Acht Jahre nach der Annahme der Abzocker-Initiative in der Schweiz stimmen Aktionäre so geschlossen gegen Manager-Boni wie nie. Vor allem institutionelle Investoren legen Aktivismus an den Tag, wie eine neue Erhebung zeigt.

Schweizer Chefs schlägt in Lohnfragen ein zunehmend eisiger Wind entgegen. In der Generalversammlung-Saison 2021 stieg der Anteil der Dagegen-Stimmen bei den Vergütungsberichten zu den CEO-Löhnen im Median auf ein Allzeithoch von 14,4 Prozent. Dies berichtete die Schweizer Aktionärs-Beraterin Swipra am Donnerstag.

Laut der Mitteilung hatte dies vor allem mit dem Umfeld der Corona-Krise zu tun, wo Bonus-Anpassungen besonders schlecht gelitten waren – die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) etwa empfahl den unterstellten Finanzdienstleistern, Augenmass bei Dividenden und Vergütungen walten zu lassen.

Negativ und abweichend

Wohl kaum zurückdrehen lässt sich das Rad beim zunehmenden Aktivismus der Aktionäre. Die GV-Teilnahme ist im Median erneut gestiegen, laut Swipra um 0,3 auf 70,9 Prozent der ausgegebenen Aktien. Von einer schweigenden Mehrheit kann also in der «Aktionärs-Demokratie» nicht mehr die Rede sein.

Vor allem Grossaktionäre zeigen sich bei Schweizer Unternehmen zunehmend aufmüpfig. Die zehn grössten institutionellen Aktionäre halten im Durchschnitt 12,8 Prozent der Marktkapitalisierung – sie stimmten 2021 negativer ab als 2020 und wichen auch vermehrt von Stimmrechtsberater-Empfehlungen ab.

Nicht zur Wiederwahl angetreten

Von den 100 GV-Traktanden mit dem höchsten Anteil Dagegen-Stimmen betrafen 65 Prozent Verwaltungsrats-Wahlen und 19 Prozent Vergütungsberichte, letztere mit einem Dagegen-Stimmen Anteil von durchschnittlich 32,2 Prozent. Den Unwillen der Grossaktionäre bekam dieses Jahr etwa die Grossbank Credit Suisse (CS) zu spüren, wo die Gemüter der Eigner nach dem Doppel-Debakel um die Greensill-Fonds und die New Yorker Finanzfirma Archegos hoch gingen.

Der scheidende CS-Präsident Urs Rohner verzichtete auf einen Teil seines Lohns; der für die Risiko-Oberaufsicht zuständige Verwaltungsrat Andreas Gottschling trat an der Generalversammlung vom vergangenen April nicht mehr zur Wiederwahl an.

Pay for Performance

In der Tat wenden sich grosse Fondshäuser wie Blackrock oder Fidelity regelmässig auch persönlich an die Führungsriege von Schweizer Firmen; dieses «Stewardship» gilt mittlerweile als integraler Teil der Jagd nach Performance in der Finanzbranche. Dies umso mehr, als Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG) als Anlagekriterien an Bedeutung gewinnen.

Unter Governance fällt auch die Lohnfrage: Aktionäre werden laut Swipra-Umfragen künftig eine transparentere Offenlegung zum Leistungs-Vergütungs-Zusammenhang (Pay for Performance) sowie zur ESG-Berücksichtigung im Vergütungs-System fordern.

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