Der UBS ist es zum Jahresende 2022 gelungen, massiv Kundengelder anzuziehen. Auf Kosten der Erzrivalin?

Die UBS kann sich glücklich schätzen. Im für das Private Banking äusserst schwierigen Jahr 2022 sind dem Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung (Global Wealth Management, GWM) gebührengenerierende Neugelder in Höhe von 60 Milliarden Dollar zugeflossen. Dies geht aus dem am Dienstag präsentierten Jahresergebnis hervor.

Hinzu kamen im Fondsgeschäft (Asset Management) Nettozflüsse von 25 Milliarden Dollar und im Schweiz-Geschäft (P&C) Nettoneugeld aus dem Personal Banking von 2 Milliarden Franken.

Von 0 auf 9 Milliarden in der Schweiz

Werden die Neugeldzuflüsse vom abgelaufenen dritten und vierten Quartal verglichen, fällt der Unterschied markant aus: In der Schweiz holte die UBS im vierten Quartal 9 Milliarden Dollar an gebührengenerierenden Vermögen, in Europa 11 Milliarden Dollar und in Amerika und Asien 4 und 3 Milliarden Dollar.

Im Vorquartal entfiel in der Schweiz hingegen das gebührengenerierende Neugeld ganz, in Europa waren es 6 Milliarden, in Amerika ebenfalls 4 und in Asien 7 Milliarden Dollar an gebührengenerierenden Vermögen. Gegenüber dem Vorquartal stiegen diese Vermögenswerte in der Sparte GWM um 8 Prozent auf 1’271 Milliarden Dollar.

Bei den Depositen, dem «schnellen» Geld also, kamen hierzulande im vierten Quartal in 9 Milliarden Dollar neu hinzu und in Asien 8 Milliarden Dollar. In den anderen Regionen gab es teils hohe Abflüsse. Dies gegenüber 2 Milliarden Dollar an Einlagen in der Schweiz und 6 Milliarden Dollar in Asien im dritten Jahresviertel – die übrigen Regionen waren damals schon negativ.

Panikartige Rückzüge bei der Credit Suisse

Besonders in der Schweiz fällt der Anstieg bei den gebührengenerierenden Vermögen deutlich aus, obschon sich das Marktumfeld nicht gross verbessert hatte. Hingegen verzeichnete die Erzrivalin Credit Suisse (CS) im Oktober und November 2022 panikartige Vermögensabflüsse von gegen 84 Milliarden Franken. Strömte dieses Geld auch zur Marktführerin an der Zürcher Bahnhofstrasse?

Aus (ausländischer) Kundensicht wäre es aber zumindest plausibel, ein Teil des Geldes von der Schweizer Grossbank zur anderen zu transferieren, wenn dem einen Haus nicht mehr recht über den Weg getraut wird. Dem Vernehmen nach waren allerdings die Abflüsse der CS in Asien besonders stark – und gerade dort scheint die UBS nicht profitiert zu haben.

Aus dem Bericht der UBS geht jedoch nichts zu einem möglichen «CS-Effekt» hervor – und gegenüber dem Finanzportal finews.asia erklärten Stimmen aus dem Umfeld der Bank, dass diese nicht von der Krise beim Rivalen profitiert zu haben. Vielmehr habe die UBS gespürt, dass reiche Kunden mit der Zinswende Geld aus Hochrisiko-Investments in konservativere Produkte umschichteten. Dort verfügt die Bank etwa mit Geldmarktfonds ein breites Angebot.

Schmelzender Ertrag

So oder so kann die UBS die neuen Volumen dringend gebrauchen, schmolzen doch die investierten Assets über den ganzen Konzern besehen im Jahr 2022 um mehr als 600 Milliarden Dollar.

Das spürt die Bank beim Verdienst. Allein im vierten Quartal 2022 ging der GWM-Gesamtertrag gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5 Prozent auf 4’601 Millionen zurück und wäre ohne den Verkauf einer Fondsplattform in den USA noch tiefer ausgefallen. Der wiederkehrende Erfolg aus dem Dienstleistungsgeschäft sank um 17 Prozent, dies wegen den sinkenden Märkten. Der transaktionsbasierte Ertrag sank um 19 Prozent aufgrund der geringen Kundenaktivität, und die Neubildungen von Wertberichtigungen für Kreditrisiken betrugen netto 3 Millionen Dollar.

Immerhin ist die Zinsmarge deutlich dicker geworden. Im vierten Quartal erhöhte sich der Nettozinsertrag um 35 Prozent, hauptsächlich aufgrund eines Anstiegs der Erträge aus dem Einlagengeschäft, wie es am Dienstag hiess.

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