Nach seiner Nomination vor knapp einem Monat schien die Wahl von Guy Lachappelle zum neuen Raiffeisen-Präsidenten nur noch Formsache. Doch nun bildet sich interner Widerstand.

Da war Guy Lachapelle noch ganz entspannt gewesen: Wenige Tage nach seiner Nomination als Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Schweiz sprach der Noch-CEO der Basler Kantonalbank (BKB) am Rande einer Veranstaltung über seinen nächsten Job.

Nicht die Herausforderung eine Krise managen zu müssen, reize ihn, sagte er. Raiffeisen sei eine sehr spannende Bank mit einer immens starken Kundenbindung. Er habe zwar die BKB als CEO aus einer Krise geführt. Wie tief die Krise bei Raiffeisen sei, könne er derzeit noch nich beurteilen.

Sein Ziel sei es, seine Stärken als Stratege und Manager mit Visionen einzubringen, sagte Lachappelle im Hinblick auf die anstehende Wahl am 10. November.

Schatten der Vergangenheit

Doch diese scheint nun nicht mehr sicher. Der Headhunter Guido Schilling, das Nominationskomitee von Raiffeisen und auch die Finma haben einen Schatten in Lachappelles Vergangenheit massiv unterschätzt.

Es ist dies seine Rolle im Skandal um den Vermögensverwalter ASE, der mit einem Schneeballsystem Kunden um zig Millionen Franken betrogen hat und die BKB als Custodian nutzte. Lachappelle war zu der Zeit Kreditchef der Bank gewesen. Doch wurde ihm damals kein Fehlverhalten nachgewiesen.

Fakten auf den Tisch

Heute holt ihn dieser Skandal ein. Wie die «Aargauer Zeitung» schreibt, stellen sich mehrere Raiffeisen-Chefs und Präsidenten von einflussreichen Raiffeisen-Genossenschaften gegen die Wahl Lachappelles zum neuen Schweiz-Präsidenten. Der Bericht bezieht sich auf mehrere anonym geführte Gespräche mit Raiffeisen-Vertretern.

Namentlich lässt sich nur Fredi Zwahlen, Präsident der Raiffeisenbank Liestal-Oberbaselbiet, zitieren. «Es stehen viele von den Medien aufgeworfene Fragen im Raum. Alle Beteiligten werden sich nun an einen Tisch setzen, die Fakten in aller Ruhe anschauen und sich danach eine Meinung bilden», sagte er.

Das EFD ermittelt

Verärgert sind laut Bericht die Raiffeisen-Vertreter wegen Lachappelles Lohn, der vermutlich deutlich höher sein wird als die knapp 500'000 Franken, welche sein Vorgänger Johannes Rüegg-Stürm kassierte.

Doch schwerer wiegt der ASE-Betrugsfall: Wie Ende September bekannt wurde, hat das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) vor Gericht erfolgreich die Einsicht in bisher versiegelte Dokumente der BKB zum ASE-Betrugsfall erwirkt.

Nicht alles gesagt

Lachappelle wehrt sich als BKB-CEO mit allen Mitteln gegen die Entsiegelung. Er will das Urteil nun vor Bundesgericht anfechten. Die «Aargauer Zeitung» schreibt zudem, der 57-Jährige habe gegenüber zwei Regionalpräsidenten diese Weiterungen des ASE-Falles verschwiegen.

Nun sollen einige Raiffeisen-Vertreter gefordert haben, Lachappelle müsse sich als Kandidat zurückziehen. Der Verwaltungsrat solle eine neue Person vorschlagen, sonst würden eigene Gegenkandidaten geprüft.

Derweil bemühen sich Raiffeisen Schweiz und Lachappelle um Goodwill. Der Nominierte habe in diesen Tagen den sechs Delegierten der Regionalverbände, welche am Nominierungsprozess beteiligt gewesen seien, noch einmal zum Fall ASE Auskunft gegeben. Danach hätten alle Vertreter Lachappelle das Vertrauen ausgesprochen.

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