Bezeichnend für den Missstand ist eine Erhebung, die der Online-Vergleichsdienst Moneyland am (gestrigen) Dienstag veröffentlichte. Dazu wurden 1'500 Schweizer gefragt, was sie mit einer geschenkten Million Franken anstellen würden. Die Antwort liest sich aus der Sicht eines Private Bankers niederschmetternd: Mit der höchsten Wahrscheinlichkeit von 64 Prozent würden die Befragten Teile der geschenkten Million aufs Sparkonto legen.

Nur 23 Prozent der Befragten würden das Geld in aktive Anlagefonds investieren. Lieber noch gingen die Umfrageteilnehmer gar nicht mehr arbeiten (24 Prozent). Frei nach der bekannten Nespresso-Werbung könnte die Losung im Swiss Banking also heissen: Cash – what else?

Lavieren zwischen Drohung und Lockung

Den Banken bleibt damit vorerst nichts anderes übrig, als gegenüber den Kunden zwischen Drohung und Lockung zu lavieren. Wer auch nur in Cash-ähnliche Geldmarktprodukte investiert, wird nicht mit Strafzinsen belangt. Doch diese Haltung erscheint aus Kundensicht wenig glaubwürdig. Schliesslich gibt es immer noch zahlreiche Institute, welche die Strafzinsen aufs eigene Buch nehmen.

So geht das gegenseitige Belauern weiter. Bei der Postfinance gilt nach wie vor der für Privatkunden Mitte 2018 eingeführte Schwellenwert von 500‘000 Franken. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) macht die Weitergabe der Negativzinsen von der Kundenbeziehung und der Grössenordnung des jeweiligen Geschäfts abhängig, wie finews.ch erfahren konnte. Kleinsparer und Kleinunternehmen entrichten bei der grössten Schweizer Staatsbank weiterhin keine Negativzinsen.

Restriktive Genfer

Auch bei der Zürcher Vontobel kennt man keine festen Limits, sondern entscheidet von Fall zu Fall. Ähnlich handhabt dies die Lokalkonkurrentin Julius Bär, wobei dort den Kunden in jedem Fall ein Freibetrag von 500'000 Franken eingeräumt wird.

Dies, während Genfer Privatbanken bereits einen restriktiveren Kurs fahren. Wealth-Management-Kunden zahlen bei Pictet auf Cash-Beständen von 1 Million Franken den vollen Negativzins, und 0,4 Prozent ab 1 Million Euro. «Kunden kommen zu uns, weil sie investieren wollen, und nicht weil sie Bargeld horten möchten», begründet ein Sprecher das Vorgehen.

Tag der Entscheidung

Bei Lombard Odier wiederum will man vom Oktober an ab 1 Million Euro Negativzinsen erheben, sofern die Bestände nicht Teil eines Mandats sind.

Damit bleibt die kleine Oltner Alternative Bank weiterhin das einzige Schweizer Institut, dass den Negativzins an alle Kunden weitergibt. Angesichts der Lage an den Devisenmärkten und der Investitionsunlust der Kunden rückt diesbezüglich der Tag der Entscheidung auch für den Rest der Branche immer näher.

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