Die Credit Suisse stimmt auf das Nachspiel im Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds ein. Klagen und das Vorgehen der Behörden sind dabei nicht die einzigen Sorgen der Grossbank.

Mit der am Donnerstag angekündigten Abspaltung des Asset Managements in eine eigenständige Einheit unter der Führung von Ulrich Körner ist das Greensill-Debakel für die Credit Suisse (CS) noch längst nicht zu Ende. Wie dem gleichentags publizierten Geschäftsbericht der Bank fürs Jahr 2020 zu entnehmen ist, droht das Institut von verschiedener Seite unter Druck zu geraten.

So hat der Entscheid der CS von Anfang März, vier ihrer CS-Greensill-Fonds mit ursprünglich über 10 Milliarden Dollar Vermögen abzuwickeln, bereits behördliche Untersuchungen und Massnahmen nach sich gezogen. Weitere könnten laut dem Bericht Folgen. Erwähnt wird spezifisch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma), die mit der Grossbank eine Erhöhung des Eigenkapitals (Pillar 2 Buffer) zur Abfederung der Greensill-Risiken diskutiert.

Erste Klagedrohungen eingetroffen

Ebenfalls haben Fondsinvestoren der zweitgrössten Schweizer Bank Klagen angedroht; die CS warnt im Geschäftsbericht, dass sie zum Ziel von Schadenersatz-Forderungen werden könnte. Wie finews.ch berichtete, hat eine auf Sammelklagen spezialisierte New Yorker Kanzlei bereits einen entsprechenden Aufruf lanciert.

Derweil muss sich die CS auf die Abwicklung der Greensill-Fonds konzentrieren. Nach eigenen Meldungen hat die Grossbank bereits 3,1 Milliarden Dollar an die Investoren zurückgeführt, die vor allem aus überschüssigen Barmitteln stammen. Schwieriger wird es wohl, die Debitoren-Finanzierungen an Firmen, auf die sich die Fonds spezialisierten, ohne Verluste zurückzuholen. Diese Instrumente haben in der Regel eine Laufzeit von einem Jahr.

Noch mehr offene Rechnungen

Die CS-Fondsverwalter, so heisst es nun, seien benachrichtigt worden, dass nicht alle Finanzierungen am Ende ihrer Laufzeit zurückgezahlt würden. Wie gross dieser Anteil ist, geht aus dem Bericht nicht hervor.

Des Weiteren bestehen innerhalb des CS-Konzerns weitere direkte und indirekte Guthaben gegenüber der insolventen australisch-britischen Finanzboutique Greensill Capital sowie gegenüber Produkten, wie mit den Greensill-Fonds verbunden sind. Von einer Brückenfinanzierung in der Höhe von 140 Millionen Dollar konnte die Bank bereits 50 Millionen Dollar von Greensill Capital zurückholen. Die CS warnte aber, dass es auch hier zu Kosten kommen könnte.

Drohender Exodus von Kunden

Das gilt scheinbar auch mit Blick aufs ganze Greensill-«Exposure» des Geldhauses. Wie es am Donnerstag weiter hiess, ist es wahrscheinlich, dass die CS wegen der Angelegenheit Verluste erleiden wird. Deren Höhen kann die Bank allerdings noch nicht bemessen, hält aber bei Abschluss des Falls materielle Auswirkungen aufs operative Resultat der Gruppe für möglich.

Ebenfalls, mahnt das Institut, könnte durch die Folgen der Fondsschliessungen der Ruf des Unternehmens Schaden nehmen. Trifft dies zu, schliesst die CS den Verlust von Kundenbeziehungen und die Rücknahme von Geldern nicht aus.

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