Mit dem Kauf des Vermögensverwaltungs-Geschäfts von Merrill Lynch 2012 schaffte Ex-Bär-CEO Collardi einen Wachstumssprung, welcher die Bank über die Marke von 300 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen hievte. Je grösser eine Bank aber wird – Ende Oktober verwaltete Bär gut 420 Milliarden Franken – desto grösser müssen die Ziele werden, um wirklich lohnend zu sein. Wie finews.ch allerdings schon 2017 festhielt, ist das nicht einfach. Für Notenstein bot Vontobel dem Vernehmen nach mehr als die «Bären», die Übernahme von EFG International wäre zwar ein Coup – dort dementiert man allerdings die regelmässigen Gerüchte um Verkaufsabsichten jeweils energisch.

Damit bleiben die kleineren Banken, unter denen es in den letzten Monaten vermehrt zu Zusammenschlüssen gekommen ist. Für die Führung von Julius Bär, welche die Zeit seit Collardis Rücktritt mit Aufräumen verbracht hat, ist das Risiko solcher Kaufgelegenheiten allerdings grösser, als der kleine Fortschritt es rechtfertigen würde.

5. Kunden sind zu passiv

Auch das Alltagsgeschäft ist schwierig genug. Gegen die hohen Cashbestände der Kunden scheint im Private Banking (noch) kein Kraut gewachsen. Die Inaktivität der Kunden hat sich in den letzten Monaten als Krux des Metiers erwiesen, was sich auch bei Julius Bär in der Bruttomarge widerspiegelt. Diese lag zuletzt auch wegen Sonderfaktoren mit gut 82 Basispunkten deutlich unter den 85,5 Prozent von Ende 2018.

Die Vergabe von Krediten gilt als eine Möglichkeit, die Marge aufzubessern – birgt aber Risiken. Noch ist offenbar der Beratungsansatz und die Produktepalette im Swiss Private Banking attraktiv genug, um im geänderten Umfeld reiche Kunden wieder in Scharen zum Investieren zu bewegen. Grosse Hoffnungen ruhen auf der Technologie (siehe Punkt 7), welche Beratern mehr Zeit mit dem Kunden verschaffen soll.

6. Neue Geschäftsfelder auf gut Glück

Auch wenn sich Privatbanken gern mit ihrer Technologie, ihrem einzigartigen Ansatz, ihrem Kundenfokus und ihrer «DNA» brüsten – letztlich verkaufen sie alle dasselbe. Wohl die letzte echte Neuerung war der Entscheid mehrerer Banken, auch Vermögen von Krypto-Unternehmen und -Millionären entgegenzunehmen. Julius Bär deckt diesen Bereich über eine Kooperation mit Seba ab, an der die Zürcher Traditionsbank auch beteiligt ist. Über die Aufbewahrung und den Handel mit den virtuellen Währungen hinaus, gab es allerdings auf Produktseite im Private Banking länger keine echte Innovation mehr – was auch den Margenschwund zum Teil erklären könnte.

Statt Neuerungen im Banking setzen viele Institute stattdessen auf alternative Dienstleistungen für Reiche. So betreibt zum Beispiel Bergos Berenberg ein Family Office namens Bergos Fleming, wo die Kunden auch über das reine Geld hinaus umsorgt werden.

7. Millionen für neue Technologie

Ob eine Verbindung zwischen dem alten Schweizer Kernbankensystem und der neuen europäischen Lösung, oder ein Roboadvisor, der mit seiner Netflix-artigen Funktion, den Kunden aufgrund ihres bisherigen Interesses genau die richtigen Produkte anzubieten, den Kundenberatern enorm viel Geld spart: Julius Bär hat grosse Pläne in Sachen Technologie.

Von 2014 bis 2019 hat die Bank über 1 Milliarde Schweizer Franken in ihre Informatik gesteckt. Doch die Digitalisierung fordert weiterhin ein hohes Tempo. Folglich werden auch dort die Herausforderungen für CEO Rickenbacher – und seine Kollegen im Swiss Private Banking – sicher nicht nachlassen.

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