Eigentlich hat der Digitalisierungsschub der Coronakrise hiesigen Fintechs direkt in die Hände gespielt. Eine Branchenstudie deutet nun aber auf ein Formtief, an dem die Startups nicht unschuldig sind.

Das Coronajahr 2020 hat die Verdrängung von Bargeld und die Verlagerung des Kundenkontakts auf den digitalen Kanal gebracht. Aber nicht den erhofften Durchbruch für die Schweizer Fintech-Branche: Wie der diesjährigen Ausgaben der Fintech-Studie der Hochschule Luzern zu entnehmen ist, war das Wachstum neuer Fintech-Geschäftsmodelle in der Schweiz seit 2015 noch nie so tief.

Die Erhebung zählt aktuell 405 Schweizer Fintechs, wobei die Geschäftsmodelle überwiegend auf Technologien aus den Bereichen der Prozessdigitalisierung, Automatisierung und Robotics basieren.

Jobs im Ausland

Auch sonst erkennen die Autoren Anzeichen einer Verlangsamung. Sie verweisen dabei auf den sinkende Mittelwert der Gesamtkapitalisierung der untersuchten Unternehmen und auf den konstant gebliebenen Median der Mitarbeitenden-Zahl. Dies, während die Startups ins Ausland expandieren: Der Anteil ihrer Mitarbeitenden, die nicht in der Schweiz, sondern im Ausland stationiert sind, steigt kontinuierlich an.

Ende 2020 machte diese Gruppe bereits mehr als einen Drittel aller Beschäftigten von Schweizer Fintechs aus, wie die Studie festhält.

Der Schweizer Fintech-Stellenmarkt wird damit zunehmend zum Opfer des Erfolgs der Branche. Diverse hiesige Geschäftsmodelle folgen den Vorbildern von Tech-Grössen wie Uber oder Amazon, die alles auf ein rasches internationales Wachstum setzen, um Skalen zu erreichen. Die Generierung von Gewinn wird dabei freiwillig hintenan gestellt.

Banken fit getrimmt

In den vergangen Monaten haben diverse bekannte Schweizer Fintechs ihre Expansionspläne geschärft oder forciert. So blickt der Bargeld-Service Sonect bis nach Lateinamerika, das Impact-Investing-Fintech Yova expandiert nach Deutschland, und die Finanzierungs-Plattform Loanboox wird mittlerweile von einem Franzosen gelenkt.

In die gleiche Richtung zeigt der Befund, dass die etablierte Schweizer Banken im Laufe der Zeit effizienter geworden sind und sich der Effekt der Digitalisierung langsam materialisiert. Dies ist unter anderem auf Fintech-Lösungen zurückzuführen, die gemäss den Erkenntnissen der Studie mehrheitlich auf das Business-to-Business-Geschäft abzielen, was auch innovative Lösungen für etablierte Banken inkludiert.

Mit anderen Worten: Die Fintechs haben die Banken mit ihren neuen Technologien fit genug gemacht, dass sie Neuankömmlingen jetzt die Stirn bieten können.

Fintech nützt den Kunden

Auch die traditionelle Finanzinstitute mussten aber realisieren, dass eine clevere App alleine noch kein Erfolgsgarant ist. So konnten die Banken dank Finanztechnologie die verwalteten Volumina zwar steigern, während sie ihre Kosten stabil hielten. Diese Entwicklung spiegelt sich jedoch nicht auf der Ertragsseite wider.

Laut den Autoren der Studie deutet das auf eine Erfahrung hin, die zahlreiche Fintechs schon machen mussten: Die gewonnenen Effizienz-Gewinne werden direkt an die Kunden weitergegeben.

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