Die Fachwelt hat Rudolf Bohlis Vorschlag, die Credit Suisse aufzuspalten, mehrheitlich zerpflückt. Auch der grösste CS-Aktionär stellte sich zunächst gegen diesen Ansinnen. Nun hat er seine Meinung revidiert.

Rudolf Bohli, der umtriebige Hedgefonds-Manager aus Küsnacht bei Zürich, wird seine detaillierten Pläne zur Aufspaltung der Credit Suisse (CS) diesen Freitag an der «Robin Hood Investors Conference» in New York vorstellen. In groben Zügen ist der Plan einer Teilung des Konzerns in Investmentbank, Wealth Management und Asset Management aber bereits bekannt.

Er stiess bei der CS selber, ihren Investoren und bei Analysten bislang nicht auf allzu viel positive Resonanz. Die Fachleute bemängeln die offenbar unterschätzte Komplexität des Vorhabens und die von Bohli versprochene Verdoppelung des Unternehmenswertes auf 80 Milliarden Franken als Folge der Aufspaltung.

Es lohnt sich, darüber nachzudenken

Unter den ersten Kritikern figurierte zunächst auch David Herro, Anlagechef von Harris Associates, mit 9 Prozent der derzeit grösste Aktionär der CS. Die Bank sei an der Börse zwar unterbewertet, stimmte Herro mit Bohli überein. Doch mache das Management einen guten Job. Bohli pokere mit zu wenig Mitteln zu hoch, so Herro.

Doch 24 Stunden später spricht der Harris-Anlagechef, der während der vergangenen zwei turbulenten Jahre CS-CEO Tidjane Thiam und dem Verwaltungsrat immer wieder den Rücken gestärkt hatte, etwas anders. Bohli und dessen Hedgefonds RBR Capitals Vorschlag hätten ein paar Punkte, «über die es sich lohnt, nachzudenken», sagte Herro gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).

Ein Revival der Credit Suisse First Boston?

Herro meint damit vor allem die Abspaltung der Investmentbank. «Eine Umsiedelung der Investmentbank in eine freundlichere Region, wo die Kapitalvorschriften und die Regulierung weniger streng sind, sollte das Management durchaus prüfen», so der Investmentmanager.

Laut Bohlis Rechnung würde ein Wegzug der CS-Investmentbank aus der Schweiz rund 16 Milliarden Franken an Kapital freisetzen – über die Hälfte des gegenwärtigen Eigenkapitals. Der neue Standort wäre wohl New York, denn Bohli will die alte Marke «Credit Suisse First Boston», kurz CSFB, wiederbeleben.

Herro gab Bohli bereits einmal Rückendeckung

Die plötzliche Rückendeckung von Herro kommt nicht ganz überraschend. Erstens ist es Pflicht von Herro als Anlagechef von Harris Associates, sämtliche Optionen zur Steigerung der Performance für seine Kunden zu prüfen.

Zweitens sind Herro und Bohli alte Bekannte. Es war Bohli, der mit seinem Hedgefonds die Veränderungen beim Airline-Caterer Gategroup anstiess und die Erneuerung des Verwaltungsrats durchsetzte. Harris Associates war ebenfalls Gategroup-Aktionär gewesen. Herro hatte Bohlis Vorschläge damals unterstützt und als grosser institutioneller Investor diesem somit auch das nötige Gewicht verliehen.

Schulmeisterlich zurecht gewiesen

Die Rollen sind klar: Bohli ist der «aktivistische» Hedgefondsmanager mit guten, aber teils zu wenig durchdachten Idden – Herro dagegen der rationale Investor, mit «realistischen» Projektionen und vor allem mit deutlich mehr Gewicht und Anlagevolumen.

So schulmeisterte Herro bereits in der Gategroup-Geschichte den hitzigen Bohli, der von der chinesischen HNA Group zunächst 100 Franken pro Gategroup-Aktie gefordert hatte. Herro sagte damals, er könne nicht nachvollziehen, wie Bohli zu dieser Bewertung gelangt sei. Die von der HNA-Gruppe gebotenen 50 Franken pro Aktie seien vernünftig. Bohli gab schliesslich klein bei und verkaufte seine Aktien zum tieferen Preis.

Passt Bohli seinen Plan an?

Bezüglich CS liegt der Ball nun wieder bei Bohli. Nachdem seine Aufspaltungspläne nicht auf das erhoffte Echo gestossen sind, könnte er am Freitag in New York eine revidierte Version präsentieren.

Mit dem Fokus auf einen Umzug der CS-Investmentbank und auf das Revival einer Credit Suisse First Boston könnte er – vor allem in New York und zusammen mit Herro – eine grössere Gefolgschaft erreichen.

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