Angesichts der rückläufigen Vermögen treten die Schweizer Privatbanken fast durchs Band auf die Kostenbremse. Das bringt allerdings nur kurzfristig Entlastung.

Was die Vorzeige-Institute des Swiss Private Banking derzeit an Vermögensschwund ausweisen, ist beträchtlich. So schrumpften die verwalteten Vermögen bei Julius Bär seit Jahresbeginn um 52 Milliarden Franken, wie das Zürcher Traditionshaus am (gestrigen) Montag mitteilte.

Zuvor hatte die Zürcher Konkurrentin Vontobel einen Rückgang um 42,5 Milliarden Franken gegenüber Ende 2021 vermeldet; bei EFG waren es in derselben Frist gut 31 Milliarden Franken. Bei der Credit Suisse (CS) verminderten sich die konzernweit verwalteten Kundengelder im dritten Quartal zum Vorjahr um gut 222 Milliarden Franken. Bei der Marktführerin UBS nahmen die investierten Gelder gar um 726 Milliarden Dollar ab.

Auch Ankeraktionäre werden ungeduldig

Die schwierige Weltlage und die schlechten Börsen schlagen seit dem zweiten Jahresquartal mit Wucht auf die Ertragsbasis der noblen Adressen durch. Das zeitigt Folgen. Hat sich das Management mancher Geldinstitute im vergangenen Sommer noch zurückgehalten, treten die Bankenchefs nun aufs Bremspedal.

Sinnigerweise macht es dabei keinen Unterschied, ob die Institute ein zersplittertes Aktionariat aufweisen wie etwa Julius Bär, oder über Unternehmerfamilien als Ankeraktionäre verfügen wie EFG International und Vontobel.

Stellenstopp verhängt

So hat das Zürcher Investmenthaus überraschend einen Stellenstopp verhängt. Vontobel will bis zum Jahresende über das ganze 2022 besehen bis zu 70 Millionen Franken weniger ausgeben als noch im Jahr zuvor. EFG International hat zumindest für das Jahr 2025 ein deutlich tieferes Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) von 69 Prozent in Aussicht gestellt, bei aktuellen 75 Prozent.

Die Massnahmen wirken, zumindest vorerst. Julius Bär vermochte die Bruttomarge seit Jahresbeginn nicht unwesentlich zu steigern. Auch EFG International darf sich rühmen, bis Ende September mit weniger Volumen mehr verdient zu haben. Bei der UBS waren die Gewinne im abgelaufenen dritten Quartal allerdings schon auf breiter Front rückläufig. Die weltgrösste Privatbank sparte zwar zum Vorjahr 348 Millionen Dollar an operativen Ausgaben. Doch die Erträge gingen mit -10 Prozent noch schneller zurück als die Kosten mit -6 Prozent.

Kosten-Ertrags-Verhältnis strukturell hoch

Nun scheint sich zu bewahrheiten, was die Analysten der britischen Bank Barclays bereits im Sommer vermerkten: Geht es abwärts mit den Erträgen, können die Schweizer Privatbanken mit ihren Einsparungen nicht mithalten. Dies, weil die Einkünfte immer noch stark am schieren Vermögensvolumen hängen, während die Kosten zumeist auf die teuren Kundenberater entfallen, die man möglichst bei der Bank zu halten versucht.

Die CIR, die strukturell schon hoch ist, droht sich dadurch weiter zu verschlechtern. Bei der CS hat die wichtige Kennzahl aufgrund der Verlustserie zuletzt 108 Prozent erreicht.

Sinken die Erträge weiter, und wollen die Akteure an der Kundenfront nicht einschneidend Stellen streichen, müssen andere Ausgaben für Sparmassnahmen herhalten. Zu befürchten ist, dass sich deshalb vor allem die Transformation der IT und die Digitalisierung verzögert. Hier steht die Branche insgesamt vor einer Herkulesaufgabe. Während die alten «Legacy»-Systeme immer noch einen Grossteil der Kosten verursachen, verspricht auch die Umstellung von IT-Diensten aus der Datenwolke teuer zu werden.

Alternativlose Ausgaben

Hört man sich bei Informatik-Spezialisten und Beratern um, haben die Privatbanken mit der Umstellung auf die «Cloud» eben erst begonnen. Diese Umstellung scheint zudem – so finden jedenfalls die Experten – alternativlos zu sein. Wer nicht mithalten kann, droht mittelfristig von neuen oder branchenfremden Akteuren aus dem Markt gedrängt zu werden. Damit zeichnet sich eine schwierige Gratwanderung zwischen Sparen und Investieren ab.

Die Bank Julius Bär, die am Montag Interimszahlen veröffentlichte, möchte bis in drei Jahren rund 1 Milliarden Franken für Technologie ausgeben – und Jahr für Jahr 40 Millionen Franken einsparen. Mit angezogener Handbremse wird also das Gaspedal durchgedrückt. Die Folge davon ist eine Belastungsprobe für das gesamte Gefährt.

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