Nach der Verkündigung des Milliardenverlusts im Jahr 2022 ist die Credit Suisse vor weiteren Bonität-Herabstufungen verschont geblieben. Dennoch wird die Grossbank im wichtigen Geschäft mit Institutionellen mit Argusaugen beobachtet.

In Reaktion auf das Jahresergebnis hat die Aktie der Credit Suisse (CS) zeitweilig im zweistelligen Prozentbereich an Wert verloren. Wenigstens ein Kelch ist aber an der Bankführung vorübergegangen: Im Gegensatz zu vergangenem Herbst, als CEO Ulrich Körner die neue Strategie für die Grossbank präsentiert hatte, haben sich die grossen Rating-Agenturen mit Rückstufungen zurückgehalten.

Wohl haben die drei grossen amerikanischen Bonitätswächter – S&P Global, Moody’s und Fitch – Einschätzungen zum aktuellen Zustand der zweitgrössten Schweizer Bank verfasst. Doch den Worten folgten bisher keine Taten.

Gewehr bei Fuss

So erwartet S&P Global zwar einen Verlust von rund 1,5 Milliarden Franken im Jahr 2023. Die Rating-Agentur wertet dies aber als «im Rahmen der Erwartungen». Sie hält an ihrem «stabilen« Ausblick für das Institut fest. Die Konkurrentin Moody’s wiederum bestätigte den «negativen» Ausblick, den die Agentur mit Blick auf die nächsten zwölf bis achtzehn Monate für Kredite der Bank formuliert hatte.

Auch dies ist eigentlich ein positives Zeichen. Moody’s signalisierte damit, dass die Agentur der CS diese Frist weiterhin einräumt, um sich zu reformieren. Selbst die besonders kritischen Kreditanalysten von Fitch bleiben Gewehr bei Fuss. Sie behalten die CS Gruppe beim Rating «BBB». Das sind allerdings nur noch zwei Kerben oberhalb des spekulativen oder «Ramsch»-Status.

Drohung steht im Raum

Diese Drohung steht im Raum, und muss von der CS besonders mit Blick auf ihre institutionelle Klientel ernst genommen werden. Anders als Privatkunden, die ihre Bankpartner und Investments nach persönlichen Vorlieben aussuchen können, sind etwa Pensionskassen oder Stiftungen an ihre Anlagereglemente gebunden.

Würden die ausstehenden Schulden der Bank auf «Ramsch»-Status heruntergestuft, hätte dies direkte Auswirkungen auf die Portefeuilles von Institutionellen wie auch auf die Einschätzung des Gegenparteirisikos. In einem solchen Fall wäre mit einer neuerlichen Welle von Wertpapierverkäufen und Vermögensabflüssen zu rechnen, erklären befragte Beobachter übereinstimmend.

Exzellenter Ruf

Das wäre ein schwerer Schlag gerade für das Schweizer Geschäft mit hiesigen Pensionskassen und anderen institutionellen Investoren, in dem die CS einen exzellenten Ruf geniesst. Jener Bereich hat im Horrorjahr 2022 mit dazu beigetragen, dass die Sparte «Swiss Bank» ihre Rolle als Rettungsanker der Konzerns wahrnehmen konnte.

So waren die Mittelabflüsse von 5,4 Milliarden Franken, welche die Schweizer Bank im Gesamtjahr 2022 verschmerzen musste, laut dem Institut auf Abflüsse im Privatkundengeschäft zurückzuführen, während Zuflüsse von Institutionellen den Trend teilweise abfedern konnten. Die CS nennt dazu keine Zahlen, es darf jedoch von Milliardenvolumen ausgegangen werden. Wie im Umfeld der Bank zu erfahren ist, verzeichnete sie dieses Jahr wiederum kräftige Zuflüsse in dem Bereich.

Schwieriger geworden

Doch dafür müssen die zuständigen Banker deutlich härter arbeiten, folgt man mehreren, voneinander unabhängigen Quellen aus der Pensionkassen-Szene, welche finews.ch dazu befragt hat.

So stellt ein Branchenkenner fest, dass die CS im Neugeschäft unabhängig von der Leistung und den Produkten, welche die Grossbank anbiete, inzwischen seltener in die Kränze komme. «Wenn es um eine Ausschreibung geht, ist es für die CS schwieriger geworden, das Mandat zu gewinnen», berichtet diese Quelle. Viel hänge von der individuellen Risikoabwägungen der Pensionskassen ab.

Was die Zukunft bringt

Tatsächlich hat der Gesetzgeber den Stiftungsräten von Schweizer Vorsorgewerken viel Spielraum in der Frage zugebilligt, mit welchen Banken sie verkehren wollen. Entsprechend stehen sie in der Verantwortung. Für jene Stiftungsräte, die sich dabei lieber auf der sicheren Seite wähnen, sei damit ein Entscheid gegen die CS naheliegend, sagt ein weiterer Beobachter. Denn auch sie würden wegen der schlechten Presse des Geldhauses unter Rechtfertigungsdruck geraten.

Jene Akteure, welche ihre Nerven behalten und sich der bisherigen Bankbeziehung verpflichtet fühlen, werden das Institut wohl ebenfalls genau im Auge behalten. So wird die CS daran gemessen werden, ob und wie sie in das Schweizer Business mit Institutionellen investieren kann. «Was bringt die Zukunft?», fasst eine Quelle diese Fragestellungen zusammen.

Entscheidende Frage

Das ist genau die Frage, an der Entscheide wie jene der Agentur Fitch hängen. Diese warnte in ihrem aktuellen Bericht, dass das Rating der Bank rascher unter Druck geraten könnte. Etwa, wenn sich die verwalteten Vermögen nicht nachhaltig erholen würden, oder wenn der Umstrukturierungsplan ins Stocken geriete und die finanzielle Leistung nachliesse.

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