Für neue Konkurrenten könnte der erwartete Zinsanstieg ein kurzes Fenster öffnen. Wenn die Leit- und Referenzzinsen steigen, sind Lockangebote mit hoher Verzinsung für solche Akteure eher erschwinglich. Mit höher verzinsten Konti könnten demnach Fintechs und Neobanken versuchen, Kunden von den Banken wegzulocken. Doch letztere dürften solchem Treiben nicht einfach so zusehen. Und mit der Zinswende wird es auch für die Disruptoren teurer, an frisches Kapital zu gelangen, das sie für ihre teuren Marketing-Kampagnen benötigen.

6. Es wird einsam auf der Hochpreis-Insel

Wenn die EZB im Juli ihre Zinsen erstmals in Jahren erhöhen sollte, herrscht gegenüber der SNB wieder Gleichstand (siehe Punkt 2 oben). Dennoch dürfte sich der Franken angesichts der vielen Unsicherheiten in der Eurozone gegenüber dem Euro kaum abschwächen – im Gegenteil. Für die im Offshore-Banking mit Europa tätigen Institute sind das keine guten Neuigkeiten: Wie klassische Exporteure produzieren sie im Frankenraum, und erzielen ihre meisten Einnahmen im Ausland mit Euro und Dollar.

Weil sich nun auch der Marktzugang zum EU-Gebiet eher noch erschwert hat, könnte dies die Institute zu radikalen Massnahmen treiben: Aufgrund der EU-Blockade hat die Branche bereits mit einer Verlagerung ins Ausland gedroht.

7. Frass für die Bären

Das Minus von 20 Prozent und mehr seit Jahresbeginn bei den westlichen Leitindizes spricht eine deutliche Sprache: Die Börsen befinden sich in einem Bärenmarkt. Die fallenden Kurse haben auch die Substanz in der Königsdisziplin des Private Banking verringert – die Buchverluste auf Wertschriften fressen das Vermögen an, auf dem die Branche ihre Kommissionen verdient.

Da die Verwerfung an den Märkten ganz wesentlich der Zinswende geschuldet sind, erweist sich die Massnahme der SNB auch hier als kontrovers für den Finanzplatz. Erst recht finster würde es für die internationalen Vermögensverwalter, wenn ein rascher Zinsanstieg Märkte wie die USA oder die Eurozone in eine Rezession drücken würde.

8. Sicherer Hafen mit Fragezeichen

Natürlich gibt es dazu auch den gedanklichen Gegenentwurf des sicheren Hafens: In den vergangenen Monaten haben geopolitische Risiken und eine zunehmende Verunsicherung an den Finanzmärkten dazu geführt, dass der Franken stark gesucht war. Mit dieser Aufwertung wurde die Valuta ihrem Ruf als Safe-Haven-Währung einmal mehr gerecht. Nach der überraschenden Leitzinserhöhung der SNB ist die traditionelle Zinsdifferenz des Franken zum Euro verschwunden, was die Krisenwährung am Devisenmarkt zusätzlich attraktiver macht.

Ob der Schweizer Finanzplatz, dessen Ruf als Hort der Stabilität unlängst gelitten hat, von einem starken Franken profitieren kann, ist allerdings ungewiss. Immerhin vermochten die hiesigen Banken in unsicheren Zeiten in der Vergangenheit jeweils Gelder aus dem Ausland anzuziehen.


Mitarbeit: Fredy Greuter, Thomas Pentsy, Samuel Gerber

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