Die Mantelgesellschaften können nun auch an der SIX gehandelt werden. Doch der grosse Spac-Hype ist bereits vergangenen Frühling abgeflaut.

Gut Ding will Weile haben: Pünktlich auf den 6. Dezember hin wird das Kotierungs-Reglement der Schweizer Börse dergestalt angepasst, dass neu so genannte Spacs an der SIX  (Special Purpose Acquisition Company) gelistet werden können. Die Börsenbetreiberin erhofft sich von den Mantelgesellschaften sowohl Wachstum im Bereich des traditionellen Parketts als auch im neu geschaffenen Segment «Sparks», welches KMU und Startups den Weg ins Börsenrund ebnen soll.

«Entscheid zur Kenntnis genommen»

Das Interesse an dem neuen Segment sei vorhanden, wie ein Sprecher auf Anfrage von finews.ch ausführte. Die SIX habe in den letzten 15 Monaten diverse Anfragen von verschiedenen Marktteilnehmer zum Thema erhalten.

Als heisser Kandidat für ein erstes Listing gilt das Spac-Projekt VT5 des aktivistischen Investors Gregor Greber. Dort hiess es am Dienstag auf Anfrage: «Wir von VT5 haben vom Entscheid Kenntnis genommen. Die Details der Regulierung werden wir in den nächsten Tagen im Detail sorgfältig und zeitnah evaluieren.»

Das klingt nicht gerade nach Feuer und Flamme, und dies ist den Machern VT5 nicht zum Vorwurf zu machen. Anfang Jahr hatte es erst danach ausgesehen, als seien die Experten des SIX Regulation Board mit dem Reglement soweit. Doch dann wurde das Gremium vergangenen März von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) zurückgepfiffen. Die Behörde monierte insbesondere Nachbesserungen beim Anlegerschutz.

Brennendes Interesse nach dem Corona-Crash

Dieser «Swiss Finish» musste dann nochmals in die Konsultation, was weitere Monate gekostet hat. Nun, da die Schweizer Spacs endlich von Stapel laufen können, fragt sich, ob diese noch auf grosse Nachfrage stossen.

Denn zweifellos ist der Hype um die Mantelgesellschaften seit dem vergangenen Jahreswechsel stark abgeflaut. Spacs gehen quasi auf Vorrat an die Börse, um dort das Kapital aufzunehmen, mit dem sie später private Unternehmen kaufen. Letztere werden dann über den Börsenmantel kotiert. Die Gefässe gibt es schon seit Jahren; erst nach dem Corona-Crash vom Frühling 2020 stiessen sie aber bei den Börsianern auf brennendes Interesse. Investoren suchten händeringend nach neuen Investments, und Spacs bieten obendrein eine Möglichkeit, Gelder für Jahre zu parkieren, ohne Negativzinsen zu zahlen.

Findet ein Spac innert einer gesetzten Frist kein Ziel, müssen sie die Anlegergelder vollumfänglich zurückzahlen.

Auch Tidjane Thiam und Sergio Ermotti mischen mit

Doch schon vergangenen Frühling begann das Interesse an den Finanzmärkten zu schwinden. Im ersten Quartal 2021 gingen in den USA im Schnitt 90 Spacs pro Monat an die Börse. Letzten April waren es nach Daten der Rating-Agentur Standard & Poor’s nur noch deren 14. In Europa vermochte des Spac-Boom nicht richtig zu zünden. Es blieb bei einigen verstreuten Kotierungen von Blankoscheck-Firmen. Auch um die Spac-Projekte von früheren Ex-Grossbankern ist es seither stiller geworden: Als Gründer taten sich hier auch Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti und der frühere Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam hervor.

Schon vergangenen Mai fragte sich deshalb finews.ch, ob die Schweiz den Boom nicht verpasst habe. Dass die hiesigen Regulatoren es mit dem Anlegerschutz genau nahmen, muss man ihnen allerdings nachsehen. Im Spac-Mekka USA wandte sich die Börsenaufsicht SEC im Frühjahr besorgt an die Investmentbanken; die Aufseher waren beunruhigt über den reissenden Absatz der Spac-Aktien bei Kleinanlegern, welche die komplexen Strukturen der Firmen nicht durchschauen können.

Aufgestaute Milliarden

Derweil zeigte sich, dass sich viele Spacs schwer tun, geeignete Ziele zu finden. Mitte Jahr sprach die US-Grossbank J.P. Morgan von über 400 Spacs, die nach Übernahmekandidaten suchen, mit 130 Milliarden Dollar Kapital und einem Mehrfachen an zusätzlichen Krediten. Doch die von den Blankoscheck-Firmen ausgelösten Deals verkamen zu einem Rinnsal – und entsprechend kamen die Kurse der Vehikel an der Börse unter Druck. Kurz: Der Spac-Zug ist an den westlichen Märkten abgefahren, und der Fahrtwind hat die Investoren nicht wenig zerzaust.

Aus Anlegersicht ist das zögerliche Schweizer Vorgehen also nicht nur schlecht gewesen. Für die SIX, die stets nach neuen Treibern für ihren Aktienhandel Ausschau hält, muss sich zeigen, ob sie mit dem neuen Segment noch den Anschluss findet.

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