Bereits in wenigen Monaten wollen die ersten Schweizer Kryptobanken an den Start gehen. Diese Akteure wähnen sich fast am Ziel – und müssen dennoch mit Extrarunden rechnen.

Der Zuger Kryptofirma Seba ist gleich ein doppelter Coup gelungen. Nicht nur konnte sie am (gestrigen) Dienstag eine Partnerschaft mit der Zürcher Traditionsbank Julius Bär ankündigen. Die prominenten Macher hinter dem Startup schafften es auch, dass Seba Crypto in der Öffentlichkeit weit herum als «Kryptobank» wahrgenommen wird ­– obschon die Unternehmung noch auf die Lizenz der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) wartet.

Indes, die Jungfirma scheint sich ihrer Sache sehr sicher zu sein. Das grüne Licht seitens der Aufsicht kündigte Seba selber aufs zweite Quartal hin an; im Umfeld des Unternehmens ist von Mai die Rede. Daran hängt auch die Zusammenarbeit mit Julius Bär: Sie kommt erst zustande, wenn die Lizenz in trockenen Tüchern ist.

Sonst nur im Flüsterton

Die laute Ansage ist das Gegenteil dessen, was unter Finanzmarktteilnehmern üblich ist. Selbst über Vertriebslizenzen für kleine Fonds wird in der Branche nur im Flüsterton gesprochen. Dies in der Furcht, «die unten in Bern» könnten ein zu marktschreierisches Auftreten übel nehmen. Niemand hat Lust, es sich mit der Finma zu verderben.

Seba kennt solche Ängste offenbar nicht – was sich noch rächen könnte, wie Kenner der Szene gegenüber finews.ch mahnen.

Fall Flynt schreckte Finma ab

Denn offenbar ist die Finma, bei allem Interesse an Fintech-Innovationen, bei der Verleihung von Banklizenzen an Unternehmen mit neuartigen Geschäftsmodellen höchst zurückhaltend. Dies, nachdem das von Ex-Leonteq-Gründer Jan Schoch angeschobene Fintech Flynt 2017 die frisch erworbene Banklizenz bereits wieder hatte abgeben müssen.

Gegenüber der Idee von Kryptobanken, sagen diese Quellen, zeigten die Aufseher in Bern keine überschwängliche Begeisterung. Bei der Finma sagte ein Sprecher auf Anfrage, die Behörde schaue bei Bewilligungen von Banken generell genau hin, ob die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind.

Manche wollen gar nicht

Interessanterweise wird die Dringlichkeit einer Banklizenz auch in der Kryptobranche kontrovers diskutiert. «Wir haben die Möglichkeit einer Banklizenz 2018 eingehend geprüft und schliesslich davon abgesehen, uns um eine solche zu bemühen», heisst es etwa bei der bekannten Zürcher Spezialistin für Kryptoanlagen, Crypto Finance.

Stattdessen sei die Firma im Prozess, eine Effektenhändler-Lizenz bei der Finma zu beantragen. Das gleiche unternimmt auch ein anderer bekannter Player, Lykke, der einst mit dem Status der Kryptobank geliebäugelt hatte.

Folgende Unternehmen streben genau das jedoch weiterhin an:

1. Mt Pelerin: Bankdienste dank Kryptoaktie

Die Genfer Mt Pelerin hat ihre Banken-Ambitionen bereits 2017 kundgetan. Bis spätestens Ende 2019 will die Kryptofirma diesen Status auch erreicht haben. Das Geld aus den im vergangenen Januar durchgeführten Anteilsverkäufen mit eigens dafür geschaffenen Kryptoaktien will das Unternehmen explizit für den Aufbau von Bank-Dienstleistungen verwenden.

Das Startup, dessen Name auf die den Liberalismus vertetende Mont Pèlerin Society anspielt, hat über die Lizenz hinaus hochtrabende Pläne für das Finanzwesen. So ist ein voll digitalisierter Marktplatz geplant und eine Plattform, an den sich auch andere Finanzdienstleister anschliessen können.

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