Crossborder ist ein Begriff, der seit langem für all jene Menschen Realität ist, die in der Finanzbranche arbeiten. Compliance Officer erwähnen ihn oft, und Banken scheinen gelernt zu haben, dass bei einer europäischen Kundschaft und MiFID-Regeln nicht zu spassen ist, schreibt Francesco Magistra in seinem Beitrag für finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Dies gilt umso mehr, als die schweizerischen Behörden die ausländischen bei der Überwachung der Einhaltung dieser Regeln unterstützen haben. Country Manual über die Verhaltensregeln in einem Land, sind heute Voraussetzung für die jährliche Überprüfung geworden. Aber wie viele unabhängige externe Manager haben sie aufmerksam gelesen? Die Wahrnehmung ist, dass Verstösse gegen diese Regeln nach wie vor als Bagatelle betrachtet werden.

Für diese hat die Finma-Lizenz zu einer erheblichen Zunahme von Arbeit, Bürokratie und Kosten geführt, aber sie hat keine greifbaren Vorteile gebracht, die jemand hätte erwarten können. Selbst ein flexiblerer Zugang zur europäischen Kundschaft war nie ein Thema. Die am 16. August 2023 unterzeichnete Kooperationsvereinbarung zwischen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma), ihrem italienischen Pendant, der Commissione Nazionale per le Società e la Borsa (Consob) und der Banca d'Italia sollte alle externen Vermögensverwalter beunruhigen.

«Eine solche Vereinbarung könnte auch von anderen EU-Ländern übernommen werden»

Diese wurde entworfen, um die Kontrolle über diejenigen, die auf dem italienischen Markt tätig sind, seitens der Finma zu verstärken und im Gegenzug Banken und Vermögensverwalter mit bedeutender italienischer Kundschaft den Erhalt einer italienischen Lizenz seitens der Consob zu vereinfachen.

Experten zufolge wäre diese kostspielige Lösung für Institute gerechtfertigt, die wenigstens um die 800 Millionen Franken an verwalteten Vermögen besitzen. Die Vereinbarung sieht zudem eine verstärkte Zusammenarbeit und einen weiteren Austausch von Informationen zwischen den beiden Aufsichtsbehörden vor, um eine angemessene Kontrolle und Überwachung grenzüberschreitender finanzieller Aktivitäten zu gewährleisten. Wenn man die Politik betrachtet, die von den Schweizer Behörden in den vergangenen Jahren verfolgt wurde, lässt sich nur vermuten, dass eine solche Vereinbarung Schule machen wird und auch von anderen EU-Ländern übernommen werden könnte.

Diese neue Art der Vereinbarung wird das Leben für kleine oder mittelständische unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz noch schwieriger machen. Entsprechend wird der Zugang zum italienischen und europäischen Markt auf stärkere, grössere Institute beschränkt sein.

Einige unabhängige Vermögensverwalter werden bald feststellen, dass die Nichteinhaltung der grenzüberschreitenden Regeln nicht – wie viele es heute noch betrachten – eine Kleinigkeit ist, sondern als schwerwiegender Verstoss betrachtet wird, der die Lizenz des Unternehmens, das gegen diese Regeln verstösst, gefährden könnte.

«Die Antwort auf diese Frage liegt eine Stunde von Zürich und zwei Stunden von Lugano entfernt»

Für Europäer mit erheblichen Ersparnissen bleibt die Schweiz aus verschiedenen Gründen der attraktivste Finanzplatz weit und breit. Auch wenn die Nachfrage nach der Schweizer Lösung nicht nachlassen wird, stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand noch lohnt: Sind Schweizer Vermögensverwalter dazu verurteilt, eine langsame, aber stetige Erosion der verwalteten Vermögenswerte zu erdulden?

Die Antwort auf diese Frage liegt eine Stunde von Zürich und zwei Stunden von Lugano entfernt: Das Fürstentum Liechtenstein gehört seit 1991 zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), und sein Finanzplatz hat erfolgreich die MiFID-Regulierung übernommen. Mit diesen Merkmalen und dem europäischen Pass in der Tasche wird der Zugang zu jedem Finanzplatz im EU-Raum erleichtert.

In Italien, um beim Beispiel zu bleiben, wurde unsere Firma Osiris Asset Management als «Investmentunternehmen in anderen EU-Staaten ohne Niederlassung in Italien» genehmigt. Unsere Entscheidung, eine Gesellschaft in Liechtenstein zu gründen, geht auf das Jahr 2006 zurück und hat sich als erfolgreiche Lösung erwiesen, auch dank der Fähigkeit, Agilität und Sorgfalt der örtlichen Behörden und Aufsichtsbehörden.


Francesco Magistra ist Verwaltungsratspräsident der Tessiner Nemesis Group in Lugano sowie Partner bei der Firma Osiris Asset Management in Vaduz im Fürstentum Liechtenstein. Nach Abschluss seiner Ausbildung in New York wurde er zum Repräsentanten des Schweizerischen Bankvereins (SBV, später UBS) in Lima und danach in Montevideo ernannt. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz nahm er das Vertriebsentwicklungs-Projekt «Fixed Income Emerging Markets» wieder auf, bevor er als Head of Latin America mit Verantwortung für Brasilien, Argentinien, Venezuela, Peru nach Lugano zurückkehrte. Insgesamt war er 15 Jahre für die UBS tätig. Seit 2001 ist er selbständig. 


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