Wenn Banken weiter so tun, als gäbe es die Nachfrage nach Kryptowährungen nicht, vernachlässigen sie die Bedürfnisse der Kunden, wie der am meisten beachtete Reichenreport der Welt feststellt.

Eine einflussreiche Private Bankerin in Zürich wurde jüngst vom ausländischen Hauptquartier ihres Instituts zu den Kollegen nach Asien und wieder zurück in die Schweiz verwiesen, als sie nach Tipps für Kryptoinvestments fragte. Man liess sie ins Leere laufen, wie sie im vertraulichen Gespräch berichtet.

Wenig Erbauliches erlebte auch ein Fintech-Unternehmer, der früher in der Vermögensverwaltung einer Schweizer Grossbank arbeitete. Als er seinen damaligen Vorgesetzten ein Projekt für Anlagen in Coins und Token vorlegte, hiess es: «Unsere Kunden interessiert so etwas nicht.»

Seit dem heutigen Dienstag gelten solche Ausreden definitiv nicht mehr. Denn der eben erschienene «Wealth Report 2018» der Beratungsfirma Capgemini – gemeinhin die meistbeachtete Reichenstudie überhaupt – widmet Kryptoanlagen erstmals ein eigenes Kapitel. Noch mehr: Die Autoren haben unter reichen Privatinvestoren einen klar steigenden Appetit auf Kryptoinvestments festgestellt.

Investor, ledig, sucht Bitcoin

Jeder dritte Millionär zeige ein «hohes Interesse» an dem Thema, schreiben sie. Bei den unter-40-jährigen Anlegern, die von Privatbanken besonders umworben werden, beträgt der Anteil der sehr Interessierten gar mehr als 70 Prozent.

Das Problem: Die reiche Klientel findet den Zugang zu den neuartigen Investments nur schwer. Umso mehr suchen die Wohlhabenden den Rat von Experten – allerdings wusste nur jeder Dritte der von Capgemini befragten Reichen zu berichten, überhaupt Informationen zu Kryptowährungen von seinem Vermögensverwalter erhalten zu haben.

Sünde sondergleichen

Für eine Branche, die händeringend versucht, mit Beratung Geld zu verdienen, ist dies eine Sünde sondergleichen. Doch in den höchsten Sphären des Bankmanagements kann man scheinbar damit leben. Hier loben Chefs wie Tidjane Thiam (Credit Suisse) und Sergio Ermotti (UBS) zwar das Potenzial der Blockchain. Von Kryptowährungen wie dem Bitcoin, die als erste praktische Anwendungen der neuen Technologie funktionieren, wollen die Bankmanager jedoch nichts wissen.

Lieber überlassen sie kleinen Konkurrenten das Feld – wie der Zürcher Privatbank Falcon, der Liechtensteiner Bank Frick oder Fintechs wie Bitcoin Suisse oder Crypto Finance.

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