Die Schweiz sucht Anschluss an Fintech-Netzwerke in Asien. Der Singapurer Superhub Lattice80 hätte dazu Hand bieten sollen. Doch der macht inzwischen einen Bogen um die Schweiz.

Im Juni hatte man sich noch in Genf zu Verhandlungen getroffen. Doch seither ist Funkstille. Bemühungen des Schweizer Bundesrats und des Staatssekretariats für Finanzfragen (SIF), den grössten Fintech-Hub der Welt, Lattice80 aus Singapur, in die Schweiz zu holen, drohen im Sand zu verlaufen.

Dabei schien der Aufbau eines Ablegers in Zürich oder in Genf fast schon beschlossene Sache gewesen zu sein. Im vergangenen April lancierte die Schweiz eine Charmeoffensive bei Joe Seunghyon Cho (Bild unten), dem visionären CEO von Lattice80 in Singapur, wie auch finews.ch berichtete. Eine Schweizer Delegation mit Bundesrat Ueli Maurer und SIF-Direktor Jörg Gasser und zahlreichen Swiss-Banking-Vertretern machte dem Südkoreaner und früheren Hedgefonds-Manager in den beeindruckenden Räumlichkeiten des Fintech-Hubs in der Löwenstadt ihre Aufwartung.

Anlaufstelle, Netzwerk, Know-how-Träger

Absicht des Besuches war, Cho davon zu überzeugen, für den geplanten Lattice80-Ableger die Schweiz als Standort zu wählen. Das Treffen schien fruchtbar zu verlaufen: Die Schweizer zeigten sich überaus angetan vom Konzept von Lattice80 in Singapur, wo auf rund 3'000 Quadratmeter Fläche über 100 Fintech-Startups Räumlichkeiten und Ideen teilen – und dies mitten im Finanzviertel der asiatischen Bankenmetropole, nur einen Steinwurf von den Firmensitzen von UBS, DBS, OCBC oder Deutsche Bank entfernt.

Joe Seunghyun Cho

Innert kürzester Zeit hat sich Lattice80 zur Anlaufstelle nicht nur für Fintech-Startups entwickelt. Hier geben sich Regierungsvertreter, Regulatoren und Banker die Klinke in die Hand, holen sich Rat, Input und Kontakte.

Schwärmen für die Schweiz

Lattice80 baut dank seiner Hub-Funktion ein eigenes Ökosystem von Jungunternehmen, mit ihnen verbundenen Finanzinstituten und Know-how-Trägern auf, das gemäss den Plänen von Cho innert kurzer Zeit weltumspannend und zum gewichtigsten Fintech-Player überhaupt werden soll.

Die Schweiz, so schwärmte Cho, gegenüber finews.ch, habe das grösste Potenzial, zum führenden Fintech-Hub Europas zu werden. Er bezeichnete Regulierung und Fintech-Verständnis als vorbildlich. Noch im Sommer 2017 würde der Entscheid fallen, in der Schweiz einen Lattice80-Ableger zu gründen.

Zuerst New York

Doch geschehen ist seither nicht mehr viel – was die Schweiz anbelangt. Cho legt zwar mit seinem Plan, Lattice80 nach und nach in Asien, Europa, Afrika und in den USA zu etablieren ein beachtliches Tempo vor. Doch nicht hierzulande.

Am Montag meldete Lattice80, in New York einen Fintech-Hub aufzubauen. «Wir helfen der Fintech-Gemeinschaft in New York bei der Expansion nach Asien», hiess es. In Singapur erweitert Cho Lattice80 mit einem Hub für Künstliche Intelligenz – es soll der grösste Welt werden. In der Woche zuvor, hatte der Fintechhub einen ICO angekündigt. Mittels Initial Coin Offering soll eine neue Assetklasse etabliert werden.

Konkurrenz aus Luxemburg

Im Sommer hatte Lattice80 mit der Organisation Nordic Finance Innovation (NFI) bekanntgegeben, Finanzinnovationen in den Märkten Skandinaviens wie auch Asiens zu fördern. Skandinavien habe als Fintech-Hub grosses Potenzial, sagte Cho damals.

Kurz zuvor war Cho in Luxemburg gewesen. Das Grossherzogtum ist in seiner Beurteilung der grösste Konkurrent der Schweiz als möglicher Lattice80-Standort. Dort unterzeichnete er eine Absichtserklärung mit dem Luxembourg House of Financial Technology (Lhoft) mit dem Ziel, eine Kooperation zwischen Luxemburg und Singapur aufzubauen, mit einem Fokus auf Fintech als Treiber der digitalen Finanztransformation.

Termin längst verstrichen

Beim Treffen in Genf hatte das SIF gegenüber Cho erneut die Vorzüge des Standorts Schweiz für Fintech-Unternehmen erläutert. Doch Lattice80 hat danach keine Pläne für den Aufbau eines Schweizer Hubs konkretisiert.

Daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Man führe weiterhin «Gespräche», hiess es von beiden Seiten auf Anfrage von finews.ch. Der Sommertermin ist längst verstrichen, und Cho hat seine Ausbaupläne in Richtung USA verschoben. Die Schweiz wird vorerst nicht Teil des globalen Fintech-Netzwerkes Lattice80.

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