Die Suspendierung von Tim Haywood wird für GAM wohl schwere Konsequenzen haben. Recherchen von finews.ch deuten daraufhin, dass im Risikomanagement Fehler gemacht worden sind.

Im Fall um den suspendierten Investmentmanagers Tim Haywood hat GAM begonnen, die Vermögenswerte in den geschlossenen Absolute-Return-Bonds-Fonds zu liquidieren und die ersten Rückzahlungen an die Investoren zu leisten. Allerdings ist noch unklar, wieviel die Kunden von ihrem Geld effektiv wiedersehen werden.

Gleichzeitig dominieren nun vier Fragen. Erstens: Ist die Liquidation der Flaggschiff-Fonds nur die Spitze eines Eisberges im undurchsichtigen «unconstrained»-Universum, und wird es auch bei anderen Vermögensverwaltern zu ähnlichen Aktionen kommen?

Hintergründe nach wie vor unklar

Zweitens: Werden GAM-Kunden auch aus anderen Strategien Gelder abziehen? Drittens: Kann GAM diese Krise überwinden? Und viertens: Was sind die wahren Hintergründe für die Suspendierung Haywoods?

finews.ch hat mit ehemaligen leitenden GAM-Angestellten sowie mit Londoner Asset Managern gesprochen, welche die Vorgänge genau beobachten. Die ersten beiden Fragen wurden einhellig beantwortet.

Viele Quartal mit Geldabflüssen

Keine der befragten Personen, die nicht genannt werden wollen, geht davon aus, dass der ARBF-Fall bei GAM auf andere Asset Manager übergreifen wird und im schwer überschaubaren Kredit-Universum Risiken à la Subprime schlummern. «Es ist ein Problem, das nur GAM betrifft», sagt ein Obligationen-Investmentmanager zu finews.ch.

Hingegen erwartet er, dass die ARBF-Liquidation innerhalb von GAM ansteckend sein dürfte. «Wir werden nun einige Quartale lang Geldabflüsse sehen», ist sich der Manager sicher. Ausgemacht ist unter vielen Beobachtern auch, dass GAM eine Übernahmekandidatin geworden ist. Damit ist auch Frage drei beantwortet.

Schwer in die Schwerindustrie investiert

Zur Klärung der vierten Frage trägt ein am Wochenende erschienener Artikel der Nachrichtenagentur «Bloomberg» bei. Demnach investierte Haywood grosse Summen in Kreditpapiere, die zu Unternehmen der GFG Alliance gehören. Dabei handelt es sich um eine von der britisch-indischen Familie Gupta gegründete Unternehmensgruppe, die vornehmlich in der Schwer-, Rohstoff- und Energieindustrie investiert ist.

Der Chef der GFG Alliance, Sanjeev Gupta, erhielt in jüngster Zeit von britischen und australischen Medien viel Aufmerksamkeit, nachdem er eine Reihe von kriselnden Stahl- und Energieunternehmen übernommen hatte.

Haywood finanzierte eine Kapitalgesellschaft

Involviert war auch die australische Handelsfinanzierungsfirma Greensill des Milliardärs Lex Greensill. «Bloomberg» schreibt, Greensill habe als Mittelsmann zwischen Gupta und GAM fungiert. Haywood habe mit seinen Fonds zeitweise die gesamte Finanzierung von Greensill Capital übernommen. Die involvierten Firmen gaben kein Kommentar ab.

GAM hat wiederholt festgehalten, dass Haywood keine Anlagerichtlinien verletzt habe. Die vom Management und Verwaltungsrat gefasste Entscheidung zur Suspendierung sei wegen des Verhaltens von Haywood gefallen.

Tiefe Liquidität, höheres Risiko

Der 53-jährige Brite war lange ein Erfolgsgarant, zunächst für die Zürcher Privatbank Julius Bär und später für GAM. Nun wirft ihm das Unternehmen vor, er habe teilweise sein privates Mail genutzt und gegen das Spesenreglement verstossen. Ausschlaggebend für die Suspendierung sei aber die mangelnde Due Diligence bei gewissen Investments gewesen, sowie lückenhafte Dokumentation.

Bekannt ist, dass Haywood in Kreditpapiere investierte, die eine tiefe Liquidität aufwiesen, was generell ein höheres Risiko für die Investoren birgt. Bekannt ist auch, dass Haywoods Fonds – wie insgesamt der Bondmarkt – dieses Jahr schlecht performten.

Zweifel am Risikomanagement...

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