Die Misere im Private Banking hält an. Doch in einem Bereich, den die Branche sträflich vernachlässigt hat, gibt es nun scheue Anzeichen für Besserung.

Das Private Banking in der Schweiz steckt in der Krise. Das hielt eine Studie des Beratungsunternehmens KPMG jüngst einmal mehr fest, wie finews.ch berichtete.

Ein Kritikpunkt war, dass die Banken trotz schwindender Margen kaum mit neuen Ideen aufwarten. Das äussert sich auch in der überwiegend männlichen Kohorte von Sesselklebern an der Spitze.

Die Hälfte bleibt aussen vor

Unter 127 Privatbank-Chefs, welche die Studie von KPMG in den Jahren von 2012 bis 2018 berücksichtigte, waren lediglich sechs Frauen, wovon vier Ende 2018 im Amt waren. Im gleichen Zeitraum stieg der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen leicht an, von 7,6 Prozent auf 9,5 Prozent (siehe Grafik).

Frauenanteil CH Privatbanken 500

Indem sie die Hälfte der möglichen Arbeitskräfte aussen vor lassen, erweisen sich die Banken einen Bärendienst. Gerade in einer Branche, wo frischer Wind dringend Not täte, könnte Diversity für denselben sorgen.

Drei Neuzugänge

Hinter den mageren Zahlen – von 101 Privatbanken hatten Ende letzten Jahres nur vier eine Frau an der Spitze – versteckt sich allerdings ein Hoffnungsschimmer: Drei dieser Chefinnen traten ihr Amt 2018 an: Monique Vialatou beim hiesigen Ableger von BNP Paribas, Katja Kok Keizer bei Van Lanschot und Barbara Vannotti bei der Scobag Privatbank.

Den Schalter umgelegt

Als Urgestein unter den Privatbank-Lenkerinnnen darf derweil Silvana Cavanna gelten. Seit 2010 steht sie an der Spitze der Genfer Banque Profil de Géstion.

Kok Keizer hat sich in einem Video-Interview schon zu ihrer Führungsposition geäussert: «Ich habe einfach einen Schalter in meinem Kopf umgelegt», sagte sie über ihre anfängliche Unsicherheit als Frau in einer von Männern dominierten Branche. «Als ich anfing selbstbewusster aufzutreten, einfach präsent war, meinen Job machte und ihn gut machte, stellte niemand mehr Fragen zu meinem Geschlecht», sagte sie.

Während die oben erwähnten Institute in der Schweiz selten Schlagzeilen machen, kommen im Lauf dieses Jahres mindestens zwei weitere Banken unter weibliche Führung, über die man mehr liest. Seit Juli ist Camille Vial Präsidentin des Exekutivausschusses der Privatbank Mirabaud und steuert damit das Tagesgeschäft eines Genfer Traditionsinstituts.

Signalwirkung

Erst diesen Monat wurde zudem bekannt, dass Dagmar Kamber Borens das Schweiz-Geschäft der Bank KBL führen wird. Dort stehen die Zeichen unter der globalen Leitung des ehemaligen UBS-Managers Jürg Zeltner auf Expansion.

Kamber Borens Vial
Camille Vial (links) und Dagmar Kamber Borens

Auch mit sechs von 101 Banken ist die Branche noch sehr weit von Gleichstellung entfernt. Es ist jedoch nicht auszuschliessen, dass dies eine Signalwirkung haben wird, die Headhunter und Verwaltungsräte dazu animiert, künftig vermehrt mit alten Denkmustern zu brechen.

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