Nach der Credit Suisse im vergangenen Herbst rufen Social Media nun bereits den zweiten Lehman-Moment bei einer Bank aus. Branche wie Regulatoren stehen dem Phänomen machtlos gegenüber.

«Den meisten ist nicht klar, wie wichtig die Silicon Valley Bank ist: Milliarden von Dollar an Risikokrediten. Ungezählte Mengen an Optionsscheinen und Wandelanleihen in Unternehmen in der Frühphase. Wenn die SVB scheitert, könnte dies der Lehman-Moment für die Startup-Welt sein»: Dies schrieb ein gewisser Peruvian Bull auf Twitter schon Ende vergangener Woche – und wird auf dem Kurznachrichten-Dienst seither eifrig zitiert.

Die Warnung vor einer Pleite wie jener der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2007, die zur Brandbeschleunigerin der Finanzkrise wurde, schaffte es in den USA bis ins Fernsehen. So berichtete der Sender «CNBC» über das Raunen auf Twitter.

Treiber der Rückzüge bei der CS

Wie auch finews.ch berichtete, scheint die von der amerikanischen Silicon Valley Bank ausgehende Ansteckungsgefahr zwar vorerst gebannt zu sein. Das Institut, das sich als Finanzererin des Tech-Mekkas in Kalifornien einen Namen gemacht hat, ist unter behördliche Aufsicht gestellt worden. Die US-Notenbank Fed hat am vergangenen Sonntag gemeinsam mit dem Finanzministerium und der Einlagensicherung erklärt, dass versicherte wie auch unversicherte Einlagen beim Institut vollständig geschützt würden.

Das ist ein mächtiges Signal, allerdings auch ein Konventionelles. Wird es ausreichen, um dem Raunen und der Panikmache in den Social Media Einhalt zu gebieten?

Man darf gespannt sein, nachdem ein Social-Media-Sturm der Credit Suisse (CS) im vergangenen Herbst übel mitgespielt hat; insbesondere reiche Privatkunden im Ausland brachten Cash-Bestände bei der Konkurrenz in Sicherheit. Innert wenigen Wochen flossen bei der Schweizer Grossbank mehr als 80 Milliarden Franken ab – und Twitter & Co werden ganz klar als Treiber der Rückzüge erkannt.

Böse Pointe mit Elon Musk

Wie finews.ch damals recherchierte, stehen Banken wie Regulatoren dem Phänomen relativ rat- und machtlos gegenüber. Dass die Branche damit ein Problem hat, anerkennen mittlerweile nicht nur Kommunikations-Profis. So warnte nun der deutsch-amerikanische ehemalige Bankmanager und Notenbanker Andreas Dombret in einem Essay auf dem britischen Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig), dass die «Twitterati» Panik verbreiten könnten – und die Pleite der Silicon Valley Bank doch noch in einer Bankenkrise mündet.

Wie eine böse Pointe mutet es da an, dass der schillernde Tesla-Chef und Twitter-Eigentümer Elon Musk laut darüber spekuliert hat, die gestrauchelte Silicon Valley Bank zu übernehmen. Dies in der Hoffnung, aus Twitter einen digitalen Finanzkonzern zu formen. Sein Interesse an der Pleite-Bank bekundete Musk natürlich – auf Twitter.

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