Lawrence Calcano, der Mann, der eBay an die Börse brachte, spricht mit finews.ch über die «Demokratisierung» alternativer Investments als Anlageklasse der Zukunft.

Der Zugang zu alternativen Anlagen war und ist immer noch zu einem grossen Teil eine exklusive Angelegenheit, zu der nur sehr wohlhabende Investoren Zugang haben.

Dabei denkt man fast automatisch an Männer in massgeschneiderten Anzügen, die in Clubs oder auf Yachten bei Zigarren und Whisky verschwiegene Geschäfte abwickeln.

Doch jetzt, da Unternehmen versuchen, diesen Markt zu öffnen und alternative Anlagen einem breiteren Publikum anzubieten, ändert sich das.

Hohe Einstiegshürde

In der Vergangenheit nahmen Private-Equity-Manager oder Hedge-Fonds grosse Engagements von einer kleinen Anzahl von Anlegern entgegen. Dabei lag das Minimum bei einer Million Dollar oder sogar bei bis zu 20 Millionen Dollar. Dies bedeutete, dass diese Investments weitgehend institutionellen Anlegern vorbehalten waren.

Was für einen breiteren Zugang fehlte, war eine Struktur, die es Privatanlegern ermöglichte, beispielsweise 100’000 Dollar in zehn verschiedene Fonds zu investieren und ihre Portfolios zu diversifizieren, und trotzdem ein grosses Engagement in der Anlageklasse zu haben.

«Hier kommen wir ins Spiel»

«In der Vergangenheit lag die gesamte Wertschöpfung in den Händen institutioneller Anleger. Nun wollen die Banken und Vermögensverwalter auf privaten Kunden den Zugang erleichtern. Hier kommen wir ins Spiel», erklärt Lawrence Calcano, Gründer und CEO von iCapital im Gespräch mit finews.ch.

«Ein grosser Teil der Wertschöpfung findet statt, wenn die Unternehmen noch privat sind. Und die Unternehmen bleiben länger privat, seit die Börsenentwicklung so volatil ist», sagt Calcano.

Falsche Manager

Bei alternativen Anlagen sei die Wahl des richtigen Managers von entscheidender Bedeutung, so Calcano weiter. Der Unterschied zwischen den besten und schlechtesten Viertel der Manager bei Long-only-Fonds könne rund 200 Basispunkte betragen.

Bei Private-Equity-Managern könne der Unterschied jedoch 1’000 Basispunkte ausmachen. «Wenn Sie bei den falschen Managern investieren, werden Sie diese Renditen nicht erzielen».

Schlüssel zum Erfolg

Ein wichtiges Element im Rahmen des Demokratisierungs-Prozesses sei es, den Zugang zu den besten Managern mit höherer Performance zu ermöglichen, «denn in dieser Anlageklasse ist die Auswahl der Manager der Schlüssel zum Erfolg», so Calcano.

iCapital ist als Technologie-Plattform geschaffen worden, um beide Seiten zusammenzubringen, wie finews.ch schon früher berichtete. Das Angebot wird dabei auf die Bedürfnisse der jeweiligen Kunden zugeschnitten.

Zusammenarbeit mit der UBS

Wie auch finews.ch berichtet hatte, hat die UBS ihre Zusammenarbeit mit iCapital verstärkt, um deren Plattform für die Betreuung vermögender Kunden in der Schweiz und in Asien zu nutzen. «Die UBS braucht unsere Hilfe nicht bei der Suche nach Managern. Aber wir können ihre Infrastruktur für alternative Anlagen schaffen, sie mit unserer Technologie versorgen und ihr alternatives Ökosystem aufbauen», sagt Calcano.

In ähnlicher Weise benötige ein Partner wie Blackstone keine Hilfe beim Produktvertrieb, sondern eher eine digitale Lösung zur Verarbeitung seiner Produkte, da seine Plattform für institutionelle Anleger und nicht für die kleineren Aufträge einer vermögenden Privatperson entwickelt wurde.

Kritische Stimmen

Aber nicht jeder ist so zuversichtlich, was die Demokratisierung der privaten Kapitalmärkte angeht. Da die Finanzmärkte von den Zentralbanken mit billigem Geld überschwemmt wurden, hat dieses Kapital ein neues Zuhause gesucht. Darüber hinaus haben regulatorische Änderungen dazu geführt, dass alternative Anlagen für mehr Anleger zugänglich sind.

So hatte etwa Elif Aktug, die erste weibliche geschäftsführende Gesellschafterin bei Pictet gegenüber finews.ch vor übermässiger Liquidität gewarnt. «Das Ergebnis ist ein neuer und wachsender Kapitalfluss in die Privatmärkte. Ein grosser Teil davon kommt von Anlegern, für die Private Equity bis vor kurzem weitgehend unerreichbar war. Theoretisch klingt das alles nicht besonders problematisch. Es geschieht jedoch nicht im luftleeren Raum, sondern in einem Umfeld übermässiger Liquidität, die von den Zentralbanken angeheizt wird.»

Druck geht weiter

Diese überschüssige Liquidität wird nun abgeschöpft, da die grossen Zentralbanken angesichts der steigenden Inflation ihre Geldpolitik straffen.

Aktug betonte weiter, dass Anleger ein klares Verständnis der Gebühren bei Private Equity benötigen, die nicht immer transparent sind. Sie räumt ein, dass der «Demokratisierungsdruck unvermeidlich weitergehen wird und, wenn er richtig gemacht wird, positiv sein kann», da er eine Diversifizierung des Portfolios und bessere potenzielle Renditen ermöglicht.

«Der nächste zyklische Abschwung könnte überproportionale Auswirkungen auf Investoren haben, die nicht so gut darauf vorbereitet sind. Private-Equity-Investitionen von Kleinanlegern mit geringem Vorwissen und ohne Beratung werden wahrscheinlich nicht zum Erfolg führen». Mit den Entwicklungen auf den globalen Finanzmärkten nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine ist dieser Abschwung gekommen.

Mit Bildung zum Erfolg

Auch Calcano spricht diesen Punkt an und sagt, dass das Verständnis bei alternativen Anlagen ein Schlüsselelement für die richtige Entscheidung ist. Wenn Vermögensverwalter sich die Zeit nehmen, ihre Berater und Kunden über alternative Anlagen aufzuklären und deren Bedürfnisse zu verstehen, sind beide besser für den Erfolg aufgestellt, sagt er.

«Wissen und Bildung sind das A und O», betont er, und «wir glauben grundsätzlich, dass die Zusammenarbeit mit Vermögensverwaltern und ihren Beratern der richtige und verantwortungsvolle Weg ist, um diese Anlageklasse zu demokratisieren. Diese Art von wichtigen Anlageentscheidungen sollte mit der Unterstützung eines vertrauenswürdigen Beraters getroffen werden».

 

 

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