Banking-Apps gelten als die Zukunft, doch viele Geldhäuser halten das Geschäft für flüchtig. Zu unrecht, wie eine neue Studie zeigt.

Es sind Zahlen, welche die Innovations-Verantwortlichen hiesiger Banken wohl schier verzweifeln lassen. Einer Analyse vom letzten Sommer zufolge laufen in der Schweiz nur gerade 2 Prozent aller Zahlungen über Smartphone-Applikationen. Twint, Apple Pay und Konsorten mögen zwar im medialen Rampenlicht stehen; wenn es aber um die nackten Transaktionen geht, ist ihr Marktanteil verschwindend klein.

Durchzogen ist auch der Erfolg der Neobanking-Apps: Während ausländische Angebote wie Transferwise oder Revolut ein ansprechendes Wachstum zeigen, zerreissen heimische Angebote wie Zak der Bank Cler keine grossen Stricke bei der Kundschaft.

Und das soll, bitte, die Zukunft des Schweizer Retailbanking sein? Kein Wunder, werden die digitalen Brieftaschen von gestandenen Bankern oftmals nur als Gadgets betrachtet.

Bankbeziehung hält länger als Ehe

Umso überraschender sind da die Erkenntnisse einer globalen Mobile-Banking-Studie, welche die Mobildaten-Analysefirmen Adjust und App Annie in der ersten Jahreshälfte 2019 weltweit durchgeführt haben. Die Auswertung zeigt, das Mobile-Banking-Kunden eine Eigenschaft mitbringen, die man aus dem «analogen» Bankgeschäft seit langem kennt: die Bankkundschaft ist treu – zuweilen so treu, dass eine Ehe oft weniger lang hält als eine Bankbeziehung.

Der «Mobile Banking Report 2019» stellt dies nun auch – relativ gesehen – bei Finanz-Applikationen fest. Ihre Bindungsrate ist im Vergleich mit dem ganzen App-Universum ausserordentlich hoch: Fast ein Drittel der Nutzer kehren am ersten Tag zurück, und 15 Prozent nutzen die App auch am dritten Tag nach dem Download noch. Beim Vergleich von 15 App-Kategorien belegen Banking-Apps einen starken dritten Platz.

Wenig loyale Zahler

Weniger gut stehen dagegen die reinen Bezahl-Apps da. Die Bindungsrate ist dort im Schnitt tiefer als bei anderen App-Anwendungen. Und während kostenpflichtige Bank-Applikationen auf eine hohe Treue der Nutzer hoffen können, sind Kunden von Bezahl-Apps auch dann wenig loyal, wenn sie diese gekauft haben. Dies dürfte wohl auch eine Folge der zahlreichen Konkurrenz und des Preiskampfs sein, den sich diese Produkte liefern.

Die Studienautoren haben für die Entwickler von Finanz-Apps in jedem Fall eine Lösung parat: Personalisierung. Applikationen, die der Nutzer auf seine Bedürfnisse einstellen kann und die in einen stetigen Dialog mit diesem treten, können auf eine bessere Bindung zählen. Das gilt nicht nur auf dem Smartphone. Die internationale Beratungsfirma Boston Consulting Group etwa behauptet, dass dank Personalisierung pro 100 Milliarden Dollar Bankeinlagen 300 Millionen Dollar Ertrag zusätzlich zu gewinnen wären.

Vergessen als Strafe

Stetige Kundenpflege und Kommunikation ist also ein Muss, und wer das vernachlässigt, bezahlt den Preis des Vergessenwerdens. Dies könnte ein möglicher Grund sein, warum manche Finanz-Apps auch in der Schweiz nicht recht vom Fleck kommen.

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