Die Schlagzeilen über die Niedergang des Schweizer Finanzplatz mehren sich geradezu inflationär. Ist der Abgesang aber auch rechtfertigt? finews.ch hat die Fakten zusammengetragen.

Es ist tatsächlich ein Leichtes, in diesen Tagen den Abgesang auf den Schweizer Finanzplatz anzustimmen. Umfragen, Statistiken und Meinungen liefern genügend Argumente dafür.

So hat sich allein in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Banken in der Schweiz um ein Drittel auf 260 dezimiert. Die verwalteten Kundenvermögen, namentlich im grenzüberschreitenden Geschäft, haben sich halbiert, und die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche ist mittlerweile unter die wichtige Marke von 100'000 gerutscht, wie auch finews.ch berichtete.

Bankgeheimnis missbraucht

Das alles ist zum einen auf den Wegfall des Bankgeheimnisses zurückzuführen, das viele Banken vor allem dafür verwendet haben, das unversteuerte Geld ihrer ausländischen Klientel zu verwahren. Zum andern haben die Konkurrenz anderer Finanzplätze, namentlich in Asien, sowie die weltweit verschärfte Regulation die Profitabilität vieler Geldhäuser beeinträchtigt.

Während die Kosten stiegen, sanken die Margen, so dass unter dem Strich immer weniger herausschaute, wie finews.ch verschiedentlich protokollierte.

Informationsaustausch als Rückschlag

So mag es nicht erstaunen, dass das Ansehen des Schweizer Finanzplatzes in den vergangenen zwei Jahren gelitten hat, nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass die Schweizer Behörden bei der Umsetzung des Automatischen Informationsaustauschs (AIA) mit dem Ausland eine, gelinde gesagt, äussert kulante Auslegung an den Tag gelegt haben.

Dies hat viele Kunden, etwa in Lateinamerika, aus Sicherheitsüberlegungen dazu bewogen, ihr Geld nicht länger in Zürich oder Genf, sondern paradoxerweise in Miami zu deponieren.

Der damit verbundene Reputationsverlust des Schweizer Finanzplatzes im weltweiten Vergleich kommt in diversen Ranglisten zum Ausdruck, wobei eine gewisse Skepsis bei solchen Vergleichen angebracht ist, je nach Sponsoren dieser Rankings, wie finews.ch auch festgestellt hat.

Ende oder Anfang?

Tatsache bleibt indessen, dass der Schweizer Finanzplatz um sein Image gehörig kämpfen muss und mit dem Swiss Banking, zumindest wie wir es gekannt haben, kein Staat mehr zu machen ist. Zu einseitig, zu wenig leistungs- und serviceorientiert und viel zu teuer gestaltete sich das Geschäftsmodell, das zahlreiche, in der Schweiz tätige Banken betrieben haben.

Oder anders formuliert: Der weltweite Paradigmenwechsel forderte seinen Tribut. Doch besagter Strukturwandel ermöglicht inzwischen auch einen Aufbruch und setzt Potenzial für die Zukunft frei. Je nach Sichtweise lässt sich die aktuelle Situation als Ende einer Ära oder als vielversprechender Neustart interpretieren. Dafür gibt es genügend Anhaltspunkte.

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