand abgehalten.

Beziehungen zur deutschen Diaspora

Krull ist vor allem durch seine Beziehungen zur deutschen Diaspora in Venezuela an seine Kunden gelangt. Anlässlich des Wechsels von Krull zu Gonet hatte finews.ch Julius Bär bezüglich der Risiken von diesen Kundengeldern gefragt. Sein Wechsel zur Genfer Bank habe absolut nichts damit zu tun, hatte es damals von der Bank geheissen.

Beatriz Sanchez

Ob dies stimmt, ist fraglich. Denn Ende vergangenen Jahres hatte die frühere Goldman-Sachs-Bankerin Beatriz Sanchez (Bild oben) ihren Job als neue Lateinamerika-Chefin bei Julius Bär aufgenommen und in der Folge «strategische» Anpassungen vorgenommen. Bei Gonet sagte ein Sprecher auf Anfrage von finews.ch, Krull habe seinen Job noch nicht angetreten.

Für Julius Bär ist die Verhaftung Krulls in den USA allerdings mehr als ein Unfall. Der Name der Zürcher Privatbank fällt bei zahlreichen Korruptions- und möglichen Geldwäschereifällen, so zum Beispiel Fifa, Petrobras und Odebrecht und eben auch PDVSA.

In den USA noch nicht vom Haken

Dem Vernehmen nach führt die Finma auch ein Enforcement-Verfahren gegen Julius Bär, während die Bank selber ein Grossprojekt namens «Atlas» durchführt, in dem sie sämtliche Kundendepots auf die Einhaltung von Compliance-Richtlinien durchforstet.

Die Verhaftung Krulls in den USA ist für Julius Bär auch deswegen besonders heikel, weil die Privatbank im US-Steuerstreit noch nicht ganz vom Haken ist. Denn mit der Zahlung der Busse von über 540 Millionen Dollar im Jahr 2016 wurde das angekündigte Strafverfahren gegen die Bank nur aufgeschoben. Julius Bär darf sich bis 2019 nichts zu schulden kommen lassen. Erst dann wird das DoJ seine Vorwürfe fallen lassen.

Boris Collardis Wachstumserfolge

Schweizer Ermittler waren in der «Operation Money Flight» nicht involviert, während das DoJ aber britische, italienische und maltesische Mithilfe erwähnt. Der Fall Matthias Krull stellt nun zunehmend die unter CEO Boris Collardi erzielten Wachstumserfolge von Julius Bär in Frage.

Die gehäuften Vorfälle, beispielsweise auch jener des Private Bankers in Moskau, der private Waffengeschäfte für den Schweizer Rüstungskonzern Ruag tätigte, nähren die Annahme, dass unter Collardi die Compliance- und «Know your Customer»-Regeln zugunsten von Kundengeldwachstum zumindest teilweise vernachlässigt worden sind.

Bernhard Hodler 518

Auch Collardis Nachfolger an der Spitze der Traditionsbank, Bernhard Hodler (Bild), muss sich diesbezüglich Fragen gefallen lassen. Er war jahrelang unter Collardi Chef der Compliance gewesen. Sollte Julius Bär tiefer in den PDVSA-Geldwäschereisumpf stecken als es bislang den Anschein macht, ist dies auch Hodler anzulasten. Julius Bär wollte zum Bericht keine Stellung nehmen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.86%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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