Zugegeben: Um den Ruf der Kryptodevisen ist es nicht nur zum Besten bestellt. Experten in- und ausserhalb der Bankbranche warnen vor Schneeball-Systemen und vor dem Geldwäscherei-Risiko. Solche Mahnungen werden noch verstärkt von Finanzmarkt-Autoritäten wie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, die dieser Tage in einem Report gegen die digitalen Devisen vom Leder zog.

Von der Nachfrage überholt

Vor diesem Hintergrund ist auch das Diktum von Jamie Dimon, dem CEO der amerikanischen Bank J.P. Morgan, zu verstehen. «Ich würde jeden sofort feuern, der Bitcoin handelt», polterte der mächtige Banker letzten Herbst. Doch das Problem von Dimon & Co. war schon damals, dass sie von der Nachfrage überholt wurden – Ende 2017 gingen die Bewertung von digitalen Devisen durch die Decke.

Die Kurse von Bitcoin und Co. haben seither zwar deutlich korrigiert. Doch die grosse Fülle an Coins und Token sowie der ungebrochene Hunger nach Neuausgaben (ICO) von Kryptodevisen zeigen deutlich, dass das Thema unter den Nägeln brennt. Capgemini zählte allein zwischen Januar und April diesen Jahres weltweit 195 ICO mit einem Gegenwert von insgesamt 6,2 Milliarden Dollar.

Die Goldgräber-Stimmung hat die Aufmerksamkeit schwerreicher Privatleute definitiv geweckt. An einer Krypto-Konferenz in St. Moritz Anfang Jahr tummelten sich Grössen wie der schweizerisch-brasilianische Milliardär Jorge Paulo Lemann oder der Schweizer Hedgefonds-Pionier Rainer-Marc Frey.

Das Recht, auf die Nase zu fallen

Wenn Banken weiter so tun, als gäbe es diese Nachfrage nicht, missachten sie die Grundregeln der freien Marktwirtschaft. Reichen Kunden muss es unbenommen sein, mit Bitcoin und Co. noch reicher zu werden – oder böse auf die Nase zu fallen. Dies, während immer deutlicher wird, welches Potenzial solche Investments für die Vermögensverwaltung bieten.

Das zeigt sich in den Märkten Asiens und Lateinamerikas. Dort wird künftig nicht nur der meiste neue Reichtum vermutet, sondern dort ist auch das Interesse an Kryptoinvestments am höchsten (siehe Grafik unten).

Capgemini Grafik 500

Mit Blick auf alle anderen Regionen und Kunden zeigt sich zudem: Wenn es die Banken verstehen, ihre Kundschaft bei Investments in die neuartigen digitalen Devisen an der Hand zu nehmen und sie vor Fallstricken zu bewahren, gewinnen sie eine Währung, die um ein Vielfaches härter ist als Bitcoin, Ether, Dollar oder Franken – nämlich Vertrauen.

Gold hat mit 2'400 Dollar ein neues Allzeithoch erklommen. Ist dies der Anfang einer nachhaltigen Hausse?
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