Die Kryptobank Sygnum legt ein atemberaubendes Tempo vor. Doch nun kommt es beim Institut zu prominenten Wechseln im Management – und zu Verzögerungen in einem wichtigen Geschäftsbereich.

Die Zürcher Kryptobank behält die Schlagzahl trotz Coronakrise hoch. Letzte Woche lancierte Sygnum die Tokenisierungs-Plattform Desygnate samt Handels-Plattform für den Sekundärmarkt. Vermittels der Blockchain-Technologie lassen sich so in Zukunft Wertschriften, Wagniskapital-Investments, Immobilien, rare Weine und viele Vermögenswerte mehr handeln und einbuchen.

Alleiniger Chef

Dies, nachdem das in der Schweiz und Singapur aufgestellte Institut dieses Jahr schon den tokenisierten Franken DCHF und eine Börse für Kryptoanlagen an den Start brachte. All das soll helfen, Kunden und Vermögen fürs noch wenige erprobte Krypto-Banking zu gewinnen – nach 15 Monaten als Bank verwaltet Sygnum mehrer Hundert Millionen Franken an Vermögen, unter anderem in Kryptoanlagen sowie Stablecoins.

Hinter den Kulissen sind die Dinge ebenfalls im Fluss, wie sich zeigt. So verabschiedet sich das Startup von der Co-Führung: Mathias Imbach wird ab Januar als alleiniger CEO die Zügel an sich nehmen. Dies, während Mitgründer Manuel Krieger (Bild unten) sich in den Verwaltungsrat zurückzieht. Dies bestätigte Imbach auf Anfrage.

Manuel Krieger 500

Brüder im Top-Management

Krieger wird sich künftig auf die Bereiche Technologie und Asset Management sowie auf die Personalentwicklung und die Firmenkultur fokussieren. Auf dem Sprung ist auch Stephan Kunz, bisher der operative Chef (COO) der Bank. Ihn ersetzt auf dem Posten Martin Jost, der bis anhin als Produktechef amtete.

Das ist noch nicht alles. Um die match-entscheidende IT der Kryptobank wird sich künftig Philippe Imbach kümmern – der Bruder des CEO. Wie letzterer gegenüber finews.ch ausführte, habe er sich vom Ernennungsprozess zurückgezogen. Aber auch wenn Philippe nicht direkt Mathias unterstellt ist, werden die beiden Brüder doch künftig zusammen im Top-Management sitzen. Das wirft Fragen bezüglich der guten Unternehmensführung auf.

Turbulenzen auch bei der Konkurrenz

Luka Müller, Sygnum-Präsident und Partner der Wirtschaftskanzlei MME, hat die Personalie offenbar durchgewunken. Zu den prominenten Investoren des Instituts zählen der einstige Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand und der Ex-UBS-Chef Peter Wuffli, der auch im Verwaltungsrat sitzt.

Mit den Abgängen und Wechseln steht Sygnum nicht alleine da; die in Zug beheimatete Konkurrentin Seba, die 2019 gleichzeitig wie Sygnum die Banklizenz erhielt, geht dieses Jahr ebenfalls durch Turbulenzen. Das noch nie dagewesene Pandemie-Umfeld paart sich dabei mit Kinderkrankheiten, wie sie bei Startups immer wieder drohen.

Verzögerte Verwahrung

Im Fall der Zürcher sind es nun Verzögerungen bei der Verwahrung von digitalen Assets. Wie mehrere Kenner der Vorgänge berichten, kommt das mit der Swisscom-Tochter Custodigit entwickelte «Storage»-Angebot nur mühsam voran; vor wenigen Wochen verkündete dann Taurus, eine Genfer Konkurrentin von Custodigit bei der Verwahrung von Token und Coins, Sygnum als Kundin gewonnen zu haben. Ebenfalls hat Sygnum den Handel mit den Coins der Stiftung Tezos aufgenommen – abermals mit Taurus als Partner.

Der Telekomriese Swisscom wollte die Verzögerungen bei Custodigit auf Anfrage nicht kommentieren. Offenbar sollen aber Custodigit und Sygnum unterschiedliche Fahrpläne für den Rollout der Lösung verfolgt haben; den Insidern zufolge gab es auch Anpassungen bei der IT der Kryptobank.

Break-even nicht vor 2022

Bankchef Imbach erklärt dazu, dass Sygnum bewusst mehrere Anbieter für die Verwahrung von digitalen Anlagen einbinden wolle. Dies, um den institutionellen Kunden eine möglichst breite Auswahl zu bieten. Integriert sind via digitale Schnittstellen (API) derzeit Custodigit, Taurus und Securosys, wobei via die Swisscom-Tochter 95 Prozent der Assets verwahrt sind. «Unsere enge Partnerschaft mit Swisscom und Custodigit ist aus meiner Erfahrung für alle Kunden ein grosser, zusätzlicher Vertrauensfaktor», so Imbach.

Noch befindet sich das Kryptoinstitut voll im Aufbau, was hohe Investitionen in die Erweiterung der Bankplattform nötig macht. Dazu hat die Kryptobank in diesem Jahr bereits wieder Gelder bei Investoren abgerufen. Die Summe bleibt geheim. Vor 2022 oder 2023 werde die Gewinnschwelle nicht erreicht, sagt CEO Imbach.

Pilot mit Galaxus

Mit zu diesen Erweiterungen zählt die Eingangs erwähnte «Stablecoin» DCHF. Auch hier gibt es noch Einschränkungen. So funktioniert das Zahlungsmittel vorerst nur zwischen Sygnum-Kunden, was die Reichweite einschränkt. Derzeit unternimmt es die Kryptobank in einer zweiten Phase, regulierte Gegenparteien wie Banken, Broker und Handelsplattformen für die Stablecoin zu erschliessen.

Die dritte Phase würde dann in der breiten Verwendung des DCHF fürs Online-Shopping bestehen. Wann diese Phase umgesetzt wird, lässt Imbach offen. Immerhin gibt es hierfür schon einen Piloten: Sygnum hat dazu ein Projekt mit dem führenden Schweizer Online-Händler Galaxus lanciert.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.48%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.38%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.23%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.29%
pixel