Die auch in der Schweiz aktive Neobank Revolut bemüht sich, ihr wildes Gründer-Image abzuschütteln. Doch die Arbeit dort ist so hart wie eh und je, wie einmal mehr aussen dringt.

«Die Jahre im Raumschiff fühlen sich an wie Hundejahre im Vergleich zum Menschenjahr», berichtet Irina Scarlat. Die Rumänin hat drei Jahre lang bei Revolut als Chefin fürs Wachstum gewirkt. Jetzt kann sie nicht mehr. Sie fühle sich vollkommen ausgelaugt, zitierte das angelsächsische Branchen-Magazin «Sifted» (Artikel bezahlpflichtig) die Managerin, die der britischen Neobank nun den Rücken kehrt.

Sie habe die Zeit zwar genossen, so Scarlat weiter. Doch es habe sich angefühlt, wie wenn sie einen Marathon im Sprint-Tempo gerannt wäre. «Das ist der Grund, warum die mittlerweile Verweildauer in Tech-Startups zwei Jahr beträgt». So gesehen hat die Wachstums-Chefin beim britischen Fintech, das nach eigenen Angaben in der Schweiz über 300’000 Kunden bedient, Überdurchschnittliches geleistet.

Ohne 200 Neukunden keinen Job

Scarlat ist nicht die einzige Führungsperson, die dieser Tage bei Revolut abgeht. Auf dem Sprung ist auch der langjährige Marketing-Leiter Chad West. Er ist in Erinnerung geblieben als der Mann, der die harten Rekrutierungstechniken der Neobank zu verteidigen hatte: Bewerber mussten bei Revolut einst innerhalb Wochenfrist 200 Neukunden bringen, um überhaupt eine Chance auf einen Job zu erhalten. «Technologieunternehmen suchen die Klügsten und die Besten», so West damals.

Liebäugeln mit dem Establishment

Beinharte Arbeitsmethoden, eine hohe Fluktuation und eine Chefetage, die sich selber alles abverlangt: Das alles kennt man schon von der 2015 gegründete Digitalbank schon. Allerdings unternimmt Revolut nun den Sprung ins Banken-Establishment. Um auch Kredite vergeben zu können und damit höhermargiges Geschäft anzuziehen, will das mit 5,5 Milliarden Dollar bewertete Fintech überall auf der Welt Banklizenzen lösen.

Entsprechend hat Revolut die Compliance aufgerüstet und Schwergewichte aus der Finanzbranche an Bord geholt. Für mehr Gravitas an der Spitze sorgen etwa Präsident Martin Gilbert, der frühere CEO des britischen Fondshauses Standard Life Aberdeen, oder Verwaltungsrat und Ex-Goldman-Sachs-Banker Michael Sherwood.

Arbeiten von überall her

Dass die Arbeitstage bald einem «9 to 5»-Betrieb folgen werden, ist jedoch nicht zu erwarten. Laut dem Magazin «Sifted» herrschen bei Revolut immer noch das Tempo und die Arbeitskultur einer Software-Entwicklungsfirma. 14-Stunden-Tage sind weiterhin eher die Regel aus die Ausnahme. Nicht wenige machen das nur auf Zeit mit: Dem Bericht zufolge wird der Job bei Revolut als Sprungbrett für höhere Weihen im Banking verstanden, wo man fieberhaft nach Fintech-Talenten Ausschau hält.

Derweil versucht die Neobank, ihren Angestellten ein Stück weit entgegen zu kommen. Wie auch finews.ch kürzlich berichtete, stellt es Revolut den rund 2’000 Mitarbeitenden künftig frei, ob sie zu Hause oder im Büro arbeiten wollen. Die bestehenden Flächen werden dabei für Team-Meetings und Sitzungen zu so genannten Revlabs umgebaut. Damit ist die Neobank den etablierten Geldhäusern bereits wieder eine Nasenlänge voraus – und sprintet auf die nächsten Ziele zu.

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