Die Voraussagen der UBS-Rechenprogramme zur Fussball-WM haben sich als unzuverlässig erwiesen. Trotzdem wird die Bank dieses Spiel langfristig wohl gewinnen.

Frankreich und Kroatien im Final: Diese Wendung in der Fussball-Weltmeisterschaft hat nicht nur die gewöhnlichen Fans überrascht, sondern auch die millionenteuren Algorithmen der Grossbanken. Goldman Sachs liess ihre smarte Software das Turnier 1 Million Mal durchspielen – und sah Brasilien gegen Frankreich antreten. Die Rechenspiele der Schweizer UBS billigten wiederum Deutschland und Brasilien die grössten Chancen auf einen WM-Sieg zu.

Aber trotz Einsatz potenter Computer kam es erstens anders, und zweitens als die Banken es sich dachten. Der Fussball hat sich einmal mehr als sprichwörtlich unberechenbar erwiesen.

367 Millionen Wörtern durchforstet

Was die Institute nicht davon abhält, ihre Programme neue «big data»-Berge durchwühlen zu lassen. Wie das Branchenportal «Business Insider» berichtete, hat die UBS nun die Quartalsergebnis-Präsentationen aller am US-Bluechip-Index S&P 500 gelisteten Firmen über die letzten sieben Jahre untersucht. Unter 367 Millionen Wörtern stöberten die Rechner der Grossbank einem bestimmten Muster nach. Nämlich, ob die Aktienkurse positiv auf eine Stimmungswechsel in den Firmenpräsentationen reagieren.

Das Muster ist offenbar gültig – und was die Maschinen nun für die Gegenwart ausspuckten, ist dies: Die US-Börse wird während der anstehenden Semesterberichterstattung einen kräftigen Schub nach oben erhalten.

Die Glasur auf dem Kuchen

Trifft die Voraussage ein, dann können sich die Macher des «UBS Evidence Lab» einen schönen Erfolg ans Nadelstreifen-Revers heften. Im Evidence Lab fliessen bei der UBS datengetriebene Analysen zu allen möglichen Themen zusammen, wie auch finews.ch verschiedentlich berichtete (etwa hier und hier).

Liegen die Maschinen hingegen daneben – so wie bei der WM zuvor –, ist dies aus Sicht der Bank auch nicht weiter schlimm. Die Analysen des Evidence Lab sind dazu da, Zusatzinformationen zu liefern, die den Kunden eine Mehrwert über die «gewohnte» Fundamentalanayse hinaus versprechen. Das neue Maschinen-Wissen ist, jedenfalls im Moment noch, die Glasur auf dem Research-Kuchen.

Win-win für die Bank

Solche Deko ist seit Anfang 2018 notwendig, damit der Kuchen überhaupt noch gekauft wird. Der Grund dafür ist die EU-Finanzrichtlinie Mifid II. Diese verlangt, dass die Kosten fürs Research den Anlegern separat berechnet wird. Die Folge: Research hat jetzt einen klar definierbaren Wert – und die Kunden zahlen nur noch für Angebote, die herausstechen.

Genau das gelingt der UBS mit ihrem Evidence Lab leidlich, wie das Medienecho bereits zeigt. Gleichzeitig werden lernfähige Maschinen, wie sie die UBS zum Einsatz bringt, durch die stets neuen Versuche immer intelligenter. Bei der nächsten Fussball-WM in vier Jahren in Katar werden ihre Tipps möglicherweise schon viel näher beim Ziel liegen. Das klingt nach eine «win-win»-Situation für die Grossbank.

Nur die Anleger müssen sich fragen, ob sie auf die Voraussagen der Bank hin ihr Vermögen wetten wollen.

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