CEO Tidjane Thiam sieht die meisten seiner Turnaround-Ziele bei der Credit Suisse als erfüllt. Um festzustellenn, wie gross die Fortschritte der Bank wirklich sind, muss man aber genau hinschauen.

Der CEO der Credit Suisse vermeldete am Mittwoch den erfolgreichen Abschluss der dreijährigen Transformation der Bank. Mehr als ein Dutzend Vorgaben hakte Tidjane Thiam dabei als erfüllt ab. 

Künftig will er sich nur noch an einer Zielgrösse messen lassen: der Rendite. Damit wird es auch für Beobachter der zweitgrössten Schweizer Bank einfacher, zwischen Erfolg und Misserfolg zu unterscheiden. 

Finanzchef David Mathers zeigte ausserdem auf, wie die Bank die Schwelle von 10 Prozent Rendite auf dem harten Eigenkapital knacken will. Was allerdings auffällt: Auf Umsatzwachstum scheint die Bank 2019 nicht zählen zu wollen.

CS RoTE Progression 500

Stattdessen erklärt die CS, wie die Kosten auch nach drei Jahren Umbau noch weiter sinken sollen. Die «Bad Bank», die so genannte Strategic Resolution Unit mit aufgegebenen Produkten und Geschäftsfeldern, wird geschlossen. Dadurch lassen sich Kosten sparen. Die teuren Zinszahlungen an Katar fallen weg. Und die Entlassungsrunden und die damit verknüpften Ausgaben haben vorläufig ein Ende.

Kreative Vergleiche

So solide das klingt, fantasievoll ist es nicht besonders. Sehr kreativ sind im Gegensatz dazu einige der Folien, mithilfe derer die Credit Suisse ihren Erfolg darstellen will.

Namentlich wenn es um die Fortschritte seit der Ankündigung der Strategie im Oktober 2015 geht, fällt auf, dass die Vergleichsgrösse auf der entsprechenden Folie sich plötzlich ändert. Verweist Thiam sonst überall auf die Zeit vor seinem grossen Wurf, fängt der Zeitstrahl beim Gewinn erst im Jahr 2016 an.

Credit Suisse Gewinn seit 2016 500

Der Grund ist schnell klar: In den ersten neun Monaten von 2015 erwirtschaftete die Bank einen Reingewinn von gut 1,8 Milliarden Franken, knapp mehr als im gleichen Zeitraum im Jahr 2018. Zieht man zum Vergleich den als «strategisch» definierten Bereich der Bank heran, sieht es noch schlimmer aus. Vergleichen lässt sich das nach drei Jahren Schrumpfkurs allerdings nicht mehr exakt.

Im Problembereich

Auch in einem weiteren historischen Problembereich fällt auf, dass eine positive Darstellung etwas Zahlenakrobatik voraussetzt: in der IT. Operativchef Pierre-Olivier Bouée braucht für sechs Kennzahlen ebenso viele Fussnoten.

Die Vergleichsperioden reichen von 2010 bis 2019. Besonders auffällig: Erst Anfang nächstes Jahr sind die technologischen Überbleibsel des amerikanischen Private-Banking-Geschäfts endgültig Geschichte. Die Sparte wurde vor mehr als drei Jahren an Wells Fargo abgeschoben.

CS IT Fortschritt 500 copy

Mit diesen Kniffen tut sich die CS wohl keinen Gefallen. Niemand, der sich diese Präsentationen zu Gemüte führt, tut dies zur Unterhaltung. Entsprechend genau schauen die Leute hin.

Überoptimistische Darstellungen, die dem genauen Blick nicht standhalten, oder ständig ändernde Wegmarken schaffen nur Unmut. Entsprechend skeptisch stehen die Beobachter dann auch den Versprechungen der Chefetage gegenüber.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.63%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.22%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.5%
pixel