Das ambitionierte Bankenprojekt Seba Crypto stand in den Startlöchern, der Champagner war schon kalt gestellt. Doch die Finma in Bern lässt sich weiterhin Zeit, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Ansagen wie diese sind immer mit einem Risiko behaftet. Insbesondere, wenn die Finma das letzte Wort hat.

Aber Seba Crypto, das prominent besetzte Krypto-Bankenprojekt in Zug, hatte den Erhalt der Banklizenz der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) im zweiten Quartal 2019 erwartet. Die Finma hatte sich selbstredend dazu nie offiziell geäussert. Doch Seba-CEO Guido Bühler war sich seiner Sache offenbar sicher.

Ein Privatkonzert zur Feier?

Wie finews.ch weiss, hat sich selbstbewusste Banker zuletzt auch mit weltlicheren Ideen beschäftigt. Nämlich wie der offizielle operative Start als erste Krypto-Bank der Schweiz gefeiert werden könnte.

Guido Buehler

Ein privates Pop-Konzert wäre ganz nach dem Geschmack des ehemaligen UBS-Bankers. Dem Vernehmen nach schwebt Bühler die britische Band «Coldplay» vor, die sonst ganze Fussball-Stadien füllt und immerhin bereits über 80 Millionen Tonträger verkauft hat.

Die Aufbauarbeiten sind abgeschlossen

Doch Bühler muss seine Party-Ideen für die Auftaktfeier bis auf Weiteres verschieben. Die Finma hat das zweite Quartal verstreichen lassen, ohne dass Seba grünes Licht aus Bern erhalten hätte. Die inzwischen rund 50 Angestellten der Bank in spe wären an und für sich bereit, um loszulegen.

Seba habe alle Aufbauarbeiten soweit abgeschlossen, dass der operative Betrieb aufgenommen werden könnte, sagte ein Sprecher. Bezüglich der ausstehenden Banklizenz sagte er: «Seba steht mit der Finma in einem ständigen und konstruktiven Dialog und ist überzeugt, die Anforderungen bezüglich einer Banklizenz zu erfüllen.» Bühlers Party-Ideen kommentierte der Sprecher nicht.

Spätsommer oder Herbst

Bei der Finma ist es der langjährige Leiter Bewilligungen Hansueli Geiger, der dem Vernehmen nach dem Bankprojekt von Seba Crypto aufgeschlossen gegenüber steht. Doch die Mühlen mahlen in Bern erfahrungsgemäss langsamer, als jeweils gehofft wird. Die Aufsichtsbehörde kommentierte das Ausstehen der Seba-Bewilligung nicht. Wie finews.ch aber vernommen hat, hofft man bei Seba nun auf den Spätsommer oder frühen Herbst.

Die werdende Zuger Krypto-Bank ist nicht das einzige Institut, welches auf die Finmalizenz wartet. Mit Sygnum steht ein weiteres ambitioniertes und hochkarätig besetztes Startup – beteiligt sind unter anderen Ex-Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand und Ex-UBS-Chef Peter Wuffli – in den Startlöchern.

Zwei Banklizenzen gleichzeitig

In involvierten Kreisen heisst es nun, die Finma wolle Seba und Sygnum die Banklizenzen gleichzeitig vergeben, um in diesem noch unbesetzten Markt keines der Banken-Startups zu bevor- oder zu benachteiligen.

Zudem streben diverse andere Schweizer Krypto- und Blockchain-Unternehmen Vertriebs- und Effektenhändler-Lizenzen an. Aus diesen Kreisen hört man, die Finma habe auf Basis der eingereichten Gesuche und Bedürfnisse der Player einen einheitlichen Regelrahmen erstellt. Dies habe etwas mehr Zeit in Anspruch genommen, was sich nun auf die Erteilung der Lizenzen auswirke.

Die Lizenz ist eine Bedingung

Gegen die Verzögerung können Bühler und Seba Crypto wie auch Sygnum um die Mitgründer Mathias Imbach und Manuel Krieger wenig unternehmen. Ohne Banklizenz müssten die Krypto-Institute strategisch allerdings schwer über die Bücher. Imbach, der das Sygnum-Projekt in Singapur vorantreibt, sagte kürzlich gegenüber finews.ch, man habe keinen Plan B.

Auch für Seba Crypto ist die Banklizenz eine Bedingung. Bühler und seine Mitgründer haben für das Projekt vorab über 100 Millionen Franken bei Investoren eingesammelt. Darunter ist auch die Privatbank Julius Bär, welche die geplante Kooperation mit Seba Crypto davon abhängig macht, ob das Startup von der Finma den Bankenstatus erhält.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.86%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.1%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.91%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.53%
pixel