Claudio de Sanctis ist bei der Deutschen Bank «Rising Star» und Hoffnungsträger in einem. Schon bei der Credit Suisse zeigte der Private Banker, das er kein Befehlsempfänger ist, sondern sich auch mit Chefs anlegen kann.

Es war ein wichtiger Auftritt, den Claudio de Sanctis am (gestrigen) Dienstag in Frankfurt hatte: Einer vom langen Niedergang der Deutschen Bank zermürbten Investorengemeinde präsentierte der Wealth-Management-Chef seine Strategie, das in der Dauerkrise steckende Bankhaus zu einem der führenden Vermögensverwalter für superreiche Kunden zu formen.

Das lässt es bereits erahnen: De Sanctis ist innert kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Manager unter CEO Christian Sewing avanciert. Der radikale Abbau der Investmentbank wird die Erlöse der Grossbank massiv beeinträchtigen. Aus dem Wealth Management müssen darum umso mehr und vor allem stabilere Erträge kommen.

Das Top-Management im Rücken

Zuvor hatte de Sanctis in einem finews.ch vorliegenden Memo an seine Mitarbeiter beschwörend und zugleich selbstbewusst geschrieben: «Das Bekenntnis der Bank zum Wealth Management ist unerschütterlich.»

Will sagen: Er ist von der Konzernleitung mandatiert, den Bereich aus den Niederungen der Rangliste an die Spitze der grössten Wealth Manager der Welt zu führen.

In Zürich alles umgekrempelt

Seit der 46-Jährige vor Jahresfrist zur Deutschen Bank gestossen ist, hat er angedeutet, dass er aus dem Holz geschnitzt ist, um dies zu erreichen. Zunächst als Europa-Chef gekommen, krempelte de Sanctis in der ersten Hälfte dieses Jahres die Leitung in Zürich völlig um. Der Reihe nach mussten zuerst Peter Hinder, dann Paul Arni und auch Peter Schmid weichen.

De Sanctis verschlankte die Strukturen und platzierte seine Gefolgsleute, um den Turnaround in Zürich, wo die Kundenvermögen aus Europa, Nahost und Afrika (Emea) gebucht sind, zu beschleunigen. Marco Pagliara kam von Goldman Sachs, Roberto Coletta und der Superreichen-Banker Alessandro Caironi von der Credit Suisse (CS).

Die «Italian Connection»

Weggefährten sprachen von der «Italian Connection», die mit de Sanctis im Wealth Management der Deutschen Bank ihr Netz spanne. Bis vor sechs Wochen war Fabrizio Campelli sein Vorgesetzter gewesen – auch er Italiener. Der frühere McKinsey-Berater hatte im Jahr 2015 quasi Michele Faissola, der unter Ex-Deutsche-Bank-Chef John Cryan weichen musste, beerbt und das Wealth Management übernommen. Diesen November berief ihn CEO Sewing in die Konzernleitung: Campelli sollte die Transformation der Deutschen Bank leiten. Und de Sanctis stieg seinerseits auf.

Hart aber fair

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel