Mit der Ankündigung des Krypto-Projekts Libra machte der Tech-Riese Facebook den Zentralbanken Beine. Für die offizielle Alternative, die ohne Glasbruch die Märkte revolutionieren soll, ist bald ein Veteran der EZB verantwortlich.

Die Ankündigung von heute Montag legt nahe, dass die Innovations-Schmiede der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) keine Alibi-Übung ist: Die Leitung des BIS Innovation Hub übernimmt Benoit Coeuré, der noch bis Ende Jahr bei der Europäischen Zentralbank (EZB) unter anderem für Zahlungssysteme zuständig ist.

Zusammen mit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) überlegt sich die BIZ am Schweizer Standort des Hub, wie digitales Zentralbankengeld beim Handel mit digitalen Vermögenswerten eingesetzt werden könnte. Diese Möglichkeit ist auch ein wichtiger Baustein für die Börse auf Blockchain-Basis SDX, an welcher die Schweizer Börsenbetreiberin SIX derzeit arbeitet.

Dringende Vereinfachung

Auch wenn die erste Ankündigung des Projekts wenige Tage nach der Publikation des White Papers zum Währungs-Projekt Libra des amerikanischen Tech-Konzerns Facebook kam, arbeitet die BIZ schon länger daran. Trotzdem machte Libra den Zentralbankern deutlich, wie dringend die Vereinfachung von internationalen Zahlungen ist.

«Die Überraschung war, dass Libra eine so kühne Herausforderung des Fiatgeldes darstellt», sagte BIZ-Chef Augustin Carstens zur Finanz-Kolumne «FT Alphaville» (Login benötigt). «Aber diese kommt uns auch gelegen, weil sie uns zwingt, uns neu zu organisieren, umzudenken und dieses Thema nicht zu vernachlässigen.»

Banken statt Konsumenten

Das digitale Zentralbankengeld wäre allerdings von Libra sehr verschieden: Während Facebook damit global Zahlungen zwischen Endnutzern ermöglichen wollte, geht es hier um digitales Geld, welches die Banken bei ihren Transaktionen nutzen könnten.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wird das Zitat zugeschrieben: «Wenn man nichts kaputt macht, bewegt man sich nicht schnell genug.» Davon ist der Ansatz des BIZ-Innovationslabors unter Coeuré maximal weit entfernt.

Basel gegen Genf

Wie Carstens weiter zu «FT Alphaville» sagte, sollte man nichts opfern, was derzeit gut läuft. «Manche Probleme sind nicht technologischer Natur, weshalb sollten wir also eine technologische Lösung erzwingen, wenn etwas funktioniert?»

Als erfahrener Zentralbanker hat der Franzose Coeuré viel Erfahrung damit, die Märkte nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Frage ist, ob die Bürokraten in Basel schnell genug sind, um ein Übermass an Glasbruch durch die Libra-Unternehmer in Genf zu verhindern.

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