Mehr Innovation: Das ist Auftrag und erklärte Strategie des Finanzdienstleisters SIX. Präsident Romeo Lacher lüftete nun den Schleier über einigen Projekten, die bei manchen Playern nicht nur Freude auslösen.

Das erklärte Ziel des Schweizer Finanzdienstleisters und Börsenbetreibers SIX ist, mehr Innovationskraft in seine Infrastruktur zu stecken. Dies, um den Schweizer Finanzplatz und die hiesigen Banken wettbewerbsfähiger zu machen und als Unternehmen im Konkurrenzkampf fitter zu werden.

Wo diese Innovationskraft sich entfalten soll, hat die SIX bereits diesen Juli mit der Absicht angezeigt, eine voll integrierte Handelsplattform für digitale Assets zu bauen.

Cyber-Security und eine Cloud

SIX-Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher lüftete den Schleier über weiteren Projekten, um den hiesigen Banken «mehr und konkretere innovative Dienstleistungen anzubieten», wie er am Dienstag vor Journalisten sagte.

Neben einem Überwachungssystem gegen Cyber-Angriffe sei dies eine umfassende Cloudlösung, so Lacher. Das klingt nicht gerade nach einer bahnbrechenden Innovation, brauche es doch im Prinzip keinen weiteren Cloudanbieter, wie der SIX-Präsident selber einräumte.

Die Sorge um die Datensicherheit

Tatsächlich tummeln sich im Bereich Cloud-Computing, wo Firmen extrem leistungsfähige Datenspeicher- und -verarbeitungssysteme nutzen können, eine Handvoll Big Player wie Amazon, IBM, Microsoft oder Cognizant sowie zahlreiche kleinere Anbieter; in der Schweiz und im Banking beispielsweise auch die Swisscom und das Ostschweizer IT-Unternehmen Inventx.

Doch Schweizer Banken, die mit ausländischen Cloudanbieter arbeiten, sind laut Lacher besorgt über die Sicherheit ihrer Daten.

Extrem hohe IT-Investitionen

Im Banking ist diese Sorge nicht neu. Daten einem externen Anbieter zur Verarbeitung anzuvertrauen, läuft dem heiligen Prinzip der Banken zuwider, für die Daten ihrer Kunden absolute Sicherheit zu gewähren.

Das Prinzip ist in den letzten Jahren ins Wanken geraten – und zwar nicht wegen der neuen Steuertransparenz und dem Automatischen Informationsaustausch AIA.

Im digitalen Zeitalter werden von Banken Rechenleistungen gefordert, welche enorme und wiederkehrende Investitionen in die eigenen IT-Systeme erfordern würden. Darum gibt es kleinere Cloud-Anbieter wie Inventx mit Kunden wie die Thurgauer oder Graubündner Kantonalbank. Und es gibt die Cloud-Riesen, wo Microsoft mit der Azure-Lösung derzeit der mit Abstand führende Anbieter für global tätige Banken ist.

Die Cloud spart massiv Kosten

Was die Cloud den Banken bringt, zeigte beispielsweise Pierre-Olivier Bouée, der oberste Kostenmanager der Credit Suisse, am letztjährigen Investorentag auf: Massive Kosteneinsparungen.

Als die UBS ebenfalls vor einem Jahr Teile ihres Risikomanagements an die Azure-Cloud von Microsoft auslagerte, hiess es, die Rechenleistung werde verdoppelt, die Kosten würden um 40 Prozent sinken.

Während Cloud-Anbieter wie Microsoft oder IBM für das Banking im digitalen Zeitalter nun willkommene Partner sind – ein Unbehagen bleibt, wie auch SIX-Präsident Lacher festgestellt hat.

Nicht geheuer: Der Cloud Act

Denn die Banken geben ihre Daten nicht nur an einen externen Anbieter weiter. Im Falle der amerikanische Cloud-Konzerne geben gerade auch die Schweizer Banken ihre Daten im Prinzip in die Hände von US-Behörden.

Der sogenannte Cloud Act verpflichtet amerikanische IT-Dienstleister, auch dann Zugriff auf Daten zu erlauben, wenn deren Speicherung nicht auf US-Boden erfolgt. Dies, sagte Lacher vor den Medien, sei den Banken nicht geheuer.

Datensicherheit als Standortmerkmal

Die SIX als Infrastrukturanbieterin für den Schweizer Finanzplatz sei darum prädestiniert, eine Alternative zu den bestehenden Anbietern zu bauen, die allen Sicherheits- und regulatorischen Anforderungen entspreche. Das Cloud-Projekt steckt allerdings noch in den Kinderschuhen, räumte Lacher ein. Es seien noch keine Millionen für Investitionen gesprochen.

Eine Schweizer Cloud für den Schweizer Finanzplatz würde durchaus auch manchen vorhandenen Intentionen entsprechen, die Datensicherheit zu einem Standortmerkmal des Swiss Banking zu machen, wie es früher das Bankgeheimnis war.

Von Banken gestützte, heimische Konkurrenz

Ob die SIX mit einer Schweizer Cloud aber die Interessen des gesamten Finanzplatzes vertreten würde, sei dahingestellt. Cloud-Anbieter wie Swisscom oder Inventx erhielten eine von Banken gestützte, heimische Konkurrenz.

Der grösste Banken-IT-Dienstleister der Schweiz Avaloq sieht seine Pläne des Baus einer «Swiss Banking Cloud» durch die SIX möglicherweise arg konkurrenziert. Avaloq baut diese Cloud mit der Hilfe von IBM. Doch zum Zuge kommt IBM Schweiz und die Ländergesellschaft untersteht dem Cloud Act nicht. Weil Avaloq ihre Cloud den Kunden zur Verfügung stellen werde, sei das SIX-Projekt keine Konkurrenz, hiess es.

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