Beim Umbau des UBS-Investmentbanking kommen nun auch Kader der Credit Suisse zum Zug. Dennoch können sich Ehemalige der übernommenen Grossbank nicht in Sicherheit wiegen.

Über die Reorganisation, mit der die UBS in ihrem Investmentbanking nun offenbar ernst macht, sind seit Wochenbeginn zwei – von der Grossbank nur teilweise bestätigte – Nachrichten nach aussen gedrungen.

Die eine betrifft das klassische Geschäft mit der Beratung von Firmen und Kapitalmarkt-Transaktionen, das Global Banking. Wie aus einem bankinternen Schreiben hervorgeht, das auch finews.ch vorliegt, hat die UBS dort unter rund 40 Ernennungen einige Kader der Credit Suisse (CS) für einflussreiche Positionen berücksichtigt.

Von 100 auf 20

Zu nennen sind namentlich David Kostel, Co-Leiter Coverage, Tom Churton, der neue Stabschef, Jon Levin, Leiter für das Geschäft mit Retailfirmen, David Kostel, global verantwortlich für den Bereich Healthcare, Mark Warm, Co-Leiter für das Anleihengeschäft, Scott Lindsay und Robin Rankin, ihrerseits Präsidenten für das weltweite Business mit Fusionen und Übernahmen (M&A).

Die UBS betrachtet das Vorgehen als Beweis dafür, dass sie den bisherigen CS-Mitarbeitenden eine faire Chance bei der Verteilung von Positionen einräumt.

Allerdings machte am Montag auch diese Nachricht die Runde: Im CS-Investmentbanking in Hongkong werde das Team von 100 auf noch 20 Stellen eingedampft, berichtete die Agentur «Reuters», ohne dass die UBS dies bestätigt hätte.

Bereits im vergangenen Juli war eine erste Entlassungswelle bei der kombinierten Bank erwartet worden. Wobei Beobachter mit den grössten Einschnitten bei der Investmentbank in London, New York und Asien rechneten. Insgesamt könnten beim Institut bis Ende Jahr 35’000 Stellen wegfallen, wird gemutmasst.

Trügerische Hoffung

Zwei Nachrichten, zwei Vorgehensweisen. Doch wahrscheinlicher ist es, dass in den nächsten Wochen der aus Hongkong berichtete Abbau der «modus operandi» der UBS sein wird. Mit anderen Worten: das Investmentbanking der CS wird grösstenteils abgewickelt, und nur einzelne Köpfe und Bereiche können auf eine Weiterbeschäftigung bei der kombinierten Bank hoffen.

Dass ein Rückbau im Investmentbanking geschehen muss, hat die UBS-Führung um Chef Sergio Ermotti und Präsident Colm Kelleher oft genug wiederholt: Der Konzern werde künftig noch stärker auf die Vermögensverwaltung ausgerichtet. Das Investmentbanking dürfe höchstens 25 Prozent der risikogewichteten Aktiven in der Bankbilanz beanspruchen. Dieses Versprechen ist auch ein wesentliches Argument für das Eigenkapital-Moratorium bis Ende 2029, das die Aufsicht der UBS zugebilligt hat.

Nicht weniger Spielraum

Doch nicht überall dürfte das Messer gleich angesetzt werden. Sinnigerweise hat sich nämlich mit der stark erweiterten Bilanz der kombinierten Bank – nimmt man die Werte von Ende 2022 hinzu, wäre sie mehr als mehr als 1’600 Milliarden Dollar «lang» –, auch der Spielraum der UBS-Investmentbank vergrössert. Dies, wenn die Bilanzrisiken nicht anteilsmässig, sondern in absoluten Zahlen gerechnet werden.

Selbst, wenn dieses Geschäft von heute 30 Prozent auf 25 Prozent zurückgefahren wird, bedeutet dies also nicht zwingend, dass die UBS bei ihrem althergebrachten Investmentbanking abzwacken muss. Naheliegender ist vielmehr, dass die Grossbank dies schwergewichtig beim Geschäft der CS tun wird. Das grosse Handelsgeschäft, über das die CS neben dem Firmen- und Kapitalmarkt-Business verfügte, wollte die Käuferin von Anfang herunterfahren.

Grösster Hebel

Dies umso mehr, als im CS-Investmentbanking der Schlüssel liegt, um gleich noch weitere Ziele der UBS zu erreichen. So verursachte die CS-Investmentbank zuletzt jährliche Kosten von 7 Milliarden Dollar. Wird dieses Geschäft abgewickelt, kommt die kombinierte UBS ihrem globalen Sparziel von 8 Milliarden Dollar bis Ende 2027 schon sehr nahe.

In ihrer Investmentbank beschäftigte die CS zudem das meiste Personal – traditionell der grösste Kostenfaktor im Banking und damit ein gewaltiger Hebel für die Sparpläne von Ermotti und Kelleher. Es ist davon auszugehen, dass die UBS-Spitze diesen Hebel nutzen wird.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.91%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.03%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel