Vontobels Investmentbank-Chef Roger Studer war der prominenteste Abgang beim jüngsten Umbau des Unternehmens. Mit ihm ist inzwischen der grösste Teil seines inneren Zirkels weg. Die Vontobel-Connection hält aber weiter.

Vontobel präsentiert am (morgigen) Donnerstag das erste Jahresergebnis als Investment Manager – nicht mehr als Bank.

Eine Bank ist Vontobel zwar weiterhin. Doch Ende 2019 hatte CEO Zeno Staub die neue Ausrichtung als Investment- und Beratungshaus bestimmt. Die produkte- und vertriebslastige Bankstruktur brach Staub auf, die Investmentbank mit ihrem langjährigen Chef Roger Studer wurde gar ganz aufgelöst.

Dieser verliess Vontobel – und mit ihm eine Reihe von weiteren Leuten, die mit der neuen Kultur an der Gotthardstrasse und am Bleicherweg nicht klar gekommen sind oder aussortiert wurden.

«Club» von Vertrauten

Studer, so erzählen Beobachter, führte bei Vontobel einen informellen «Club» von Vertrauten. Wer dazu gehörte, war an den spannendsten Geschäften und Entwicklungen, beispielsweise beim Aufbau der verschiedenen Plattformen beteiligt, die Studer orchestrierte.

Zum «Club» gehörten gemäss Aussagen verschiedener Vontobel-Beobachter unter anderen Fredy Flury (Bild unten), Christof Näf, Samuel Läderach, Peter Camenzind und auch Georg von Wattenwyl.

Studer traf sich mit seinen Leuten regelmässig um 7.00 Uhr morgens zum Kaffee, besprach mit ihnen die Agenda und die Projekte, die anschliessend zügig und unbürokratisch durchgezogen wurden.

Kaum ein Stein auf dem anderen

Mit seinem Aus bei Vontobel fiel auch der «Club» auseinander. Flury verliess Vontobel wie auch Läderach, der sich im Bereich Finanzmarketing selbständig gemacht hat. Von Wattenwyl zog bereits Ende 2018 nach Singapur, wo er nun bestimmte Vontobel-Geschäfte leitet.

Fredy Flury copy

Die Deritrade-Plattform und Strukturierten Produkte gelten bei Vontobel zwar weiterhin als wichtige Ertragsquelle. Doch ist in dem Geschäft kaum ein Stein auf dem anderen geblieben.

Der frühere Verkaufschef Eric Blattmann suchte bereits im Herbst 2019 das Weite, Eric Wasescha – Studer hatte ihn 2016 zu Vontobel gelotst – folgte kurz darauf. Robin Lemann, der das Advisory für Strukturierte Produkte leitete, verliess die Bank im März 2020.

Nur noch zwei im Kreis

Und wie finews.ch kürzlich meldete, halten die Abgänge im «Struki»-Bereich an: Zuletzt verliessen Thomas Stadler und ein ganzes Deritrade-Vertriebsteam Vontobel. Stadler hatte Deritade zwischenzeitlich geleitet.

Aus dem früheren Studer-Kreis sind nur noch Näf und Camenzind bei Vontobel. Näf ist weiterhin als Business Development Manager im Bereich der Strukturierten Produkte tätig. Camenzind ist für verschiedene der Vontobel-Plattformen zuständig, wie Investerest, Deritrade und EAMnet sowie für die Kundenbeziehungen zu den Banken.

Ganzes Team zu Evooq?

Die übrigen Banker fielen mehrheitlich weich: Blattmann ist bei der Credit Suisse Vertriebsleiter von Insurance Linked Securities, Wasescha leitet bei der Migros Bank seit kurzem den Ausbau der Direktkanäle, Lemann ist Verkaufschef beim Zürcher Immobilien Investment Manager Lakeward.

Stadler und sein Team sollen gemäss Informationen von finews.ch zum Westschweizer Investment-Technologie-Anbieter Evooq stossen und dort den Standort Zürich verstärken; weder Stadler noch Evooq wollten dies kommentieren.

Das Duo Studer-Flury 

Und Studer? Ihn traf finews.ch gut gelaunt und voller Unternehmergeist im vergangenen Oktober zum Interview, in dem er über die jüngsten Investments seines Family Offices in den Krypto-Broker Bitcoin Suisse und den Software-Entwickler NSM erzählte.

Inzwischen hat Studer eine weitere Firma gegründet – oder vielmehr er ist Co-Gründer neben seinem früheren Kollegen Fredy Flury, der bei Vontobel die Kredit-Plattform Cosmofunding geleitet hatte. Das gemeinsame Unternehmen 8FS sehe sich als Credit-Spezialistin im Bereich Private Markets, sagte Flury gegenüber finews.ch.

Eine Private-Market-Einheit aufzubauen, ist Vontobel bislang nicht gelungen. Nun machen es Flury und Studer halt selber.

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