Führende Schweizer Banken belegen die reiche Klientel nochmals stärker mit Strafzinsen. Doch das wird den Instituten nicht helfen, sich aus ihrem fundamentalen Dilemma zu befreien. Der Tag der Entscheidung rückt immer näher.

Beim grossen Poker um die Negativzinsen haben die Schweizer Grossbanken erstmals seit längerem wieder die Karten auf den Tisch gelegt. Wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Dienstag berichtete, hat sich die Credit Suisse (CS) entschlossen, ab September von Privatkunden eine Gebühr von 0,4 Prozent auf Cash-Guthaben von mehr als 1 Million Euro zu erheben.

Verschärfungen gibt es auch bei der Erzrivalin UBS. Sie veranschlagt ab nächstem November auf Cash-Beständen von 500'000 Euro aufwärts eine Gebühr von 0,6 Prozent und halbiert damit die bisherige Freigrenze. Auf Frankenbeständen von mehr als 2 Millionen Franken wird im gleichen Zug der gesamte Negativzins von 0,75 Prozent eingefordert, wie die Grossbank entsprechende Informationen gegenüber finews.ch bestätigte. Dies erfolge in Reaktion auf ähnliche Massnahmen bei der Konkurrenz, wie die UBS verlauten liess.

Es ist auch ein Indiz dafür, wie sich die Banken in der Negativzins-Frage gegenseitig belauern.

Im Sandwich zwischen Nationalbank und Kunden

Die aktuellen Verschärfungen fallen mit einer deutlichen Aufwertung des Franken und mutmasslichen Interventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zusammen. Angesichts der lockeren Geldpolitik in den USA und der Eurozone ist davon auszugehen, dass die Schweizer Währungshüter bald noch stärker werden reagieren müssen. Ökonomen der UBS halten diesbezüglich eine Erhöhung der Negativzinsen auf 1 Prozent für gut möglich.

Für die Banken ist dies ein unangenehmer Ausblick. Denn steigen die Strafzinsen auf ihren Sichtguthaben bei der SNB, wird es umso dringender, diese an die Kunden weiterzugeben. Damit geht aber das Risiko einher, die Klientel zu verägern und schlimmstenfalls zu verlieren – die Banken finden sich also im Clinch zwischen Nationalbank und Kunden wieder.

Wie ein böser Fluch

Dabei könnte alles so einfach sein! Wenn die Klientel bloss ihr Bargeld in Finanzprodukte der Banken anlegte, würde sich die Drohkulisse mit dem Strafzins erübrigen. Doch genau dieser Mechanismus spielt nicht. Die globalen Könige der Vermögensverwaltung schaffen es nicht wirklich, die reiche Kundschaft zum Anlegen zu bewegen.

Ob daran die Verfehlungen der vergangenen Finanzkrise schuld sind, die fehlende Reputation der Schweiz als Asset-Management-Standort oder schlicht das Misstrauen der Investoren gegenüber den Finanzmärkten: Die hohen Cashbestände haften an den hiesigen Geldhäusern wie ein böser Fluch.

Lieber blau machen als investieren

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.26%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.28%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.76%
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