Über die Kooperation mit der Neobank Seba Crypto will Julius Bär ins Geschäft mit digitalen Assets einsteigen. Im Interview mit finews.ch erklärt Julius-Bär-Handelschef Peter Gerlach die Hintergründe.

In diesem Quartal noch soll es soweit sein: Die Neobank Seba Crypto hofft, demnächst eine Banklizenz von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) zu bekommen.

Mit der Bewilligung fällt auch der Startschuss für eine schon früher angekündigte Kooperation zwischen dem Finanzinstitut mit Krypto-Fokus und der Bank Julius Bär. Letztere beteiligte sich im vergangenen Sommer am entstehenden Unternehmen – vergangenem Monat ist die Bank mit Peter Gerlach auch im Verwaltungsrat des Startups vertreten.

Prominenz an Bord

Julius Bär hatte gegenüber dem Hype-Thema «Blockchain» lange Zeit eine abwartende Haltung. Dass die Bank dann ausgerechnet in die Seba Crypto investierte, hat neben den prominenten Beteiligten vor allem einen Grund, wie Gerlach, Head Markets und Geschäftsleitungsmitglied, im Gespräch mit finews.ch erklärt.

«Bei uns hat es wegen der Ambition auf eine Banklizenz klick gemacht. Das ist der Königsweg», sagt er in seinem Büro in Zürich-Altstetten. «Ein Finanzinvestment allein hätte für uns nicht wahnsinnig viel Sinn gemacht. Deshalb haben wir Ende 2018 angefangen, die Kooperation zu designen.»

Krypto-Startups wöchentlich auf Besuch

Auch bevor die Seba-Gründer im Mai 2018 bei Julius Bär vorstellig geworden waren, hätte die Bank Gelegenheiten gehabt, sich an einem Krypto-Startup zu beteiligen. «Auf dem Höhepunkt des Hypes bekamen wir fast wöchentlich Besuch», erinnert sich Gerlach. «Da war aber nichts Offensichtliches, bei dem wir mitmachen wollten. Die meisten Projekte hatten keinen Reifegrad. Das Banking-Know-how war unzureichend.»

Selber auf der Basis der Blockchain-Technologie ein Projekt zu starten, sei für Bär nicht sehr realistisch gewesen, so Gerlach weiter, das Know-how dafür fehlte. Und ebendieses kann die Traditionsbank nun bei der Partnerin Seba Crypto abholen.

Vier Säulen der Zusammenarbeit

Die Finma prüft das Seba-Vorhaben auf Herz und Nieren. Das wiederum schafft für Julius Bär Sicherheit in jenen Bereichen, bei denen viele Banken vor dem Umgang mit Krypto-Assets zurückschrecken: namentlich in der Geldwäscherei-Prävention und bei den Vorschriften, wie gut die Bank über einen Kunden Bescheid wissen muss.

Über den Wissensaustausch hinaus beruht die Zusammenarbeit der Institute auf vier Säulen, wie Gerlach weiter erklärt. Der wichtigste Aspekt ist dabei die sichere Verwahrung von digitalen Vermögenswerten. Dies sei eigentlich die «zentrale Aufgabe» einer Bank und liegt im Fokus von Seba Crypto, wie auch finews.ch schon berichtete.

Wie Vontobel

Ausserdem kann die Bank Julius Bär, die selber keine Krypto-Assets auf ihrer Bilanz haben will, die eigenen Kunden ans Trading- und Brokerage-Angebot von Seba Crypto verweisen.

Sind die digitalen Assets einmal sicher aufbewahrt, können die Investmentbanker in Gerlachs Abteilung auf dieser Basis auch Strukturierte Produkte anbieten. Damit würde Julius Bär mit der Zürcher Konkurrentin Vontobel gleichziehen, die schon länger solche Vehikel im Angebot hat.

Tokenisierung als Trend

Längerfristig ist die Tokenisierung von Vermögenswerten enorm wichtig. Entsprechende Expertise dürfte bereits im zweiten Halbjahr 2019 noch wichtiger werden – dann will die Schweizer Börse mit ihrer digitalen Börse SDX an den Start gehen.

«Digital Assets als übergeordnetes Thema kann man als Finanzinstitut nicht auslassen», sagt Gerlach. «Neben unserem Engagement mit Seba verfolgen wir als Börsenmitglied selbstverständlich auch das Projekt der SDX mit grossem Interesse.»

Das hat noch keiner gemacht

Von der Möglichkeit der Tokenisierung verspricht sich der frühere Währungshändler Gerlach viel. Durch den besseren Informationsfluss könnten enorme Einsparungen möglich werden, prophezeit er. Wie gross die Nachfrage der Kunden nach den Krypto-Produkten von Seba sein wird, lässt sich hingegen noch nicht vorhersagen.

«Es wird sich jetzt zeigen, wie viel Interesse da ist. Das zu modellieren, basierend auf Interviews und Annahmen, wäre nicht seriös», sagt er. «Man muss zur Kenntnis nehmen, das ist neu, das hat in der Form noch keiner gemacht.»

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