Müssen die Schweizer Banken vor den unbekannten Folgen der Corona-Krise zittern? Durchaus. Sicher ist aber auch: Sie können den Lockdown für riesige Sparübungen nutzen.

Die Diskussion über ein Ende des Corona-Lockdowns wird überall immer hitziger geführt. Die Folgen der Pandemie für die Wirtschaft und die Banken sind allerdings erst schemenhaft erkennbar.

Zumindest die Top-Manager der Schweizer Banken denken auch an die Chancen, die ihnen die Corona-Krise bietet. Und genau diese Chancen ergeben sich aus den Veränderungen, die die Pandemie in der Arbeitswelt bewirkt – und noch bewirken wird.

In die Zukunft katapultiert

Veränderungen in der Arbeitswelt sind schon seit geraumer Zeit im Gang. Doch Corona hat viele Banken und Unternehmen quasi in die Zukunft katapultiert: Remote Working, digital gesteuerte Prozesse wie Onboarding oder Kundenidentifikation, Videokonferenzen, Online-Beratungen, dezentrales Teamwork.

«Online first» funktioniert tatsächlich. Mehr als das. «In mancher Hinsicht lässt sich etwas erschaffen, dass effizienter und besser ist, als das, was vorher war», sagte Microsoft-Gründer Bill Gates kürzlich in einem Linkedin-Podcast. Mit anderen Worten: Es geht um Effizienz – und diese Chance werden sich die Schweizer Banken und anderen Finanzinstitute nicht entgehen lassen. Denn es ist offensichtlich: Corona bietet ein weites Feld für permanente Kosteneinsparungen.

Offensichtliche Sparmöglichkeiten

Damit sind nicht die grossen Personalkürzungen gemeint, zu denen es im Swiss Banking ohnehin noch kommen wird. Die offensichtlichen Sparmöglichkeiten für die Banken sind: ihr Filialnetz, ihre Büroflächen und ihre Geschäftsreisen. Hier einige Prognosen:

1. Vorübergehend geschlossene Bankfilialen bleiben zu

Luzerner Kantonalbank

Es gibt keine offiziellen Zahlen, wie viele Filialen die Schweizer Banken im Corona-Lockdown «vorübergehend» geschlossen haben. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) etwa, die vornehmlich in einem dicht bevölkerten Einzugsgebiet tätig ist, machte mehr als 50 Filialen dicht – nur 13 sind offen geblieben. UBS, Credit Suisse und Raiffeisen waren weniger rigoros – sie schlossen je rund ein Drittel ihrer Geschäftsstellen.

Nüchtern betrachtet, hat Corona einen Prozess massiv beschleunigt: Weg vom Filialgeschäft und hin zum sogenannten Multichannel-Banking. Die Banken begründen die Schliessungen immer mit den sich verändernden und zunehmend digitaleren Kundenbedürfnissen. Die andere Wahrheit ist: Sie können so ihre Fixkosten deutlich senken.

  • Die Prognose: Die Ausdünnung des Schweizer Bankenfilialnetzes macht nun einen Sprung. Viele der vorübergehenden Schliessungen werden in den kommenden Monaten permanent.

2. Finanzinstitute reduzieren ihre Büroflächen

Leeres Buero

(Bild: Screenshot WDR)

Büroflächen sind ein anderer grosser Fixkostenblock für alle Finanzinstitute. Dieser schliesst neben den Mieten, dem Unterhalt, auch die Einrichtungen und die IT ein. In den vergangenen fünf Wochen haben die Banken nur einen Bruchteil dieser Infrastruktur genutzt.

Manche Unternehmen, darunter auch viele grössere unabhängige Vermögensverwalter wollen in den nächsten Monaten ihre Büroflächen markant reduzieren und einen Teil der frei werdenden Mittel in die Infastruktur für Mitarbeitende investieren, also in Laptos, bessere Drucker und Bildschirme, in Videokonferenz-Tools und in die Datensicherheit, wie finews.ch erfahren hat. Unter dem Strich lassen sich so enorme Kosten einsparen.

Auch dies ist keine wirklich neue Idee. Seit Jahren arbeiten Grossunternehmen wie UBS, Swiss Re oder Zurich mit sogenannten «Workplaces of the Future» oder «Thin Desks». Im Prinzip heisst dies: Es gibt nur einen Arbeitsplatz für 1,2 Vollzeitangestellte. Die Umsetzung hat die jeweiligen Betriebskosten im zweistelligen Prozentbereich gesenkt. Corona zeigt nun endgültig auf, was hier an Sparpotenzial noch drin liegt.

  • Die Prognose: Seit sich der virtuelle Arbeitsplatz im Corona-Lockdown bewährt, werden grössere Banken und Finanzinstitute ihre Büroflächen um bis zu 25 Prozent reduzieren.

3. Videokonferenz ersetzt Geschäftsreise

Geschäftsflüge stellen für die Schweizer Inlandbanken keinen Kostenblock dar. Für die Auslands- und Grossbanken sowie für Versicherer wie die Zurich und Swiss Re ist er erheblich. Ein Beispiel: Die UBS wies 2019 gesamthaft 450 Millionen Flugkilometer aus. Die Kosten dafür dürften sich in der Region von 70 Millionen Franken belaufen – so viel berechnete die Branchenseite «Business Travel News» für 2018.

Ihre Flugkilometer zu senken ist seit einigen Jahren ein erklärtes Ziel der UBS (seit 2007 sind es bereits 55 Prozent weniger) – und die Grossbank tut dies nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit. Doch auch hier hat Corona bewiesen: Die Vielfliegerei der Banker ist durch Videokonferenzen leicht zu ersetzen.

  • Die Prognose: Schweizer Grossbanken und -versicherer werden ihre Flugkilometer nun drastisch kürzen. Hochgerechnet ergibt dies einen wiederkehrenden Spareffekt in dreistelliger Millionenhöhe.
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