Die vormalige Credit-Suisse-Frau Florence Schnydrig Moser zieht in die Geschäftsleitung der Zürcher Kantonalbank ein. Fünf Gründe, warum sie in den nächsten Jahren den altgedienten CEO Martin Scholl beerbt.

Einmal Grossbankerin, immer Grossbankerin: Bei der Credit Suisse (CS) hat Florence Schnydrig Moser Karriere gemacht und steigt nach einem Abstecher als Chefin der CS-Kreditkartentochter Swisscard AECS ab 2021 ins Management der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ein. In der Geschäftsleitung der grössten Staatsbank des Landes wird die Bilingue-Walliserin die einzige Frau sein, zudem sticht sie mit breiter Banking-Erfahrung und hohen Qualifikationen heraus. 

Vieles spricht deshalb dafür, dass der Kadervermittler Egon Zehnder, der mit der Suche nach eine Nachfolger für Private-Banking-Chef Christoph Weber beauftragt war, mit der 48-Jährigen auch gleich eine Spitzenkandidatin fürs höchste Amt zur ZKB brachte. Das sind die Argumente, warum sie in zwei bis drei Jahren den altgedienten Chef Martin Scholl bei der Staatsbank beerben wird.

1. Erfahrung und Qualifikation

Schnydrig Moser dürfte in der ZKB-Geschäftsleitung punkto Spektrum ihrer Erfahrung kaum jemand das Wasser reichen. Nach dem Karrierestart bei der UBS wechselte sie im Jahr 2000 zur CS, wo sie unter anderem in Zürich, Australien und Hongkong tätig war. Auf dem Karriereweg lernte sie das Retail-, Firmenkunden- und Private Banking kennen, und als Chefin von Swisscard seit 2018 das Payment-Business. Das sind alles Bereiche, in der auch die ZKB tätig ist. Gute Voraussetzungen, um den Praxistest im Tagesgeschäft an der Spitze ihrer Sparte zu bestehen.

Hinzu kommt eine Top-Ausbildung: Schnydrig Moser studierte Mathematik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und erwarb zusätzlich die Lehrberechtigung als Gymnasiallehrerin für Mathematik. Sie ist überdies Chartered Financial Analyst (CFA).

2. «Alte» Geschäftsleitung

Von den acht Mitgliedern der ZKB-Generaldirektion sind sechs 58 Jahre alt oder älter; das ordentliche Pensionierungsalter bei der Bank beträgt 64 Jahre, die generelle Alterslimite liegt bei 70 Jahren. Damit kommt ein Grossteil der gegenwärtigen Manager für die CEO-Nachfolge kaum infrage, wenn man die Amtsdauer von Chef Scholl zur Vorlage nimmt: Seit 2007 auf dem Posten, ist er einer der dienstältesten Bankchefs des Landes.

3. Fehlendende Nachfolge

Wie Beobachter berichten, hat der amtierende CEO Scholl bei der ZKB keinen Nachfolger herangezogen; als eng beschrieben wird seine Beziehung zu Private-Banking-Leiter Weber – der nun aber noch vor Scholl bei der Bank ausscheidet. Das erhöht die Chancen für eine Newcomerin von aussen zusätzlich.

4. Erprobte Netzwerkerin

Während ihrer Karriere bei der UBS und der CS hat die Bankerin zahlreiche Sparten und Regionen kennengelernt und die dortigen Kontakte zu ihrem Netzwerk hinzufügen können. Nennenswert ist insbesondere auch die Einbindung in Frauennetzwerke: Als Produktechefin bei der CS Schweiz etwa arbeitete sie eng mit der damaligen operativ-Chefin Dagmar Kamber Borens und der Digitalleiterin Anke Bridge Haux zusammen.  

Zudem betätigt sie sich als Vizepräsidentin von Advance, einem Netzwerk von über 100 Schweizer Firmen, das sich für Gleichstellung am Arbeitsplatz einsetzt. Die Fähigkeit, betriebsinterne Allianzen zu schmieden, dürfte ihr bei der ZKB auf dem Weg nach oben helfen.

5. Politik

Die ZKB befindet sich gänzlich im Besitz des Kantons, der Bankrat (Verwaltungsrat) wird vom Kantonsparlament und nach Parteizugehörigkeit bestellt. Dies macht das Institut zu einem eminent politischen Gebilde. Als hoch qualifizierte und noch relativ junge Bankerin bringt Schnydrig Moser gute Voraussetzungen mit, auch in diesem Umfeld zu punkten: Zürich könnte als (bislang) einziger Kanton mit einer Chefin an der Spitze der «eigenen» Kantonalbank einen schweizweiten Coup landen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.12%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.76%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.5%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.41%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.21%
pixel