Bei Julius Bär hat die Arbeit in der Covid-19-Pandemie auch zu Aha-Momenten geführt. COO Nic Dreckmann will neu gelernte Prozesse verteidigen, wie er gegenüber finews.ch sagte.

Durch Home-Office und Remote-Working habe sich in den vergangenen rund 18 Monaten vieles geändert. «Unsere Kunden waren über die laufende Kommunikation sehr dankbar und froh, dass wir ihre Bedürfnisse ununterbrochen erfüllen konnten», sagte Chief Operating Officer (COO) Nic Dreckmann am Rande einer Konferenz im Gespräch mit finews.ch.

Zudem habe das Remote-Arbeiten auch neue Möglichkeiten gezeigt und es habe auch Aha-Momente gegeben. Oft sei im Home-Office die Effektivität und Arbeitsintensität sogar höher gewesen als im angestammten Büro-Umfeld. «Jetzt ist es zum Beispiel leicht möglich, in einer laufenden Beratung kurzfristig in einem Videocall einen Portfoliomanager oder Investmentexperten heranzuziehen. Bei einem physischen Gespräch in der Bank war das eher schwierig.»

Das Beste beibehalten

Die Technik und die Systeme hätten stabil funktioniert und man habe auch hier viel gelernt. «Die oft gehegten Sorgen um die IT-Sicherheit bei externem Zugriff haben sich nicht bewahrheitet.» Jetzt gehe es darum, das Beste aus der Zeit vor Corona und dem in der Pandemie Gelernten beizubehalten. «Natürlich denken wir darüber nach, wie unsere Arbeitsweise Post-Covid aussehen wird», so Dreckmann.

Während etwa die Credit Suisse schon ihre Pläne für ein neues Arbeitsmodell umrissen hat, sind die Rückkehr-Pläne ins Büro bei anderen Instituten noch vage. Dass Flexibilität in Zukunft aber auch bei Julius Bär eine grössere Rolle spielen wird, zeichnet sich damit ab.

Kundenbeziehung steht zentral

«Fintech und Digitalisierung sind für uns vor allem Instrumente, um neue Technologien und Innovation ins Unternehmen zu bringen. Die Zusammenarbeit mit Fintechs kann Mehrwert für die Bank und die Kunden generieren», ist er überzeugt.

«Die Technologie kann die Service-Leistung für den Kunden unterstützen, effizienter und weniger fehleranfällig machen», betonte der Julius Bär-Manager. «Wir versuchen nicht den Menschen oder die Kundenbetreuer in ihrer Funktion zu ersetzen, oder den Kunden in einen Selfservice-Bereich zu transferieren, wie das vielleicht in einem Retail-Geschäft der Fall sein kann». Vielmehr gehe es darum, den Mitarbeitenden in einem Hybrid-Modell neue Mittel und Werkzeuge an die Hand zu geben, um den Service besser erbringen zu können.

Skalierbarkeit weniger relevant

Dreckmann verwendet hier den Begriff «augmented», also erweitert. Die Beziehung zum Kunden soll auch weiterhin vor allem über den Betreuer und nicht über die Technologie stattfinden. «Wir haben stark an Themen gearbeitet, welche die Kunden-Interaktion mit der Bank entsprechend interessanter, effizienter und intelligenter gestalten können.»

Die Anforderungen bei Julius Bär als Vermögensverwalter seien andere als etwa bei Retail- oder Geschäftsbanken. Es gehe nicht um Automation bei der Zahlungsabwicklung oder Verwaltung von Hypotheken. Die Skalierbarkeit spiele eine geringere Rolle.

Als erfolgreich wertet er die Zusammenarbeit mit dem Fintech-Hub F10. Dort könne man Herausforderungen und «Pain-Points» auf den Tisch legen und dann werde in regelmässigen Abständen nach Lösungen gesucht.

Seba als Krypto-Einfallstor

Die Beteiligung an der Seba Bank und die Angebote für die Kunden sieht Dreckmann als ein Einfallstor oder Eintritt in das Thema Krypto. «Diese Zusammenarbeit erlaubt es uns, Einblicke zu bekommen, wie unsere Kunden ticken – was für sie wichtig ist in diesem Bereich.» Ausserdem habe Julius Bär dadurch Einblick in die Trends und Entwicklungen.

Eine Ausweitung im Bereich Krypro sei derzeit nicht geplant. «Ich glaube, wir sind im Moment gut so aufgestellt», sagte Dreckmann. Die Bank bietet via Seba den in der Schweiz gebuchten Kunden Zugang etwa zu Aufbewahrung digitaler Vermögenswerte und Transaktionen, jedoch gegenwärtig keine Beratung. «Aber natürlich werden Seba und andere immer mal wieder vorstellig, und wir verfolgen momentan die Entwicklungen mit Interesse.»

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