Rudolf Bohli will die Credit Suisse aufspalten. Die Idee ist nicht besonders originell, leuchtet aber ein. Der Hedgefonds-Manager aus Küsnacht kann nicht verlieren. Das ist das «Prinzip Bohli».

Rudolf Bohli tut es wieder: Mit einer neuen Kampagne hat der aktivistische Firmenraider und Manager des Hedgefonds RBR Capital einen Angriff auf die Credit Suisse (CS) gestartet. Das Ziel: Aufspaltung der Grossbank in eine Investmentbank, einen Asset Manager und einen Wealth Manager.

Das Versprechen an CS-Aktionäre: In Einzelteilen ist die Bank mehr Wert, effizienter und schlagkräftiger. Allein schon die in mehreren Medien «exklusiv» gestreute Ansage zeigt Wirkung. Am Dienstagmorgen lag die CS-Aktie deutlich im Plus.

Das Prinzip Bohli

Einmal mehr kommt das «Prinzip Bohli» zum Einsatz, das er schon beim Asset Manager GAM durchexerziert hat. Bohli, der früher bei der Bank Bellevue Chef-Analyst war, sucht nach Firmen, deren effektiver Wert an der Börse nicht repräsentiert wird, weil sie in einem Turnaround stecken.

Schritt zwei ist das Erstellen eines Umbau- oder Restrukturierungsplans und einer entsprechenden Präsentation für Aktionäre und Investoren. Drittens baut Bohli mit dem geringst möglichen Kapitaleinsatz eine Beteiligung auf, im Falle der CS sind es rund 0,2 Prozent, und sucht unter frustrierten Aktionären nach Sympathisanten für seine Pläne.

Mit diesen konfrontiert er dann Management und Verwaltungsrat seines Angriffszieles und löst damit die erhoffte Unruhe aus. Nachdem der Aktienkurs angestiegen ist, steigt Bohli mit Gewinn aus.

Vier Eigenschaften

Dabei offenbart Bohli vier hervorstechende Eigenschaften: Erstens scheint der Firmenraider unter einem ausgeprägten Home-Bias zu leiden. Nach dem Airline-Caterer Gategroup und dem Asset Manager GAM ist die CS nun bereits die dritte heimische Firma, die sich der Hedgefonds-Manager innert knapp drei Jahren vornimmt.

Zweitens: Bohli sucht sich keine hoffnungslosen Ziele aus. Bei Gategroup war in Anbetracht von Skandalen und Missmanagement die Zeit für einen radikalen Bruch günstig. Bei GAM stieg Bohli ein, nachdem der Asset Manager unter CEO Alex Friedman bereits einige Fitnessschritte getan, die Börse den Turnaround aber noch nicht antizipiert hatte.

Ein Firmenraider ohne viel Einfluss

Bei der CS ist es ähnlich: Unter CEO Tidjane Thiam hat die Bank ihre Transformation weitgehend abgeschlossen, und es werden gute Quartalsresultate erwartet. Aber noch zögern die Aktionäre, sie wollen sehen, dass der Turnaround nachhaltig ist.

Drittens: Bohlis Angriffsziele sind verletzlich. Verwaltungsrat und CEO stehen in der Kritik, sei es wegen ausbleibender Ergebnisse, Missmanagement oder zu hohen Vergütungen. Die Börsenbewertung liegt in der Regel im Keller. So holt sich der aggressive Raider Sympathien und kann sein Vorhaben auch moralisch stützen.

Mit der grossen Kelle anrühren

Viertens: Bohli lässt sich als Firmenraider bezeichnen. Doch ist sein effektiver Einfluss auf die Geschicke der jeweiligen Unternehmen eher bescheiden. Zwar wird ihm nachgesagt, er habe Gategroup in die Arme der chinesischen HNA Group getrieben. Eher war es so, dass sein aktivistischer Einstieg bei der früheren Swissair-Gesellschaft der Katalysator für den Verkauf war.

Bei GAM rührte er mit der grossen Kelle an, wollte Verwaltungsratspräsident und CEO auswechseln. Immerhin erreichte er die Überprüfung des Vergütungsmodells. 

Das Vorhaben mit der CS ist ein Ladenhüter...

Bei der CS wird Bohli wohl nicht mal dies erreichen. Seine lose skizzierten Pläne mit der zweitgrössten Schweizer Bank sind kein Geniestreich. Vielmehr ist das Vorhaben der Aufspaltung einer global tätigen Schweizer Universalbank ein Ladenhüter anderer aktivistischer Vordenker oder Aktionäre.

Von der UBS war mehrfach gefordert worden, die risikoreiche Investmentbank vom soliden Wealth Management abzuspalten, um dessen Wert zu steigern. Schon der Schwyzer Financier Martin Ebner hatte sich in den 1990er-Jahren daran versucht. Als nächster war der St. Galler Bankier Konrad Hummler an der Reihe gewesen: Bei Ausbruch der Finanzkrise forderte er in diversen Medien eine Aufspaltung der UBS. Ihm folgten Ex-UBS-CEO Luqman Arnold sowie der Hedgefonds Knight Vinke mit derselben Idee.

...weil die Grossaktionäre nicht mitmachen

Sie waren alle chancenlos geblieben. Das liegt weniger daran, dass eine Aufspaltung aus Aktionärssicht keinen Sinn ergeben hätte – das Gegenteil wäre wohl der Fall. Chancenlos sind die Forderungen geblieben, weil sie bei den grossen institutionellen Investoren keinen Rückhalt fanden.

Das wird auch bei der CS so sein. Bohli wird bei den Grossaktionären mit seinem Plan einer in drei Teile zerlegten CS nicht durchkommen. Ein Gaël de Boissard, der frühere Co-Chef der CS-Investmentbank hat ihm seine Unterstützung zugesagt, wird nur wenig helfen.

Alle auf einer Linie

Schliesslich haben die Grossaktionäre, der Staatsfonds von Katar, die saudische Familien-Holding Olayan, die US-Investoren Harris Associates und der amerikanische Asset Manager Blackrock sowie der norwegische Staatsfonds zwei CS-Kapitalerhöhungen in weniger als zwei Jahren mitgetragen. Deutlicher lässt sich das Einverständnis mit der gegenwärtigen Strategie der CS nicht ausdrücken.

Doch Bohli braucht die Grossaktionäre der CS auch nicht. Sein opportunistisches Prinzip des Shareholder-Aktivismus' setzt darauf, dass unzufriedene CS-Aktionäre ebenso opportunistisch denken und auf seinen Zug aufspringen. Das Prinzip Bohli war schon bei Gategroup als auch GAM sehr erfolgreich.

Der Kursanstieg ist gewiss – auch Bohlis Ausstieg

Die CS-Aktie wird in den kommenden Wochen ansteigen. Dafür sorgt der Raider aus Küsnacht bei Zürich, indem er sich mit Investorenpräsentationen und weiteren Aktionärsallianzen im Gespräch hält. Dafür sorgt auch die CS selber, wo die Früchte des Turnarounds nun zu reifen beginnen.

Insofern hat Bohli mit seinem CS-Angriff bereits gewonnen. In einigen Wochen oder Monaten wird Bohli seine CS-Aktien mit Gewinn wieder verkaufen.

 

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