Das Jahr 2018 hat die Schwächen der Schweizer Privatbankenszene schonungslos offengelegt. Die Anzahl Institute sank nochmals deutlich, wie die Beratungsgesellschaft KPMG feststellte.

Berater wie KPMG, EY und PwC legen in ihren Analysen seit Jahren den Finger auf die wunden Punkte der Schweizer Privatbanken. Die KPMG hat im am Donnerstag veröffentlichten Report «Clarity on Performance of Swiss Private Banks» die anhaltenden Schwächen nun erneut aufgelistet. Katalysator des sich weiter eintrübenden Gesamtbildes war das Jahr 2018 mit seinen volatilen und zuletzt auch negativen Börsen.

Fazit: Über die vergangenen 18 Monate sei die Zahl der Schweizer Privatbanken auf 101 gesunken, rechnet KPMG vor. Acht Privatbanken sind ausgeschieden, ein Institut hat die Banklizenz der Finma erhalten. Damit reduzierte sich die Anzahl Privatbank seit dem Jahr 2010 um ganze 62 Stück – ein Minus von 38 Prozent.

Konsolidierungswelle nimmt erneut Fahrt auf

Bei der Lektüre der KPMG-Untersuchung wird klar: Dieser Prozess wird andauern. So stellte die Beratungsgesellschaft fest, dass trotz der guten Entwicklung der Finanzmärkte im ersten Semester dieses Jahres sich die Geschäftszahlen der Institute weiter verschlechtert haben. «Dies dürfte auf eine weitere Konsolidierungswelle hinauslaufen», so KPMG.

Diese Welle hat bereits Fahrt aufgenommen, wie finews.ch jüngst mehrfach berichtete. So kaufte die luxemburgische KBL Gruppe die Bank am Bellevue, die Genfer Privatbank Syz hat ebenfalls das Interesse von potenziellen Käufern geweckt, die Falcon Private Bank steht in Verkaufsverhandlungen, ebenso die belgische Bank DeGroof Petercam für ihre Genfer Tochter.

Kosten nicht im Griff

Zwei Zahlen aus dem KPMG-Report unterstützen die These einer nächsten Konsolidierungswelle. Noch nie sei die Kosten-Ertrags-Rate (CIR) im Privatbankensektor schlechter gewesen, hiess es.

Sie stieg um ganze 1,9 Prozentpunkte auf das Allzeithoch von 83,6 Prozent; dabei handelt es sich um den Median. Derweil belief sich im Jahr 2018 der Median des Nettoneugeld-Wachstums auf 0,2 Prozent. KPGM stellte in der Folge fest: Der globale Marktanteil der Schweizer Privatbanken ist rückläufig.

Kleinen Banken gehen die Entschuldigungen aus

Eine weitere Diagnose der Berater ist nicht ganz neu: Es sind insbesondere die kleinen Institute mit verwalteten Vermögen im tiefen einstelligen Milliardenbereich, welche die Gesamtleistung der Branche drücken. Eine Vielzahl dieser Institute habe ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle oder ihre Strategie nicht ausreichend angepasst.

Mit anderen Worten: Während in den vergangenen Jahren die Privatbanken mit Altlasten zu kämpfen hatten, mit der Umsetzung der Steuertransparenz und der strengeren Compliance- und Regulierungsvorschriften, gehen ihnen nun die Entschuldigungen für schlechte Performance aus.

Mehr als 100 Milliarden Franken nötig

KPMG hebt dagegen hervor, dass sich in den vergangenen Jahren ein Gruppe von Privatbanken mit jeweils mehr als 100 Milliarden Franken Vermögen herausgebildet habe. Grösse ist laut den Beratern das Erfolgsmodell – auch dies ist nicht eine neue Erkenntnis.

Aus Branchensicht ist es aber höchst unbefriedigend, dass die Zunahme des weltweiten Wohlstandes vom Schweizer Finanzplatz nicht abgeschöpft werden kann. Der Grund dafür ist die mangelnde Präsenz Schweizer Privatbanken in den relevanten Wachstumsmärkten.

Grösse scheint hier eine «conditio sine qua non» zu sein. Aufbau und Unterhalt einer Auslandpräsenz ist aber so teuer, dass sie nur von Banken mit einer entsprechenden Finanzkraft gestemmt werden können.

KPMG scheint die Mindestgrösse für nachhaltigen Erfolg – sprich den Unterhalt eines internationalen Niederlassungsnetzes – bei 100 Milliarden Franken Kundengeldern anzusetzen.

Schlechte Vorzeichen für die Kleinen

Dies würde Ungutes für alle Privatbanken verheissen, die zu klein sind, eine solche Strategie zu verfolgen und zu unbeweglich, ihr Geschäftsmodell nachhaltig und profitabel zu wandeln.

KPMG registrierte denn auch richtig: Der Konsolidierungsprozess hat sich bereits im laufenden Jahr beschleunigt.

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